[tel aviv / 06.04.2018] the block: let my people go! passover club marathon

ein weiteres kapitel im auswärtigen clubtest wird geöffnet. da kommt es gelegen, dass das pesach-fest am 7. april offiziell endet und the block damit mal eben für 24 stunden öffnen kann. ich werde das wohl nach dem stadtbummel nachmittags angehen, um nicht völlig aus dem biorhythmus zu kommen.

eintritt
von 14-18 uhr: 80 nis
ab 18 uhr: 150 nis (mit clubkarte 120 nis)

nachbetrachtung

da beeile ich mich extra noch mit dem reichhaltigen essen ganz in der nähe, ganz in sorge, dass noch hunderte andere die idee haben, früh zu erscheinen, um beim eintritt beträchtlich zu sparen und damit wie beim berghain erstmal wenigstens eine stunde (womöglich noch in praller sonne) anzustehen – und was ist? um 16 uhr stand niemand sonst außer mir an.

der club verdient das internationale lob übrigens zurecht. das fängt direkt an der tür an, wo man erstmal ein paar verhaltensregeln erklärt bekommt:
1. rauchen nur in yard & squat.
2. smartphones sind auf den tanzflächen tabu, am rande aber in ordnung. und bitte keine fotos.
3. im falle irgendeiner belästigung sofort dem personal bescheid geben.

ich gebe zu: beim yard war ich erstmal enttäuscht. hatte so etwas wie einen innenhof unter freiem himmel erwartet. stattdessen ist das die halle innerhalb der städtebaulichen fehlplanung, die eine kombination aus zentralem busbahnhof und einkaufszentrum werden sollte. der busbahnhof ist nach wie vor um die ecke, der club teilt sich von dem gesamten komplex eine ecke ab.
wie es sich bereits vor der tür vermuten ließ: es war so gut wie noch gar nichts los, was aber meinem prall gefüllten magen ganz entgegen kam – so konnte ich lange zeit auf einer der sitzbänke verbringen, was übrigens eines der mankos ist: es gibt derer ziemlich wenig. kann man aber auch positiv sehen: so fällt die motivation leichter, in richtung tanzfläche zu gehen und man stolpert nicht über irgendwelche barhocker.

musikalisch war es im yard zunächst unaufgeregt: house, recht trocken vom clouds collective. das wurde bei mandar wesentlich fordernder, die als dreier-team von 17 bis 21 uhr erstaunlich gut miteinander harmonierten (klassische gretchenfrage beim back-to-back-spielen). von benji bekam ich nur die letzten 30 minuten mit, da ich erstens angenommen hatte, dass der floor erst um 18 uhr öffnet und die gravitation meiner sitzgelegenheit erst dann nachließ.
beim ersten herumlaufen (und in den weiteren stunden) festgestellt: ein kleines labyrinth ist der club schon, mit eigenwilliger aufteilung bei den klos. ein sehr großer bereich für die herren, drei kabinen für die damen. liest sich diskriminierend, wird aber dadurch egalisiert, dass die kabinen für die herren auch unisex sind und (weiterer pluspunkt) vor dem frauenklo jemand als security sitzt. das ist also als option gedacht.
die security ist dann auch so, wie man es sich wünscht: hält sich im hintergrund, ist dennoch erkennbar und dürfte auch zur stelle sein, wenn etwas geschehen sollte. und damit wäre ich bei dem teil, ob der verhaltenskodex eingehalten wird, den jeder an der tür erklärt bekommt. die überraschende antwort ist: ja, absolut. trotz männerüberschuss (geschätzt 70:30) habe ich nicht erlebt, dass jemand übergriffig geworden wäre. andererseits sind die damen an sich wahrscheinlich vorsichtiger und kommen gleich in männlicher begleitung oder bleiben in gruppen. das publikum ist stellenweise (wen wundert’s bei den eintrittspreisen?) etwas schicker, aber auch hipsterig und (wieder ein pluspunkt): the block zieht auch lgbt-publikum an.
müll liegt auch erstaunlich wenig herum, was an der tatsache liegt, dass man den größten teil der getränke in plastikbechern bekommt und an jeder ecke mülleimer herumstehen. ist also nicht so wie in london, dass jemand ständig durch die leute rennen muss, um die becher hinterherzuräumen. das geschieht hier wesentlich diskreter.

das soundsystem genießt seinen ruf ebenfalls zurecht. dabei handelt es sich um eine eigenkonstruktion, die bei hellerem licht wahrscheinlich komplett improvisiert wirkt, aber einen ziemlichen perfektionismus widerspiegelt. man hat an jeder stelle des clubs einen sound in adäquater lautstärke und muss auch kein schlechtes gewissen haben, wenn man seinen gehörschutz vergessen hat – die anlagen sind überall eher bassbetont und warm. falls es zu viel wird, geht es auf einer der emporen auf dem hauptfloor immer noch leiser. beim licht dachte ich zunächst, dass da schon noch mehr als rot und die hellen spots am rande geht, aber mit einer dauer von 21 stunden kann man echt nicht erwarten, dass gleich das ganze potential geliefert wird. spätestens mit mano le tough hatte sich das schon geändert, der das warm-up für mich gefühlt mit unter 120 bpm auf dem floor nochmal startete. wieder ein irrglaube meinerseits, indem ich annahm, dass er zwei stunden hätte. es war mit fünf stunden spielzeit allerdings nur zu verständlich, dass er einen langgezogenen aufbau verfolgte.
david elemelech hatte in der lounge mit die beste auswahl („vamp“ von outlander bspw.), sehr acid-house-lastig, allerdings mit merkwürdigen brüchen zu disco zwischendrin. da ist in puncto „roter faden“ und technisch noch etwas zu tun, aber in puncto geschmack muss man sich keine sorgen machen.

gegangen bin ich um 23 uhr, mit dem gefühl, dass der club mich definitiv nicht zum letzten mal gesehen hat (bin immer noch begeistert über die kommunikationspolitik an der tür, die gerne nach berlin exportiert werden kann).
wenn es um musikalische favoriten geht: mandar, david elemelech und mano le tough – in dieser reihenfolge.