[berlin / 27.11.2024] silent green: ryoji ikeda presents ultratronics

im silent green war ich vor gut zehn jahren zur eröffnung des krake-festivals, als anika oben in der kuppelhalle gespielt hat. ryoji ikeda ist mir von der ersten „strom“-ausgabe in der philharmonie anfang 2020 noch in bester erinnerung. das ganze findet in der betonhalle statt, was mich auf musik und räumlichkeiten zugleich gespannt sein lässt.

ryoji ikeda presents ultratronics
ryoji ikeda
pyur

ab 20 uhr
tickets sind bereits ausverkauft

nachbetrachtung

das wird eher eine abhandlung über die räumlichkeiten. daher widme ich mich zuerst dem musikalischen.

hat in der dramaturgie und zusammensetzung schon gepasst. pyur war zuvor ein für mich unbeschriebenes blatt (obwohl sie auf hotflush und subtext veröffentlicht hat), wird leider nicht mein fall. ähnlicher ansatz wie bei barker, indem sie filter und lfos den rhythmus diktieren lässt. das ganze etwas opulenter, wo ich vielmehr mit reduktion kann. nicht ihr problem – sie war im vorprogramm sehr gut besetzt.
bei ryoji ikeda hätte ich mir von vornherein mal vergegenwärtigen können, dass „ultratronics“ seit zwei jahren auf dem markt ist. das album ist für seine verhältnisse erstaunlich melodisch und zugänglich. war sein set zum strom-festival noch von hohen tönen sowie schwarz/weiß-visuals geprägt, wurden letztere zum schluss farbig – und das gilt für die klangpalette über das gesamte set. steht ihm absolut nicht schlecht und ist etwas leichter verdaulich für diejenigen, die mit seiner discographie noch nicht so vertraut sind. im gegensatz zu manch anderen live-sets keine überblendungen zwischen den tracks, sondern pausen, was auch die tempiwechsel erleichterte.
in so einer umgebung also gerne wieder – erst recht, weil er so selten im lande ist.

und damit zu den räumlichkeiten: mensch merkt, dass die betonhalle als veranstaltungsort noch ziemlich frisch ist – fast schon steril sind die räumlichkeiten. keine tags an den wänden, höchstens aufkleber in den klos.
mir gefällt das minimalistische in der halle an sich, und der sound ist sehr gut, sobald mensch innerhalb des stereo-dreiecks (also zwischen den beiden line-arrays) steht. war bei uns am front-of-house, da war’s ein genuss. auch ein pluspunkt, da noch nicht so bekannt: die kleineren toiletten hinten links. so kann mensch sich den weg in die lounge sparen.
diese lounge befindet sich oberhalb der halle und ist mit glasscheiben abgetrennt, so dass es eine aussicht in die halle gibt. snacks und eine kleine bar finden sich dort ebenfalls. und auf dem weg in die halle die größeren toiletten.
mobile bar im durchgang von der lounge zur halle, mit projektionen an den wänden – das ging bei dem andrang noch klar. aber wenn dort mal personelle unterbesetzung herrscht und sich die leute in die reihe stellen müssen, wird’s für diejenigen schwierig, die nur zur halle durchgehen möchten. es gäbe eine abkürzung: vom podest auf höhe der lounge die treppen zur halle hinunter. jedoch ist das der bereich, der für mobilitätseingeschränkte besucher*innen gedacht ist und unten von einer security beaufsichtigt wird. kann mir interessantere jobs vorstellen als den leuten alle paar sekunden zu verstehen zu geben, dass sie an der stelle nicht hochgehen können.

das linke viertel der halle ist für meine begriffe verschenkter platz. am hinteren ende sind gut 10 meter für den backstage reserviert, wovor (richtig geraten) wieder ein security-mensch steht. dann gibt’s ca. 20 meter leere und am vorderen ende den eingang zu den toiletten. akustisch ist mensch dort außerhalb des line-arrays, es klingt also auch nicht mehr so klasse.
mir fällt auch nicht ein, wie mensch dies am elegantesten lösen könnte. eine bar am linken ende würde zu dem problem führen, das im gretchen gang und gäbe ist: publikumsströme nach links und zurück. bänke bzw. andere sitzgelegenheiten wären mit oder ohne notfall potentielle stolperfallen. um den viereckigen charakter der halle nicht zu gefährden, fiele mir nur ein, an der hinteren wand (also dem bühnenende) noch eine zwischenwand einzuziehen, die als backstage dienen kann. klar, geht auf kosten potentieller besucher*innenzahlen und damit an die wirtschaftlichkeit. das podest für in welcher form auch immer eingeschränkte personen könnte mit rampe am rechten rand platz finden.

ziemlich chaotisch: die garderobe. und nein, das personal ist nicht gemeint. die platzierung am ende der rampe nach unten ist nicht verkehrt. aber „improvisation“ ist noch schmeichelhaft, wenn sich die dort arbeitenden mit ganz normalen garderobenständern behelfen müssen. für rucksäcke und taschen gibt’s keine separaten ablagemöglichkeiten außer den boden.
theoretisch ist die garderobe zu zwei seiten offen (nach vorne sowie links), praktisch besteht keine möglichkeit, die leute auf der zu schmalen linken seite zu bedienen. die absperrung besteht aus den von flughäfen bekannten gurten, und gerade beim durcheinander nach dem auftritt wäre die security überfordert gewesen, wenn sich ein bis zwei dutzend leute dort zutritt verschafft hätten. davon abgesehen fiel für ein paar minuten auch das licht aus, so dass das personal sich mit den smartphone-taschenlampen behelfen musste.

es besteht also noch einiges an optimierungsbedarf. akustisch gibt es nichts zu meckern und das ambiente ist in seiner sterilität wahrscheinlich so gewollt. aber bei der raumaufteilung sollte sich echt noch was tun. das programm ist vielversprechend – zumindest schaue ich mittlerweile auch sporadisch mal auf deren website vorbei, ob es etwas nach meinem gusto gibt.