[hamburg / 16.06.2018] golden pudel club: warning

die warning gab es schon einmal im about blank, sie fiel nur auf die nachtdigital 2017. die nächste in berlin ist im september und die wirklich nächste morgen im golden pudel club der hansestadt. den habe ich eh noch nie gesehen und gerade nach den turbulenten letzten jahren kann ein wenig unterstützung nicht schaden.

nachbetrachtung
na, das war ein einstand. nach dem bummel durch vier, fünf plattenläden (unklar, slam, hanseplatte, smallville, otaku) beim gemeinsamen abendessen nahe reeperbahn sitzen, dabei erfahren, dass kaletta und piracy in berlin geblieben sind und man den club schon ab 20 uhr bespielen könne (vorher war ab 23 uhr geplant). dann gefragt worden, ob ich das nicht machen wolle. der laptop war zwar nicht weit weg, aber für vorbereitung keine zeit. meine sicherung auf sd-karte hatte ich auch nicht dabei, aber immerhin neun platten durch den einkauf (darunter einige giegling) in der tasche.

also rüber zum pudel (zu der zeit noch ohne dach). und damit gehört zum ersten, was ich im pudel gemacht habe, eine nadel auf eine der giegling-platten zu setzen (es war der ambient-track auf der „talk“ von leafar legov). ein glück läuft das im club so wie in alten discotheken: die residents haben ihre platten gleich da. hat gleich so einiges gerettet, weil die neun platten definitiv nicht für zwei stunden gereicht hätten. dabei die „makesnd cassette“ von snd entdeckt (die sich gut mit der frisch gekauften „blue pool“ von khan ergänzte), die „feelings on a screen“ von bochum welt stand auch herum sowie transmat-erstpressungen, das „great lengths“-album von martyn, neuere hessle audio, diverse „parts“ von herbert – damit ließ sich was anfangen. und dankenswerterweise sprang auch philipp otterbach ein, der nach einer dreiviertelstunde meinte, dass ihm langsam die ruhigen sachen ausgehen und ob ich nicht wieder übernehmen könne. habe ich auch gemacht, und da es langsam auf den zeitpunkt zur regulären öffnung zuging, kamen auch die ersten gäste. bis dahin haben philipp und meine wenigkeit (aus meiner sicht: ein glück) mehr oder weniger nur für die reisegruppe gespielt.

also eigentlich eine der gelegenheiten, auf die man als dj nicht allzu häufig trifft und die man eigentlich herbeisehnt. meine vorbereitung war in diesem fall zwar lausig, aber das doch irgendwie vorhandene improvisationstalent hat das aufgefangen.
yulika hat danach gekonnt übernommen und dabei viel electro / breakbeats gespielt (der discographie von jensen interceptor muss ich mich immer noch widmen), erik jäähalli in gewohnt lässiger acid-house-schule, philipp otterbach querbeet, inklusive „work it!“ von parris mitchell & rj hall auf dance mania.

zum beginn von rvds bin ich gegangen, weil ich noch etwas schlaf brauchte, damit ich den flixbus gen heimat rechtzeitig bekomme. aber der pudel hat aus dem stand den eindruck hinterlassen, dass ich schon viel früher hätte vorbeischauen sollen. der club ist für hamburg als stadt sehr repräsentativ: nordische gelassenheit und dabei unprätentiös, jedoch um seine qualitäten wissend. es tut gut zu wissen, dass neben den repräsentativen bereichen in der innenstadt auch platz für alternativkultur wie das gängeviertel, die schanze und eben den pudel an der hafenstraße ist. mit 200 leuten ist der club auch bereits überfüllt, was aber experimente begünstigt, für die der laden seinen ruf genießt. da wird weniger auf verwertbarkeit geschaut, sondern vielmehr auf das, was die eingeladenen gäste an vielfalt, wissen, courage zu bieten haben. in der hinsicht färben die residents mehr als positiv ab, die ihre gäste einfach mal machen lassen – am sonntag meiner heimfahrt beispielsweise mit batu, der den abend ganz für sich hatte. ergo eine weitere gelegenheit, sich in seiner künstlerischen freiheit maximal austoben zu können. das ist bei dem dj-pult mit dem rücken zu den fenstern in richtung hafen auch als arbeitsplatz eine schöne erfahrung.

prädikat: äußerst wertvoller club und ein toller hafen für die warning.