[barcelona / 28.03.2025] nitsa club: palms trax / brieela / sandwell district / dj fra

zur transparenz: ich habe das veröffentlichungsdatum auf den 26. märz 2025 zurückdatiert, um die chronologisch absteigende reihenfolge bei den postings beizubehalten. eigentliches veröffentlichungsdatum ist der 28.03.2025, kurz bevor es losgeht.

„end beginnings“ – das erste album von sandwell district seit „feed forward“ ist soeben veröffentlicht und den schnipseln nach zu urteilen ziemlich gut geworden. palms trax ist mir aus einem kürzlichen resident-advisor-podcast als sehr sympathischer connaisseur in erinnerung geblieben. ich hatte bereits im berliner winter das datum im wörtlichen sinne auf dem schirm gehabt, mich jedoch auf das morgige datum (lustigerweise um die ecke vom nitsa) konzentriert. die plakatwerbung hat mir den termin beim heutigen stadtbummel nochmal in erinnerung gerufen. was zeigt: sowas wirkt.
ich hoffe, meine kondition spielt mit. aber aktuell überwiegt die neugierde.

nitsa
00:30 brieela
03:00 palms trax

astin
00:30 dj fra
02:00 sandwell district

nachbetrachtung

rein: 0:30 uhr
raus: 5:00 uhr

kurzwertung: musikalisch gut (dj fra) bis sehr gut (der rest), der club an sich schön verwinkelt, aber wegen der omnipräsenten security und auch wegen des publikums habe ich mich ziemlich ans fabric vor zehn jahren erinnert. bei gutem booking und mangel an alternativen würde ich das nitsa schon nochmal besuchen. aber extra deswegen nach barcelona würde ich definitiv nicht.

ich war sogar kurz nach mitternacht vor ort, weil es laut residentadvisor um 23:59 uhr losgehen sollte. da war schon eine kleine schlange, aber die security koordinierte sich noch. die zettel mit dem ablauf habe ich erst beim reingehen gesehen – und auf denen stand in der tat 0:30 uhr als anfangszeit. in der halben stunde galt das prinzip, das namhafte berliner clubs praktizieren: eine warteschlange entstehen lassen, so dass vorbeistreunende leute denken, dass hier etwas los ist. da sich das nitsa in einem ausgehviertel befindet, ist das auch legitim. als jemand, der öffnungszeiten etwas wörtlich nimmt, war das auf der einen seite mit warten verbunden, auf der anderen war ich unter den ersten 20 leuten im club (personal ausgenommen).

das nitsa gibt’s schon 30 jahre (seit 1994), merkt mensch an der professionalisierung. hat alles etwas von einer sehr eingespielten maschine. der techno-floor (also astin) im erdgeschoss mit niedrigerer decke, licht in blautönen, mir zu schriller anlage und djs auf eigener bühne. die kann normalerweise für konzerte genutzt werden, djs werden dadurch für mich unnötigerweise inszeniert. erst recht, weil sich das licht auf sie konzentriert. es fehlen jedoch sitzgelegenheiten – die gibt es erst, wenn die bar auf der empore rechts von der bühne geöffnet hat. der bereich war jedoch abgesperrt. andererseits gibt es da beim warm-up auch wenig federlesen – leute gehen erst zur bar, dann zur tanzfläche.

toiletten gibt’s auch nur im erdgeschoss, leute müssen also die treppen vom nitsa herunter nehmen. da gibt’s jedoch mehrere möglichkeiten, mensch darf sich halt nur nicht verlaufen.
das nitsa fand ich als floor (wirkte wie ein ehemaliger ballsaal) wesentlich schlüssiger. zwar war auch hier die galerie versperrt (und jeweils bewacht), aber das war wegen des für freitag geringeren publikumsandrangs auch verständlich. und nebenbei: leer war’s wirklich nicht.
auch der nitsa-floor hat eine bühne, aber das dj-pult steht ebenerdig davor. die bühne an sich war (richtig geraten) gesperrt und bewacht, aber wenn’s mal richtig voll wird, kann ich mir vorstellen, dass die für das publikum freigegeben wird. den sound fand ich dort auch wärmer, aber das mag an der größeren menge an verbautem holz gelegen haben.
was der astin-floor an sitzgelegenheiten vermissen lässt, gibt’s hier reichlich. stets in nähe der tanzfläche, so dass sich schnell wieder ins geschehen eintauchen lässt.
das licht konzentriert sich hier zwar auch auf die bühne, weil dort auch die visuals (wie der rest des lichts in der ersten stunde auf autopilot) laufen. trotzdem hat es mich mit fortschreitendem abend positiv überrascht, wie auch das publikum stellenweise akzentuiert worden ist.

apropos: eine türpolitik gibt’s quasi nicht. auch keine abgeklebten kameras auf smartphones. filmen und fotografieren nahm jetzt zwar nicht überhand, aber an jedem zeitpunkt hätte sich irgendwer finden lassen, der*die das geschehen gerade filmt oder selfies mit der bezugsgruppe macht. gefühlt 70% cis-typen, darunter erfreulicherweise einige schwule. und für mich okayer altersdurchschnitt (was heißt, dass ich mich nicht wie der älteste im raum fühlte).
auch erfreulich: es gibt einen awareness-stand vor dem gang zum raucherbereich. weiterer pluspunkt: das rauchverbot wird konsequent durchgesetzt, e-zigaretten ausgenommen. jedoch sind die olfaktorisch für mich auch weniger nervig. der rest kann sich im üppigen raucher*innenbereich sammeln.
was nervte: die auf „harter berliner winter“ eingestellte klimaanlage. ich habe meine jacke erst um 3 uhr ausgezogen. im sommer wahrscheinlich gold wert.

ansonsten sind sich die spanier*innen der tatsache bewusst, dass partys in dem rahmen endlich sind. quasi unausgesprochener deal zwischen djs und publikum: ihr kommt rechtzeitig und auf die tanzfläche, ich lege entsprechend auf. ergo kein langes federlesen beim warm-up, wenn der zeitrahmen auf sechs stunden begrenzt ist. bzw. das warm-up wie im falle von dj fra nur auf anderthalb stunden.

womit ich bei der musik wäre: brieela hat für mich im direkten vergleich zu dj fra die nase vorn, weil inhaltlich stringenter. sie schlug eine brücke von house über techhouse zu acid house, wohingegen dj fra eher melodisch war.
sandwell district sind für mich im foto-finish um eine nasenlänge gegenüber palms trax voraus, was aber an meiner techno-sozialisierung und der freude daran liegt, dass sie als dj-team nach wie vor super harmonieren. wenn es mir mal zu bleepig wurde, fing palms trax (melodischer house, manchmal mit italo-anleihen, manchmal auch acid house, durchaus auch mit den klassischen elementen, um die leute bei laune zu halten – und nein, shazam hat nichts erkannt) das super auf. ich hatte kurz vor 5 uhr jedoch den eindruck, dass das für mich wesentliche schon gelaufen ist und bin daher los.

notierte tracks

dj fra
james ruskin – the divide

brieela
tom carruthers – box slam

sandwell district (wobei sich gerade die klassiker davon wie eigene edits angehört haben)
the martian – star dancer
kraftwerk – uran
millsart – step to enchantment (stringent)
steve poindexter – work that mutha fucker
nastia reigel – lilies
christian wünsch – binary computation

[berlin / 08.09.2023] kraftwerk berlin: berlin atonal 2023

das ist der aufschlag für eine ziemlich intensive woche. erstmal ist nur ein besuch geplant, wobei mich persher am 15. september auch reizen. aber erstmal hier.

berlin atonal

main stage
21:15 shackleton / zimpel & siddharta belmannu with pedro maia
22:25 venus ex machina presents lemurian tones
23:05 aasthma with sara parkman
23:45 florentina holzinger presents étude for church
00:00 sandwell district

stage null
19:30 jana irmert

01:00 aya with mfo present u can make me whole again
02:00 the fear ratio
03:00 rrose
04:30 sigha

ohm
19:30 urin djs
21:00 margaux gazur
22:00 lamin lofana
02:00 dj holographic
04:00 manami
06:00 cheng nwsh

tresor
00:00 sarkawt hamad
01:30 haruka b2b wata igarashi
04:30 dj stingray 313
06:30 dj spit b2b mad miran

globus
00:00 isabella
02:00 rhyw
03:00 simo cell
06:00 mu“he

tickets
hier
und ja, es ist umständlich, sich ein tagesticket zu bestellen.

nachbetrachtung

das warm-up durch jana irmert auf stage null ist ausgefallen. jedenfalls war es dort beim hochgehen zu shackleton und konsorten dunkel und still.

generell weniger kunst- oder visuelle installationen als bei vorherigen ausgaben. im schaltraum auch nicht schneidersladen wie sonst, stattdessen eine akustische dauerschleife. dafür positiv: die ebene zwischen stage null und dem kraftwerk für eine weitere bar und sitzgelegenheiten zu nutzen.

shackleton / zimpel / siddharta belmannu haben den eindruck des albums bestätigt. siddharta stimmlich gewaltig und sicher, die visuals erinnerten an die psychedelik-experimente auf film aus den 1960ern. toll war hierbei, dass sich die im kraftwerk verteilten spots an die farben auf der leinwand anglichen.

generell war durch die drei bühnen oben mehr dynamik im spiel. verkürzt die umbaupausen, führt zu mehr publikumsfluktuation. das war im kraftwerk jedoch für meine begriffe alles im rahmen – kurz nach dem start von haruka und wata igarashi im tresor wurde es bedenklich, als die security den zugang zum tresor regeln musste und leute nur noch richtung globus ließ. das blieb demnach auch mein einziger ausflug – durch das ohm bin ich ein paar stunden vorher nur mal kurz durch.

venus ex machina leider nicht mein fall, aasthma auch nicht so ganz, im direkten vergleich jedoch besser. dort führte sara parkman das stimmgewaltige fort.
étude for church als performance für mich ein weiterer höhepunkt, wenn auch für manche zuschauer*innen nachvollziehbarerweise drastisch (nackte frauen, die an durch die haut gestochenen ösen in gut vier meter höhe an karabinerhaken hängen). kann das irgendwann einzeln erklingelnde anerkennende pfeifen eines besuchers als objektifizierung der körper nun wiederum nicht nachvollziehen, aber das wird derjenige hoffentlich zeitnah selbst begreifen.

sandwell district, hoch erwartet, für mich solide – aber auch nicht mehr. waren tatsächlich zu dritt (also regis, function, silent servant), spielten das best-of der labelgeschichte. klang super, aber im direkten vergleich zu den british murder boys ihrerzeit hat das für mich weniger gezündet.

the fear ratio waren für mich unerwarteterweise die abräumer. hatte vertrackte hiphop-beats erwartet, bekam jedoch harte, an drum&bass oder gar breakcore erinnernde electronica serviert. bedingungslos tanzbar, hoffentlich findet sich das auf zukünftigen veröffentlichungen wieder. richtig gut.