[berlin / 17.02.2024] berghain: klubnacht

für mich das einzig attraktive datum im februar. der märz wartet dafür gleich mit zwei richtig guten donnerstagen in der säule auf. aber dazu mehr zu gegebener zeit.

klubnacht

berghain
00:00 answer code request
04:30 yonti
08:30 antenes
12:30 anika kunst
16:30 pär grindvik
20:30 james ruskin
00:30 olivia mendez

panorama bar
00:00 partok
04:00 dj minx
08:00 etapp kyle
12:00 nd_baumecker
16:00 chloé
20:00 marcel dettmann
00:00 luigi di venere

säule
19:00 rival consoles live

eintritt
26 euro

nachbetrachtung

rein: 11 uhr, raus: 1 uhr.

fazit zuerst: ein weiterer tag / abend, an dem die panorama bar für mich haushoch überlegen war. müsste ich eine hitliste aufmachen: nd, marcel dettmann, rival consoles, anika kunst.

zugegeben: das berghain-lineup war nicht wirklich ausschlaggebend für meinen besuch. vielmehr wollte ich nd nach längerer zeit mal wieder hören und nachdem marcel dettmann nachrückte, wurden die prioritäten fast schon im voraus für mich gesetzt. dann gab’s noch die vorschusslorbeeren für rival consoles.

es ist jetzt nicht so, dass ich es nicht mit dem berghain versucht hätte. der füllgrad war bis in den nachmittag hinein dort ziemlich erträglich und dieses datum, das für mich ehrlicherweise der kompromiss für den februar war, hatte auch für andere einen netten nebeneffekt: die einzig nennenswerte schlange vor dem club entwickelte sich gegen 18 uhr und reichte zu dem zeitpunkt vielleicht zur hälfte des weges. ansonsten stabil innerhalb der gitter oder weniger. ist jedoch nur auf die zeit meines besuches bezogen – nachts zur eröffnung sieht das wohl immer noch anders aus.
am meisten hat mich im techno-bollwerk noch anika kunst überzeugt, die konsequent mit vinyl spielte und ein weiteres beispiel für die wiederentdeckung des tribal-technos lieferte. durchaus schnell (über 140 bpm), aber astreines mixing, in dem sie gut mit den tracks arbeitete. würde mich nicht wundern, wenn sie bald wieder an ort und stelle zu hören ist – verdient hätte sie es.
antenes spielte gegen ende ihres sets breakiges, was immer noch schafft, manche tanzende abzuschrecken. inhaltlich finde ich sowas ja klasse, aber wenn die lautstärkeschwankungen als künstlerisches element so gewollt waren, ging der effekt für mich nach hinten los. während ein bis zwei tracks fragte ich mich schon, ob die anlage auf halber kraft fährt und von einem takt auf den nächsten geht es mit gefühlten 20 db mehr weiter. da ist noch luft nach oben.
pär grindvik ähnlich perkussiv und schnell wie anika kunst, jedoch nichts weltbewegendes. muss ich leider auch über james ruskin sagen, den ich das letzte mal solo (also außerhalb von o/v/r oder the fear ratio) irgendwann mal 2010 an ort und stelle mitbekommen habe. zuvor im alten als auch im neuen tresor. hatte seine momente, in denen er mich kriegen konnte (reiner zufall, dass das zum großen teil tracks aus den 1990er-jahren waren), aber zwischenzeitlich war das die big-room-schiene, die auch len faki (mittlerweile besser) bedienen kann. schade, kann er besser.
olivia mendez ließ sich vielversprechend trippig (auch mit vinyl) an, aber die zehn minuten waren zu wenig, so dass ein urteil meinerseits anmaßend wäre.

zu rival consoles: besonders bewandert bin ich mit dessen diskographie nicht und für mein beuteschema ist mir das meiste auch ein bis zwei gänge zu episch. im festival-kontext jedoch überaus passend und auch in der säule zu dem zeitpunkt und in dem intimeren rahmen. die wirklich ausladenden chords ließ er weg, stattdessen viel zeit zur entfaltung des sets (sechs, sieben minuten, bis überhaupt mal die erste kickdrum kam), gut 70 minuten, hatte mit den kunstpausen darin durchaus konzertcharakter. aber eben auch steigerungen, was das tempo angeht. rückblickend war in jedem fall „vibrations on a string“ dabei. den vergleich mit mathew jonson am gleichen ort will ich nicht ziehen – der hinkt vorne und hinten. war als kontrast zum geschehen auf beiden anderen tanzflächen jedenfalls sehr willkommen und alles andere als ein rohrkrepierer.

bleibt nur noch die panorama bar, in der etapp kyle bei ganz schön zackigem tempo sein set beendete und nd das ganze um die 120 bpm von neuem aufbaute. seine ganzen vier stunden blieb er über jeden zweifel erhaben, letztlich schaute ich nur mal kurz unten vorbei, wenn mal ein für mich nicht so tauglicher track lief. aber ein großer teil der shazams geht auf sein konto.
chloé fand ich danach relativ uninspiriert. in der zeit, in der ich von der galerie auf die decks schaute, bestanden nicht unwesentliche teile ihres sets daraus, techhousige tracks über weite teile zu loopen, effekte vom pioneer-mixer drüberzulegen, dann nochmal an andere stellen im track zurückspringen, diese wieder loopen. ich mag ihr unrecht tun, weil das nur ein viertelstündiger ausschnitt war. aber für mich war auch ihr set bestandteil der einzigen musikalischen durststrecke zwischen 16:30 und 19:00 uhr, als auf beiden floors für mich nur wenig ging. gerade im berghain stellte sich da bereits die sonntagsübliche fülle ein. und da das podest vor dem darkroom wieder existiert, wird’s auch schwieriger, dort einen vernünftigen platz zu bekommen.
marcel dettmann machte das gewohnt souverän, zwischen house, acid, electro und auch techno vermittelnd. der saunderson-remix von „blackwater“ scheint sich als abschlusstrack zu seiner wiedererkennungsmarke entwickelt zu haben – im september beendete er bereits im berghain sein set damit, auch in de school zwei monate später.
luigi di venere blieb erstaunlicherweise erstmal in fast dem gleichen tempo (um die gefühlte 130 bpm), aber wesentlich housiger. bemerkenswert war, dass ein wahrnehmbarer teil der leute sich ab mitternacht an den kommenden arbeitstag erinnerte und es dann oben deutlich leerer war.

notierte tracks (*: shazam)

antenes
tymotica – galaxies of dust*

etapp kyle
duke – so in love with you (full intention remix)*
robert hood – the greatest dancer
kerri chandler – you are in my system (faster horses sport mix)*

nd_baumecker
crooked man – preset*
strip steve – zig zag*
wallace – papertrip*
marvin dash – friday night with burt reynolds*
basic bastard – rise (new york mix)*
earth boys – in the sun (eden burns remix)*
hot lizard – 165… drop*
dan morgan – brothers and sisters (deep mix_ 1993)*
barker & baumecker – strung (eli escobar’s breezy mix)*
demi riquísimo – rocking you internally (club mix)*
g.u. – beyond*
of norway – love*
banana moon – full service*
fever ray – shiver (logic1000 remix)*
all about she – higher (free) (grant nelson remix)*
man power – acid god (feat. amy douglas)*

anika kunst
alexander johansson & mattias fridell – koner*
deniro – pelé 3* (schlusstrack)

chloé
two mamarrachos – let’s find another after*

marcel dettmann
gesloten cirkel – chasing away the night
the bucketheads – the bomb! (den anfang lediglich angetäuscht)
ricardo villalobos – logohitz
andré michelle – a2
knarz – tanzmaschine
octave one – blackwater (e-dancer vocal dub)

james ruskin
planetary assault systems – surface noise
james ruskin – work (steve rachmad remix)
mark broom – 909 workout*
dave clarke – thunder
underground resistance – the seawolf
dave clarke – the storm (instrumental) (schlusstrack)

luigi di venere
lee marrow – da da da (dance to the house)*

[amsterdam / 25.-27.11.2023] de school: het weekend

de school ist der nachfolgeclub vom trouw und war eigentlich schon während der pandemie aufgrund von diskriminierungsvorwürfen geschlossen. das haben sie jedoch konstruktiv genutzt und sind im frühherbst 2022 nochmals an den start gegangen.
wie beim trouw war klar, dass die nutzung des gebäudes nur temporär sein wird. ende ist im januar 2024 und der club befindet sich somit im endspurt. davon zeugt auch die tatsache, dass dies bereits die zweite wochenendumspannende veranstaltung im november ist, wo der rhythmus zuvor bei ca. sechs wochen lag.
ich habe es in all den jahren leider nicht geschafft, mir den club anzuschauen – jedoch nur gutes darüber gehört. grund genug für einen ausflug.

het weekend

club
23:00 interstellar funk
02:00 marcel dettmann
05:00 akua
pause
16:00 julie
18:30 jephta
21:30 blanka
01:00 rødhåd

muzieklokaal
01:00 yòp
04:30 josey rebelle
08:00 oceanic
12:00 willow
15:00 pariah
18:00 dj shahmaran
21:00 cashu
00:00 apeiron crew (mama snake, smokey, solid blake)

ticket
25 euro (an der tür)
27,25 euro (im vorverkauf, nach aktuellem stand jedoch für die erste nacht bereits ausverkauft)

wiedereinlass ab 12 uhr mit stempel für 7,50 euro.

nachbetrachtung

die erfolgt gut sechs wochen nach dem ausflug. ich wollte noch abwarten, ob sich meine anfangseuphorie etwas legt und einer neutraleren sichtweise platz macht. stattdessen hat sich die beschäftigung mit dem club in richtung hyperfokus entwickelt, von dem leute in meinem umfeld bereits was mit- bzw. abbekommen haben. es wird also länger.

an meinem fazit hat sich nichts geändert: de school ist einer der besten clubs, in denen ich jemals war. meine erwartungen nach den drei malen im trouw waren schon nicht niedrig, am ende hat mich der laden so beeindruckt, dass ich eigentlich zur abschlussparty wollte. aber erstens möchte ich das vergnügen lieber dem amsterdamer (stamm)publikum lassen und zweitens fand ich die modalitäten für leute, die bei diesem marathon eine pause einlegen möchten, wenig entgegenkommend. auch wenn mensch sich für die verfügbaren zeitfenster ein ticket sichern konnte: wer nach hause geht und zum letzten tanz von sonntag auf montag wiederkommen möchte, muss sich in die normale schlange stellen – es gibt keinen wiedereintritt. das wird ab sonntagnachmittag bei egal welchem wetter für keine*n angenehm, wäre aber wahrscheinlich noch schlimmer, wenn sich die leute mit stempel wieder in die schlange stellen und dort mit den neuankömmlingen mischen. bedenken, dass sich dies im vornherein schwer vorhersagen lässt, können dadurch entkräftet werden, dass mensch den stempel entgegen der gepflogenheiten in hiesigen clubs erst beim verlassen bekommt. da könnten leute also proaktiv gefragt werden, ob sie wiederkommen möchten. es wäre dann der kasse überlassen, ggf. die leute zu tickern, denen sie einen stempel gegeben haben.

womit ich bei einer meiner hauptqualitäten wäre: der benennung der negativen dinge.

erstens: so gut der einlass für größere anstürme organisiert ist (es gibt drei reihen: die normale schlange für leute ohne ticket, eine für die gästeliste, eine für tickets), benachteiligte er die wiederkehrenden beim weekender. zugegeben: da schwingt immer noch groll meinerseits mit, da ich am sonntagnachmittag für eine gute dreiviertelstunde als erster in der schlange stand und von dort aus beobachten konnte, wie die ticketinhaber*innen und gästelistenplätze abgearbeitet worden sind (wobei auch die ticketschlange in der zeit angewachsen ist, was für die türsteherin alleine nicht mehr handzuhaben war). pariah habe ich damit verpasst.
ich fände es logischer, wenn sich die zurückkehrenden in die gästelistenschlange einreihen könnten – schlussendlich sehe ich keinen unterschied zwischen denjenigen, die noch ihren namen sagen und dann problemlos rein können sowie denjenigen, die bereits drin waren, ergo mit dem procedere vertraut sind. ginge es nach mir, müssten diese nicht nochmal durch die gesichtskontrolle (es sei denn, deren zustand spricht dagegen – davor sind auch gästelisteninhaber*innen nicht gefeit). zur selektion an sich äußere ich mich weiter unten.

zweitens: die gruppendynamik, wonach leute an neuralgischen punkten herumstehen, ist beileibe kein berliner problem. auf der treppe nach unten oder zwischen den beiden toiletten und damit auf dem weg richtung muzieklokaal – durchschlängeln war auch hier gefragt, aber längst nicht in dem ausmaß wie sonntagabend im berghain.

drittens: bei den links auf der seite des muzieklokaals liegenden toiletten am anfang des ganges ist die positionierung der waschbecken ziemlich unglücklich. um mal etwas ins detail zu gehen: die herren der schöpfung, die zudem wert auf handhygiene legen, müssen durch einen schmalen türrahmen in einen weiteren raum mit den kabinen. dann noch durch den dortigen pulk an wartenden und schon lassen sich die hände desinfizieren.
wenn’s bautechnisch gegangen wäre, hätte ich einen breiteren türrahmen sehr begrüßt. am ende war’s für mich unkomplizierter, auf die haupttoiletten auf dem gang direkt gegenüber zu gehen, die zwar keine pissoirs bieten, aber dennoch beim grundriss quasi ideal sind, so dass der gang zu den waschbecken unkomplizierter als gegenüber war. die idee eines toilet-hosts, der*die auf einhaltung der etikette achtet (also kabinen nicht zu lange in beschlag halten, räucherstäbchen, stets benutzbare waschbecken etc.) sollte hier hingegen schule machen. die wand mit den post-its hatte auch eine tolle persönliche note.

viertens: gehört leider zum zeitgeist und lässt sich trotz selektion nicht vermeiden – trotz abgeklebter kameras gab es doch ein paar leute, die sich nicht darum scherten und einfach in die menge filmten.

damit genug der negativität und endlich mal zu dem, was mich schwärmen lässt. und dazu nehme ich einen kleinen umweg.

wie bereits eingangs erwähnt, war der club ab dem coronasommer 2020 geschlossen. als begründung wurde die durch die pandemie verursachte finanzielle schieflage angeführt, jedoch brodelte es bereits länger hinter den kulissen. lässt sich alles etwas detaillierter als bei ra nachlesen (u.a. bei grone.nl: de nacht is vergeeflijk – auf niederländisch, ggf. automatisiert übersetzen lassen, ergänzend dazu ist „what went wrong at de school“ von dee diggs bei dweller stark empfehlenswert), daher hier stark verkürzt: im zuge der mangelhaften reaktion des clubs auf #blacklivesmatter kamen vorwürfe in puncto institutioneller rassismus auf. es gab daraufhin eine versammlung vor ort mit der chefetage, mitarbeiter*innen und besucher*innen, live gestreamt (als podcast auf youtube konserviert), bei der es ordentlich gegenwind gab: u.a., weil sich die diversität des publikums bzw. der szene nicht im personal und auch beim booking widerspiegelte – zu wenig damen, zu wenig pocs, zu wenig queers. zudem wurden sexuell konnotierte vorfälle mit der security benannt. die chefetage war von einigen vorwürfen überrascht, was wiederum den eindruck aufkommen ließ, dass trotz vorher benannten schwachpunkten nicht (re)agiert bzw. selbige nicht für voll genommen worden sind. danach fiel die entscheidung, den clubbetrieb nicht wieder aufzunehmen.
das hätte es also mit de school sein können. jedoch wurde dieser gegenwind als anlass zum strukturellen umbau genutzt: ernst mertens trat als geschäftsführer zurück und wurde mit dem jüngeren erdal kiran besetzt. jochem doornbusch blieb, jedoch in beratender funktion. ergänzend dazu gab es gespräche mit besucher*innen, mitarbeiter*innen und den künstler*innen. am ende des prozesses stand die wiedereröffnung im september 2022, flankiert durch die verlängerung des mietvertrages bis januar 2024.

was mir also fehlt: der vergleich des clubs zwischen vor und nach der pandemie – wenn mensch so will: zwischen version 1.0 und 2.0. es wäre also interessant zu erfahren, ob sich die situation für pocs, frauen, queers sowohl aus besucher*innenperspektive und erst recht hinter den kulissen geändert hat. würde ich das hier ernsthaft journalistisch betreiben, hätte ich um gespräche mit clubangehörigen gebeten oder besucher*innen vor ort gefragt. aber so mache ich es mir zugegebenermaßen leicht, indem ich nur die beobachtungen aus meiner perspektive als weißer, cis-männlicher gast schildere. vielleicht gibt es nach der schließung noch den einen oder anderen artikel, der etwas näher beleuchten kann, ob und wenn ja, was sich im zeitraum vor und nach der schließung verändert hat.

der frische wind war jedoch auffällig und beginnt schon an der tür bei den hosts. keine*r der drei, die mir dort begegnet sind, war älter als mitte 30. womit ich bei der funktionsweise der selektion bin.
teil der umstrukturierungen vor der wiedereröffnung war die aufstellung von hausregeln, die jede*r auf der website und vor jeder einzelnen party in den instagram-storys nachlesen kann. das stellt ggf. sicher, leute von vornherein auszusortieren, die sich davon abgeschreckt fühlen. aber diese regeln sind zentrales kriterium bei der gästeauswahl und werden beim großteil der wartenden sowohl in der normalen schlange als auch bei den vorverkaufstickets abgefragt. wer sie nicht kennt, kann sie auf dem schlauen telefon nachlesen und wird danach nochmal nach den schlüsselpunkten gefragt. und vor allem, ob mensch sich daran zu halten gedenkt.
das ist eine der transparentesten selektionen, die ich mir vorstellen kann. zwar ist es schön und gut, namedropping von djs aus dem line-up betreiben zu können, aber wichtiger ist es, sich mit der idee von de school als safer space auseinandergesetzt zu haben und damit identifizieren zu können. die allermeisten kamen in der zeit, in der ich sonntagnachmittag auf wiedereinlass gewartet habe, auch durch – zwei nicht mehr ganz nüchterne herren aus der ticketschlange jedoch nicht.
ist mensch dann drin, führt der weg, bevor überhaupt ein fuß auf eine der tanzflächen gesetzt werden kann, an einem tisch vorbei, der sich zwischen garderobe und den pforten zum eigentlichen club befindet. das ist der standort des awareness-teams – fester bestandteil des clubs, unter einer festen telefonnummer zu erreichen und proaktiv auf besucher*innen zugehend. die zählen zu den mitarbeiter*innen, werden also bezahlt. setzt sich auch in hiesigen breitengraden glücklicherweise immer mehr durch (rso oder tresor haben jeweils eigene, klar erkennbare awareness-teams), ist aber selten so eng in das gesamtkonzept eingebettet wie bei de school.

sobald mensch das awareness-team passiert hat, kann die entdeckungsreise losgehen – und beim weekender habe ich sicherlich nur einen bruchteil dessen gesehen, was zur schließung geöffnet sein wird.
herzstück im clubbetrieb war für mich unbestritten der keller. drei treppen führen dorthin – erstmal die zwei neben dem langen gang richtung muzieklokaal, mensch kann aber auch den korridor nach hinten durchgehen und kommt durch ein weiteres treppenhaus abwärts gehend bei der bar raus.
der keller an sich ist so schnörkellos wie es nur geht. fenster zwischen bar und tanzfläche, diese ist wiederum lang und schmal (platz für 500 leute). dj-pult wie schon im trouw ebenerdig und mit platz für publikum daneben sowie an den seiten. dabei nur so viel licht wie nötig – es gibt keine spots, die den dj an sich beleuchten. nur drei auf die technik gerichtete rote lampen. sound kommt auf beiden floors von funktion one und wird wie im trouw kontinuierlich von tontechniker*innen begleitet. wobei der techniker im keller um seinen job direkt hinter dem vom publikum aus rechts gesehenen stack nicht zu beneiden ist, andererseits kann er von dort aus im fall der fälle direkt mit djs kommunizieren. dennoch fand ich den standort im muzieklokaal besser gelöst, wo der posten für den sound am hinteren ende der tanzfläche neben dem licht platziert war.
das linke fünftel bis viertel des kellers gehört zum einen den beiden riesigen unter der treppe platzierten quaderförmigen hohlräumen, zum anderen einem kleinen darkroom und dem getränkedepot. der schmale pfad dort ist ziemlich gut, um ohne großes durchschlängeln in die hinter dem dj liegende linke ecke zu gelangen. das war auch mein lieblingsort – tanzen dort ungestört möglich, und vom dj-pult gibt es auch in richtung hinteres publikum abstrahlende boxen. der klang war also auch dort gut.
das licht füllt die von den trägern an der decke geschaffenen hohlräume aus, zwischen blau oder rot wechselnde led-streifen, sonst gibt es einige strobos und im hohlraum hinter dem dj noch ein paar spots zur akzentuierung der rohre. und das reicht vollkommen aus. sitzen kann mensch in einbuchtungen richtung bar oder an der bar selbst. auch wenn der vergleich hinkt: mir kam es wie eine mischung aus dem alten tresor (atmosphäre) sowie dem neuen (größe des kellers, wenn mensch sich die schließfächer wegdenkt) bei technischem standard des berghains vor.

oben die ehemaligen unterrichtsräume, einer davon heimat des muzieklokaals, das ich nicht bei tageslicht gesehen habe. die fenster liegen jedoch zur autobahn direkt daneben, dazwischen einige dicht an dicht liegende büsche. wenn, dann kommt die sonne dort nur schemenhaft durch.
hier das aus dem trouw bekannte bild mit empore hinter dem dj-pult und an den seiten, was dazu führt, dass der*die dj in der menge verschwindet. auch hier keine direkt auf djs gerichtete spots – wenn, dann wird die gesamte menge beleuchtet. den gang zum raum links daneben mit der bar und den sitzgruppen habe ich erst nach meiner wiederkehr am sonntagabend entdeckt. entzerrt die publikumsströme jedoch sehr.
direkt gegenüber das kino, in dem an dem wochenende eine skulptur stand. links daneben der raucherbereich, dem auch ein hof angegliedert war. da es ein ziemlich regnerisches wochenende und zudem recht frisch war, habe ich mir den nicht näher angeschaut. mir wurde jedoch gesagt, dass auch der hof in den sommermonaten bespielt worden ist. wäre also ein weiterer grund, amsterdam zu der jahreszeit zu besuchen, sofern die neue location so etwas hergibt.
den linken teil des ganges schließt eine art kantine, bei der es häppchen zu essen gab und in der einzelne röhrenfernseher herumstanden sowie weitere toiletten ab. restaurant sowie café liegen weiter hinten, waren bereits geschlossen, habe ich daher nicht in augenschein genommen.

der interdisziplinäre ansatz (musik, kunst, community) ist also bereits beim ersten durchlaufen zu erkennen. aber wie sieht es nun mit der diversität aus?
gleich vorab: pocs sind im publikum leider immer noch absolute minderheit und nicht in dem maße vertreten wie es ihrem anteil in der amsterdamer bevölkerung entspricht. mit akua sowie josey rebelle gab es immerhin zwei poc-damen im line-up, aber unter den gästen wird das vertrauen im neuen club immer noch aufgebaut werden müssen.
im vergleich zu meinen berliner stammlokalitäten, die zu weiten teilen von leuten im gesetzten alter besucht werden (will heißen: ü30 und weit darüber – und auch immer noch zu selten von menschen mit migrationshintergrund), ist das publikum in de school jünger. wundert bei der demographie amsterdams als anziehungspunkt für studierende nicht wirklich. da die stadt per se weniger einwohner als berlin hat, werden viele nach studium oder ausbildung anderen prioritäten als dem clubbing nachgehen. vielleicht war der weekender in der hinsicht auch wenig repräsentativ – partys von samstagnacht bis montagfrüh sind eher die ausnahme als die regel. insofern kann es gut sein, dass sich die altersverteilung bei einer „normalen“ klubnacht, die sonntagfrüh gegen 10 uhr zu ende ist, anders darstellt.
auffällig: die zusammensetzung des publikums ist geschlechtertechnisch ausgewogen, generell viele queers. spiegelt den auch in berlin sichtbaren trend wider, welcher der generation z zu verdanken ist: mit geschlechteridentitäten spielen bzw. sie gleich auflösen und vor allem das selbstbewusstsein dafür zu haben. erst recht, wenn die türpolitik gleich vor betreten des gebäudes klar macht, dass diskriminierendes verhalten nicht geduldet wird und drinnen durch die awareness das versprechen eingelöst wird, dass jederzeit ansprechpartner*innen zur stelle sind. zumindest für menschen, die sich nicht heteronormativ verorten oder anderweitig sexuell diskriminiert werden, hat de school einiges in die wege geleitet, um zum safer space zu werden.
geschlechteridentitäten sowie sexuelle orientierung beiseite: die niederländer*innen sind nach wie vor offener bzw. kommunikativer als der durchschnittliche biodeutsche. als introvertierter muss ich hin und wieder aus meinem bau gelockt werden, aber vor ort klappte das mit ein wenig szenebezogenem small-talk ziemlich gut. ich kam mir jedenfalls nicht wie ein lediglich geduldeter gast vor. zudem ist das publikum auch nicht so reserviert wie das in berlin, das erstmal überzeugt werden will (dann aber mit leib und seele dabei ist). beiden gemeinsam ist die umsichtigkeit.
das personal an der kasse, hinter den bars sowie der garderobe ebenfalls jung und auch geschlechtlich ausgewogen, im muzieklokaal bei meiner zweiten schicht mit zwei technikerinnen für ton und licht. da scheint das versprechen eingelöst worden zu sein, auch abseits vom servicepersonal eine diverse personalpolitik betreiben zu wollen.

komme ich mal endlich zum wesentlichen: der party an sich. ich hatte das ticket für den ersten zeitslot von 23 uhr bis mitternacht, war um 22:30 uhr bereits da und damit quasi einer der ersten in der schlange. es hat in amsterdam längst nicht die ausmaße wie beim berghain angenommen, wo sich leute mittlerweile eine bis anderthalb stunden vor toresöffnung in die schlange stellen (wobei das bei der abschlussfeier anders aussehen könnte). ließ jedenfalls genug zeit, die räume bzw. den grundriss zu erkunden. im muzieklokaal lief bspw. noch der soundcheck bei putzlicht.
interstellar funk fand ich im warm-up solide, aber beim besten willen nicht mehr. war für mich irgendwie unentschlossen zwischen techno und house und ob er jetzt fordernder spielen kann oder nicht. wobei das auch bei dem großen keller ziemlich schwierig ist, wenn die leute erstmal nur so reintröpfeln und das muzieklokaal ab 1 uhr weitere leute bindet. yòp fand ich dort jedenfalls wesentlich schlüssiger.
marcel dettmann bleibt auch bei auswärtsspielen eine bank. da können zwar auch gestandene house-tracks wie „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk laufen, aber das war so gut ins set eingebettet, dass das eher noch als katalysator wirkte. super, ohne wenn und aber. kann ich auch von akua sagen, die tempotechnisch noch eine schippe drauflegte, aber sonst den guten eindruck, den ich von ihr im berghain gewonnen habe, bestätigt hat. schnörkellos trockener, fordernder techno in tradition der 1990er – das war der zeitpunkt, an dem ich mich leicht in den alten tresor zurückversetzt fühlte.
josey rebelle ebenfalls überraschend technoid mit acid-einschlag, da lichtete es sich oben bereits ein wenig und ich trat auch den weg richtung amsterdam noord zu meiner temporären heimstätte an.
pariah bei runde zwei leider wie erwähnt verpasst, aber dafür mit dj shahmaran einen bis dato für mich unbekannten namen gehört, der hoffentlich auch im neuen club zu hören sein wird. mensch kann zu pop-edits stehen wie mensch will, aber das war in ein ziemlich experimentielles set eingebettet, was grob mit dem „weightless“-attribut, das vor ein paar jahren umhergeisterte, umschrieben ist. fand klasse, dass das publikum das auch geduldig mitgemacht hat, anstatt das weite bzw. den keller aufzusuchen. dort fand ich sowohl jephta als auch blanka grundsolide, wobei für mich bei beiden sets wenig hängengeblieben ist. trifft auch auf cashu zu.
die drei damen aus kopenhagen haben dem muzieklokaal zu später stunde nochmal ordentlich beine gemacht, u.a. mit „el camarón“ von matias aguayo auf 145 bpm gepitcht. hatte einen abklatsch von courtesy-eurodance befürchtet, aber wurde belehrt, dass vorurteile zum widerlegen da sind. bei rødhåd bekam ich bereits stehend ko nur die erste stunde mit, wobei er von anfang an klarmachte, dass das set wie oben nochmal letzte energiereserven mobilisieren soll. wenn’s nach den berichten auf reddit geht, hat das auch geklappt: kurz nach 7 uhr war montagfrüh schluss.

rückblickend hätte ich mich definitiv vor 2020 oder wenigstens mal 2022 motivieren sollen, den weg nach amsterdam anzutreten und de school mehr als nur einmal zu sehen. die sorge, dass es im vergleich zum trouw ein rückschritt sein könnte und das „erbe“ damit schaden nehmen könnte, war völlig unbegründet. es ist jedoch beileibe nicht so, dass de school das trouw völlig in den schatten stellt. vielmehr stehen beide clubs auf ihre art und weise für sich: das trouw als imposantes industriedenkmal, de school als im vergleich dazu kahles gebäude. beiden wurde durch den gerade in de school massig vorhandenen platz raum für offene experimente auf verschiedenartige weise leben eingehaucht.
zudem scheinen die pandemie und die berechtigte kritik als beschleuniger gedient zu haben, das konzept zu verfeinern und die zeichen der zeit zu erkennen, wonach diversität in jeglicher form gerade im hintergrund umgesetzt werden muss. dahinter steckt die idee, dass sich das quasi wie von selbst im club niederschlägt – sei es durch kunstinstallationen, performances, workshops unter der woche oder das booking. auch wenn ich dies nur als männlich-weißeuropäischer (und damit ziemlich privilegierter) gast ohne kenntnisse über den vorherigen zustand mitbekommen habe: de school scheint die selbst gesteckten ziele in den letzten 16 monaten seit wiedereröffnung bereits gut umgesetzt zu haben oder ist wenigstens auf einem guten weg. das wird nicht ohne reibungspunkte oder fehler passiert und mit dem ende an diesem wochenende natürlich nicht abgeschlossen sein. es ist jedoch bereits ein dermaßen solides fundament, dass ich hiesige clubs bereits daran zu messen beginne und loblieder auf die verjüngung des clubpersonals bei gleichzeitigem verbleib der erfahrenen älteren im hintergrund singe. am ende ist techno nach wie vor eine jugendkultur, die sich nicht darauf beschränken sollte, diejenigen zufriedenzustellen, die bereits in den 1990ern dabei waren und alles an „früher“ messen, sondern auch angebote für leute machen muss, die das ganze erst vor fünf bis zehn jahren für sich entdeckt haben und ihre vorstellungen verwirklichen bzw. sich selbst noch finden wollen.

es steht bereits fest, dass die macher*innen einen neuen club eröffnen möchten, auch wenn es in einer so durchgentrifizierten stadt wie amsterdam mit akutem mangel an leerstand im innenstadtbereich kein leichtes unterfangen wird, einen ort mit ähnlicher qualität bzw. ähnlich viel platz zu bekommen. ich drücke ihnen jedenfalls sehr die daumen, wieder einen ort zu finden, an dem sie keine kompromisse eingehen müssen, um den interdisziplinären ansatz zwischen clubbing, kulinarik, kunst und auch für die gesamtgesellschaft wichtige (sub)kulturelle weiterentwicklung fortzuführen. ich hoffe weiterhin, dass sie den prozess so transparent wie möglich begleiten und kritik weiterhin zum anlass zur aufarbeitung nehmen.

wird zwar schwierig für mich, den für mich dritten club der „post cs“-betreibergesellschaft (tatsächlich wird der nachfolger von de school der vierte nach dem club 11 sowie dem trouw) nicht an den beiden starken vorgängern zu messen. das konzept der betreiber*innen, ihre locations nach dem kriterium auszusuchen, dass sie fünf bis sechs jahre zwischengenutzt werden können, ging bisher jedes mal auf. diese vermeintlich kurzen zeiträume haben gereicht, dass jeder club legendenstatus genießt, aber die erneuerung wie selbstverständlich mitgedacht wird. wo das trouw mit start der 24-stunden-lizenzen das amsterdamer nachtleben langsam an tagelange partys herangeführt hat, setzte de school dies fort, verfeinerte dies mit flexiblen ideen beim booking (wie bspw. bei „de zomernacht“ in der festivalzeit kürzere veranstaltungen anzuberaumen, ohne das line-up explizit bekanntzugeben) sowie veranstaltungen unter der woche, die eher den kunstaspekt betonten und damit in einer linie mit dem stand, was bereits im club 11 und dem trouw steht, die beide mit dem stedelijk museum koopierierten) und betonung des kunstaspekts. so fällt auch hier der abschied schwer (3voor12 nennt de school im vorfeld des schließungswochenendes den club, auf den die ganze niederlande schaut – ist auf niederländisch, auch hier ggf. maschinell übersetzen lassen), aber nach der erfahrung habe ich ziemliches vertrauen darin, dass beim nachfolger keine halben sachen gemacht werden. ich nehme mir hiermit fest vor, mir den neuen club innerhalb des ersten jahres des bestehens anzuschauen. die messlatte liegt jedenfalls verdammt hoch.

notierte tracks (*: shazam)

interstellar funk
wally lopez – deep drive (moreno pezzolato vocal remix)*
avision – big shot (paco osuna remix)*
jesper dahlbäck – what is the time, mr templar?

yòp
tyree – nuthin wrong

marcel dettmann
silvershower – ice fractions 1
flashy fragrant – reach higher ground* (direkt danach)
m.d.3 – the pressure cooker (original pressure mix) (direkt danach)
adonis – no way back (direkt danach)
johannes heil – feiern part 1 (direkt danach)
plastikman – sickness
ruff stuff – last chance*
surgeon – muggerscum out (direkt danach)
reese – rock to the beat (direkt danach)
farley jackmaster funk & jesse saunders – love can’t turn around (house remix)
public energy – three-o-three (direkt danach)
dennis ferrer – transitions*
trunkline – new place*
gabriel palomo & lee chameleon – lunar
martyn hare – riffarama*
aux 88 – voice modulation (anthony rother remix)*
octave one – blackwater (e-dancer vocal dub)

akua
joey beltram – floaters
verbos – audio dillusions*
ritzi lee – social interference*

josey rebelle
joey beltram – ten four

dj shahmaran
grrl & made of oak – interference*
granul – aksayan (hassan abou alam remix)*
skee mask – dial 274
rattlesnakke – escolopendra*
d3u5e & gav – namer*

blanka
paranoid london – the music
cleric – 2nd limit
kr!z – surge*
r.m.k. – connect*
atonism – temples*

apeiron crew
matias aguayo – el camarón
chloé robinson & dj adhd – dream*

[berlin / 16.09.2023] berghain: klubnacht

liest sich jetzt etwas pathetisch, aber das könnte der für mich letzte sonntag in diesem jahr sein. im oktober ist das 15-jährige bestehen von pan an einem freitag für mich am interessantesten, obwohl noch kein line-up dafür draußen ist. gleiches gilt für die reef (10. november). und der dezember ist mit dem geburtstag sowie silvester / neujahr ein kandidat für überbevölkerte gänge / tanzflächen etc. – da hoffe ich auch auf einen attraktiven freitagstermin.
aber erstmal der kommende sonntag, bei dem mit ogazón sowie roman flügel leute im berghain-angebot stehen, die mensch eher eine etage höher vermuten würde. das lockert hoffentlich einiges auf.

klubnacht

berghain
00:00 primal state
04:00 luigi di venere
08:00 roman flügel
12:00 zisko
16:00 ogazón
20:00 marcel dettmann
00:00 tasha

panorama bar
23:59 eva be
04:00 axel boman
08:00 roi perez

19:30 tama sumo
00:00 nd_baumecker b2b francesco menduni

garten
12:00 ruby savage
16:00 nicola cruz

säule
20:30 mathew jonson live

nachbetrachtung

eingestempelt: 10 uhr früh
ausgestempelt: 1 uhr nachts

und um mit der kurzform einzusteigen: gemessen an den neuerlichen standards war’s eine der entspanntesten klubnächte in diesem jahr. auch mit die wärmste (drinnen), aber das sollte mensch auch langsam nicht mehr überraschen.

musikalisch schon wieder wenigstens gut, im berghain jedoch durchgängig besser als nur durchschnitt. einzig ruby savage war mir insgesamt zu vocal-/piano-lastig / discoid, aber das ist vielmehr mein problem. holte mich kurz vor schluss ihres sets mit „throw“ (und das auch quasi komplett gespielt) wiederum sehr ab. nicola cruz gefiel mir (gerade in seiner chicago-lastigen ersten stunde) im vergleich besser.
ansonsten haben die kandidat*innen, die mensch sonst eine etage höher verorten würde, mit wehenden fahnen alles abgeräumt. ogazón ein bisschen mehr als roman flügel, was aber auch am sonntagabend wie üblich gesteigerten füllgrad lag – gegen mittag war der zustand auf der tanzfläche für mich quasi ideal.
roman flügel jedenfalls um die 140 bpm, also auch dem zeitgeist entsprechend flott unterwegs. nur kam mir das nicht so schnell vor, stumpf war’s zudem auch nicht, sondern vielmehr eine lektion darin, was ich an neuheiten im techno-bereich (unberechtigterweise) nicht beachtet habe.
zisko hat tempotechnisch sogar eine kleine schippe draufgelegt, aber auch nicht schneller als 145/146 gespielt, dabei auch gezeigt, dass das durchaus melodisch (anfang) bzw. toolig mit tribal-elementen (weite teile vom rest) gehen kann. kein monotones durchbrettern, hat für meine begriffe eine echt gute visitenkarte abgegeben und damit hoffentlich nicht zum letzten mal dort gespielt.
ogazón bringt ein charisma mit, welches die menge mit euphorisiert. wäre ich sportjournalist, würde ich jetzt eingeschliffene phrasen wie „start-ziel-sieg“ bemühen. langsamer als ihre vorgänger (135 bpm), womit ich gerne nochmal wiederhole: es geht auch ohne tempowettlauf und mit der vereinigung von altem und neuen.
marcel dettmann mit einem der besten tracks zu beginn, die robert hood jemals produziert hat („detroit: one circle“), jedoch grätschte ein gewisser mathew jonson dazwischen. ich gebe es ehrlich zu: nachdem ich sein liveset von der diesjährigen time warp dank arte concert gesehen habe, hatte ich nicht allzu viel erwartet. dort haben mich die kurz auftretenden dissonanzen angesichts seiner vergangenen live-acts und produktionen schon etwas stutzig gemacht. nach gestern abend sind aber keine fragen mehr offen: gut 100 minuten spielzeit, wahnsinns-aufbau mit vertrackten minimalen beats, dann dem publikum endlich die 4/4-kick geben, dazu das „india in me“-motiv längere zeit mal mehr, mal minder im vordergrund und andere tracks drumherum tänzeln lassen. außerdem noch eine in breakbeats zerhackte version von „decompression“, die gerne so veröffentlicht werden kann (und damit es raus ist: ich fand die b-seite immer besser) und „marionette“ mit „typerope“ vermischt als zugabe. die beats live mit der roland tr-8 nach belieben umgebaut – da war nichts statisch. kurz: er hat die klasse an den tag gelegt, mit der er mich anno 2006 im berghain bereits überzeugen konnte.
zurück zu marcel dettmann, geeigneten platz bei der sonntagsfülle suchen. womit ich beim hauptgrund bin, weshalb der gestrige sonntag als einer der in diesem jahr angenehmsten für mich gilt.

nach den seit dem csd auftauchenden, in den letzten wochen jedoch abflauenden nachrichten über sechsstündige wartezeiten in der schlange und entsprechender fülle hatte ich gehofft, dass dieses ungewöhnliche berghain-booking ein paar leute zuhause bleiben lässt. oder das spätsommerliche wetter zum ausflug an den badesee animiert. zugegeben blitzte das schlechte gewissen ob des guten wetters gestern auch kurz bei mir auf, aber dafür gab es den garten, in dem es sich auch gut sitzen und plaudern lässt.
stattdessen war die schlange gestern zum schichtwechsel an der tür (gegen 18 uhr) am längsten: hälfte des weges. den rest des tages sowie abends waren die wartezeiten nicht weiter nennenswert. klar: die schlangen vor den toiletten waren ab 18 uhr allerorten jenseits von gut und böse und der durchgang zum garten entpuppt sich immer wieder als nadelöhr, wenn leute einfach nicht begreifen, dass mensch sich im gang oder im bereich der treppe zum garten eher weniger verquatschen oder bei aus- und eingängen platz lassen sollte.
sonst war ich erstaunt, dass ich im berghain selbst vor den rechten podesten während marcel dettmann tanzen konnte. das jedoch nicht ganz unbehelligt, so dass ich lieber nach links ging.

um dem stream of consciousness mit „nach links gehen“ mal völlig freien raum zu lassen und die nachlese zur reef zu ergänzen, bei der ich die hoffnung geäußert hatte, dass die veränderte position der subs zu einem besseren publikumsfluss nach vorne links führt: hat sich bestätigt. zwar geht dadurch auch die sicht zwischen den beiden stacks auf die tanzfläche verloren, aber wenn mensch am sonntagabend in einigermaßener ruhe tanzen möchte, geht das hinter den subs, jedoch auch überraschenderweise vor den beiden linken stacks ziemlich gut.
und vorne links erst recht. dort ist die verlagerung des podestes auf die rechte seite zwischen den beiden dortigen stacks gerade am sonntagabend im hochbetrieb für mich gold wert. manche können bemängeln, dass sich dort nicht genügend leute tummeln, um wirklich für stimmung zu sorgen. die sind dafür rechts vor dem dj, können für meine begriffe auch gerne dort bleiben und für die leute platz machen, die zur bar möchten. vorne links gibt es höchstens den durchgangsverkehr zum darkroom oder unter der treppe hindurch nach oben richtung panorama bar. aber das hält sich in aushaltbaren grenzen. der durch das weggefallene podest entstandene freiraum lässt die leute zügiger ab- oder zufließen, und überraschenderweise halten sich in den schmalen durchgängen zur tanzfläche zwischen subs und linken stacks auch kaum leute auf.
mag sein, dass das an richtig vollen sonntagabenden anders aussieht, aber die vermeide ich auch nach möglichkeit. stand gestern abend halte ich erstmal fest: linke seite = kein durchschlängeln mehr.

außerdem nachgereicht: die nun verbauten komponenten, die herbieville bei reddit aufgelistet hat (allesamt funktion one).

  • ds210+ds15-kombination (die von der decke vorne und hinten hängenden tops. waren schon vorher da, sind geblieben und auch in betrieb.)
  • die bestandteile der vier stacks: drei f218 (waren vorher vier), vier evo 6el, zwei evo 6eh
  • die satelliten-lautsprecher vorne links und rechts: zwei evo 6eh
  • die subs: sechs f124 in einem 2×3-array

faszinierend dabei: wenn mensch direkt vor den subs steht, ist der druck sehr gut auszuhalten. finde ich direkt vor den stacks intensiver. generell kann mensch sich jetzt den bassdruck basierend auf der position der tanzfläche aussuchen. vorne links ist tendenziell weniger, dafür sind die höhen und mitten präsenter.
mit der klubnacht-erfahrung im vergleich zur reef lässt sich sagen: der charakteristische berghain-sound hat nicht gelitten, nur feinschliff wäre gut. ich fände es bspw. besser, wenn die beiden satelliten-lautsprecher in den hohen frequenzen etwas begrenzt werden.
außerdem auffällig, aber weniger aufgabe von funktion one, sondern vielmehr der hauseigenen technikabteilung: ogazón spielte durchgängig mit vinyl und bei einem acapella gab es rückkoppelungen vom technics. nun gilt der nicht als am besten isolierter plattenspieler am markt, jedoch dachte ich, dass das nach all den jahren vor ort bereits im griff wäre.

soviel zur technik. um die kurve zurück zum abend an sich zu kriegen: marcel dettmann brachte das ganze mit gewohnter routine und dem einen oder anderen electro-track bei 135 bpm (für seine verhältnisse ist das geschwindigkeitsrekord) so gut über die bühne, dass er seinen status als einer meiner lieblings-residents einmal mehr untermauert hat.
tasha danach überraschenderweise mit cdjs und zackigerem tempo, da fand ich nd und francesco oben angenehmer. jedoch bestand meine letzte stunde zwischen mitternacht und 1 uhr nur noch aus herumstreunen, um zu hören, wie sich beide sets so anließen.

trackauswahl (*: shazam)

roman flügel
jark prongo – movin thru your system (dave clarke remix)
tensal – inhospitable*
sev dah – audio grape*
pfirter – dynamical systems*
yan cook – sweat*
teste – the wipe

zisko
surgeon – la real

ruby savage
paperclip people – throw (unreleased version, die auf der „sessions“ enthalten ist)

nicola cruz
sluts’n’strings & 909 – summerbreeze
gant-man – distorted sensory (loefah’s south side remix)*

ogazón
ø [phase] & rødhåd – 180215* (lustigerweise erst von shazam identifiziert als nalin & kane – beachball (tall paul remix))
shlomi aber – liquid pressure*
psyk – bite back*
grain – untitled b1*
mark williams – a dj’s groove*
platform – rowcast
matrixxman & setaoc mass – reckoning*
remco beekwilder – transmax*
introversion – onryo*

marcel dettmann
the vision – detroit: one circle
cynthia stern – dampfmaschine*
spokesman – acid creak (pierre’s reconstruction mix)
johannes heil – der tod (b1)
octave one – blackwater (e-dancer vocal dub)

nd_baumecker / francesco menduni
smooth touch – house of love (tom flynn strictly rhythms edit)

tasha
the advent – sketch 3

[berlin / 03./04.02.2023] philharmonie berlin: strom – festival für elektronische musik

nach der ersten, für meine begriffe sehr geglückten ausgabe freut es mich immens, dass es (wegen der allgemeinen pause im bereich der e- und u-musik) drei jahre danach eine neuauflage gibt. bin an beiden tagen da.

strom – festival für elektronische musik

freitag, 03. februar 2023
20:00 – 21:30 stefan goldmann foyer
21:45 – 22:45 hauschka + kai angermann (live) großer saal
22:45 – 0:00 nídia foyer
0:15 – 1:15 wolfgang voigt präsentiert gas (live / av) großer saal
1:15 – 3:00 marcel dettmann foyer

samstag, 04. februar 2023
20:00 – 21:30 upsammy foyer
21:45 – 22:30 transformed acoustix: mitglieder der berliner philharmoniker + simon stockhausen (live) großer saal
22:30 – 23:30 blawan (live / av) foyer
23:45 – 0:50 robert henke präsentiert cbm 8032 av (live / av) großer saal
0:50 – 3:00 juan atkins foyer

beide tage
the trembling line von aura satz (installation) hermann-wolff-saal

visuals
pfa studios foyer

nachbetrachtung

weil der text mal wieder länger ist, gibt’s das fazit vorab: im großen und ganzen großartig. könnte sich glatt zu meinem jährlichen stammtermin entwickeln, sofern das wiederholt wird.
mich euphorisiert – wie bei der erstausgabe vor drei jahren auch schon – die tatsache, dass techno (bzw. besser die elektronische musik) es in ihren zahlreichen experimentiellen spielarten nach drei jahrzehnten in so einen rahmen geschafft hat und sich beides gegenseitig zu befruchten scheint. hatte zumindest beim personal den eindruck, dass wenige zwar immer noch fremdelten, andere wiederum von der informalität überaus angetan waren. steht immer noch auf meiner liste, mal tatsächlich ein klassisches konzert im großen saal zu erleben. aber selbst basslastige acts (gas, robert henke) waren dort kein problem und die transparenz im klang sucht ihresgleichen.

was ist verbesserungswürdig?

der anteil von frauen im line-up. war vor drei jahren minimal besser. aber insbesondere die ausschließlich durch herren bestrittenen konzerte im großen saal zeigen die strukturellen probleme der letzten drei jahrzehnte auf, in denen sich nicht viele damen auf den „großen“ labels (warp, ninja tune, r&s) profilieren konnten. mira calix fiele mir da ein, nur kann mensch sie leider nicht mehr fragen. glaube jedoch, dass sich bei ihr wie bei meinen wunschkandidatinnen (sarah davachi, kali malone) während der zusammenstellung des line-ups die frage gestellt hätte, ob der bekanntheitsgrad dem kartenvorverkauf zuträglich ist.
so finden die damen (wie vor drei jahren auch) leider auf dem nebenschauplatz im foyer statt. als ausgleich zu drinnen hätte ich’s besser gefunden, ihnen im foyer mehr raum zu geben (neben upsammy und nídia hätte lady starlight oder auch dasha rush für meine begriffe dort ziemlich gut gepasst). ich befürchte jedoch, dass dieses strukturelle problem, was selbst in den clubs erst seit wenigen jahren im bewusstsein angekommen und schwierig umzusetzen ist, dauerbrennerthema bei eventuellen wiederholungen in den nächsten jahren bleibt.

großes votum für eine vierpunkt-beschallung im foyer. der raum bringt schon von sich aus jede menge reverb mit, so dass feinheiten im sound untergehen, sobald mensch im hinteren drittel steht. war gerade bei upsammy zu merken, bei deren stil die feinheiten im hintergrund stattfinden, was vorne wahrscheinlich deutlich zu hören war. hinten kamen dann eher die rhythmischen strukturen an.
ideal wäre im foyer noch das mapping der visuals an der schrägen decke. bei beiden wünschen ist’s aber für mich gerade bei den aktuellen gegebenheiten verständlich, dass die produktionskosten im blick behalten werden müssen.

als letztes (aber dafür kann die festival-organisation nichts): die partielle ignoranz des publikums. es kann nicht angehen, dass leute bei beginn von konzerten und darüber hinaus im großen saal einfach weiterquasseln, ohne überhaupt ein gespür dafür zu haben, dass die raumakustik das weiterträgt. ist nicht wie im club, bei denen die anlage alles überlagert. mir wurde zugetragen, dass jemensch die gesamte erste hälfte des gas-sets einfach gefilmt hat und dann gegangen ist.
dann noch zaungäste mitten auf der tanzfläche, was jedoch stellenweise auch als unsitte in clubs einzug gehalten hat. während des blawan-sets war mir beim vor uns mit verschränkten armen stehenden dreiertrupp schon sehr danach, ihnen (und ich bitte bei der kaum verhohlenen aggression um verzeihung) mit anlauf in den allerwertesten zu treten oder eine semi-repräsentative umfrage zu starten, woran es jetzt hapert. ehe das falsch verstanden wird: nein, es waren keine personen älteren jahrgangs, sondern allesamt aus einer jüngeren alterskohorte als meinereiner, denen ich durchaus zutraue, in den vergangenen jahren zum 4/4-takt in clubs geübt zu haben. wenn’s mir nicht zusagt, gehe ich einfach an den rand und hab ein auge dafür, ob es den leuten um mich herum gefällt. hab mich in dem fall für partielle ignoranz entschieden bzw. mir steht auch nicht der sinn nach grundsatzdebatten. auch nicht im club.

was war besser als bei der erstausgabe?

das licht im foyer, da weniger hell. klar war das immer noch sehr bühnenfixiert, was nun wiederum zum gleichen act-fixierten „phänomen“ führte, wie es sich auch mittlerweile in clubs beobachten lässt: alle tanzen in die gleiche richtung. aber die bunten spots an den säulen mit ihren wechselnden farben schufen schon mal ansatzweise clubatmosphäre.

der dramaturgische aufbau am zweiten tag. zum ersten kann ich nicht so viel sagen, da wir es erst zum finale von hauschka / angermann hingeschafft haben. damit endlich zur schlüsselfrage.

wie waren die protagonist*innen?

hauschka / angermann: überraschend perkussiv / sequentiell / loop-orientiert, bin aber auch mit seiner diskographie nicht vertraut.
nídia: da standen wir eher an der bar ganz links im foyer, wo vom sound wie bei der erstausgabe nicht viel mitzukriegen war, außer dem bass. insofern halte ich mich bei bewertungen raus.
gas: ohne worte. „neuer goldstandard“ sagte ich zu meiner begleitung danach. sind danach noch ein paar minuten sitzengeblieben, um das sacken zu lassen. gibt damit jetzt ein neues luxusproblem: sollte wolfgang voigt das nochmal aufführen, muss sich das set am erlebnis aus dem großen saal messen lassen. hab nur „zauberberg 3“ als letzten track erkannt. aber dieser transparente klang, in dem neben dem rauschen und dem wuchtigen bass alles an akkorden zu hören war sowie die ineinander fließenden strukturen bzw. das sich einfach organisch entwickelnde set war nichts weniger als ein sog, der gerne noch zwei stunden so hätte weitergehen können. war jedenfalls mehr als eine entschädigung für die unterirdischen akustischen gegebenheiten in der volksbühne anno 2009. großartig. punkt.
marcel dettmann hat für mich gezeigt, welchen anteil er daran hatte, dass die mittage im berghain vor 15 jahren immer länger wurden, wenn er für den schluss angesetzt war. wuchtige bassläufe, hin und wieder dichtere hihats, rauh in der soundästhetik und sexy im groove zugleich. dazu noch abwechslungsreich im stil. ein auf seine art und weise ähnlicher sog wie bei wolfgang voigt zuvor drinnen – mit stellenweise richtiger clubatmosphäre (und meinem vorsatz, ihn zeitnah mal wieder beim heimspiel am wriezener karree hören zu wollen).
upsammy kam am tag darauf erst in ihrer letzten halben stunde in schwung. weite teile ihrer ersten hälfte wirkten statisch, zumindest so als ob ein rhythmischer loop läuft. aber wie erwähnt: eindruck aus der hinteren hälfte, ohne wirklich was von den dahinter liegenden sounds mitbekommen zu haben. wenn jemensch der hier mitlesenden in den vorderen reihen stand, bitte ggf. flankieren / widersprechen.
transformed acoustix: bei simon stockhausen lief alles im mixer und damit beim arrangement zusammen – also live aufgenommene bratsche, kontrabass sowie xylophone / andere schlaginstrumente. das alles durch effektgeräte geschickt, verfremdet, mit dem bereits vom vater bekannten blubber-sounds versehen. war schon interessant zu hören und hätte nicht unbedingt die passage mit den beats darunter gebraucht. wirkte als zugeständnis daran, nicht die ganze zeit zu experimentiell klingen zu wollen, wobei ich einfach mal annehme, dass manche sich im voraus ein bis zwei stücke seines vaters angehört haben und er auch gerne aus dessen schatten treten würde. war jedenfalls nicht deplatziert, aber halt auch schwer zugänglich. kann mensch jetzt darüber streiten, ob das nicht eher intellektuelles schaulaufen oder als grundlage für die entwicklung der zugänglicheren tanzbaren musik unabdingbar ist. da der rest des festivals beides gut miteinander vereinbaren konnte, fand ich’s gerade zu der uhrzeit richtig platziert.
blawan: zog kompromisslos seinen stil und sein tempo durch. meine damen und herren von der 150+-bpm-fraktion: so geht das! keine stur gleich klingende kickdrum, sondern swingende hihats, rave-basslines nur wo sie sein müssen, ansonsten wird der sub-bereich nicht vernachlässigt und einfach spaß gehabt anstatt nur hart klingen zu wollen. würde ich so kaufen, wenn das im laufe des jahres auf ternesc (oder sonstwo) erscheint.
robert henke: der ansatz des projektes ist auf seiner website hinreichend beschrieben. für mich ist er wegen so vielem im positiven sinne zu beneiden: er hält so gut wie alle fäden bei der konzeptionellen entwicklung und der umsetzung (programmierung der soft- und hardware) in der hand. bei ihm trifft die kombination aus einem unbändigen forschergeist und einer bodenhaftung zu, mit der er für jede*n verständlich erklärt, welche motivation seinen projekten zugrunde liegt und wie sich das technisch umsetzen lässt. dazu noch diese diebische jungenhafte freude beim spielen (gerade wenn er merkt, dass es klappt), wo er zeigt, dass sich aus vermeintlich antiquierten maschinen sounds vermeintlich angestaubte sounds kitzeln lassen, die sich aber so bearbeiten lassen, dass es – wie eine gute monolake-produktion – zeitlos klingt und dabei höllisch tanzbar ist. mehr als verdiente standing ovations, mein höhepunkt des samstages.
juan atkins: ist mir bereits im tresor nicht als technisch bester dj aus motor city begegnet, entsprechend wenig habe ich erwartet. lag auch dieses mal beim beatmatching sehr häufig daneben. großes „aber“: auswahl und abfolge der tracks haben das set überraschend gut werden lassen bzw. richtiggehend hochgerissen. außerdem erkennt er schnell genug, wann es keinen sinn mehr ergibt, den übergang noch retten zu wollen und er blendet dann schnell über. schlüsseltracks im set räumt er genügend zeit ein – und derer gab es einige. klar war’s ein schaulaufen bzw. best-of dessen, was detroit hervorgebracht und auch beeinflusst hat („computerwelt“ von kraftwerk war der erste track) und manchen connaisseuren vielleicht nicht tief genug in der kiste gewühlt, obwohl er (dankenswerterweise) offensichtliche hits vermieden hat (knights of the jaguar, the bells). ich hatte dank begleitung jedenfalls richtig viel spaß daran, wieder mal tracks zu hören (und sie zum teil sogar richtig zuordnen zu können), die vor 25 jahren große spuren hinterlassen haben und dank tresor sowie hardwax im subkulturellen gedächtnis der stadt eingebrannt sind. dabei auch kurz die gewissensbisse überwunden, als „strings of life“ lief, der trotz filigraner melodie auch einen ganz schönen punch mit sich bringt und das publikum im foyer mitfedern ließ. da habe ich die vorwürfe an derrick may ausgeblendet und mich lieber über die existenz solch toller tracks gefreut. da der detroit-anteil im set mindestens 80% betragen hat, rief das set eindrucksvoll in erinnerung, wieviel seele und funk in den meisten der produktionen der ersten und zweiten welle stecken und wie gut die tracks nach mittlerweile bis mehr als 30 jahren gealtert sind. außerdem hat er zum schluss mit blick nach vorne (indem er u.a. „feeling normal“ von calibre spielte) gezeigt, dass er nicht in der suppe der vergangenheit schmoren möchte, sondern das ohr am aktuellen geschehen behält. sein set hat mir damit ein ziemlich gutes gefühl vermittelt: auch wenn da eine legende steht, deren ruf sich eher auf die bahnbrechenden produktionen und weniger auf die dj-qualitäten stützt (beides kommt bei jeff mills gut zusammen, den mensch durchaus für eine der nächsten ausgaben anfragen könnte), stellt diese sich in den dienst der musik und vermittelt zwischen (vermeintlich) altem und neuem bzw. zeigt auf, was den charakter dieser musik ausmachen sollte: zeitlosigkeit. dabei bewahrt er sich eine bescheidenheit, die gesichter bzw. bühnenpräsenz und marketing in den hintergrund stellt. alte schule im besten sinne also.

trackauswahl (shazam hat stets versagt, und das gedächtnis auch gerne mal. daher auch mit schützenhilfe generiert.)

marcel dettmann:
milanese – vanilla monkey
telex – radio radio (the tellurians mix)
fischerspooner – emerge (naughty’s peaktime mix)

juan atkins:
kraftwerk – computerwelt
giorgio moroder – chase
derrick may – drama / strings of life
model 500 – no ufos
octave one – i believe
reese – rock to the beat
carl craig – twilight / chicken noodle soup
maurizio – domina (carl craig’s mind mix)
plastikman – spastik
nightcrawlers – push the feeling on (the dub of doom) (direkt danach)
convextion – miranda
joey beltram – instant (juan atkins remix)
robert hood – aural 721 / quartz
jeff mills – captivate
underground resistance – hi-tech jazz / the final frontier
calibre – feeling normal

marcel dettmann gibt einblicke in seinen produktions- und entwicklungsprozess

die newsartikel-spalte liest sich bei residentadvisor manches mal wie die zeitleiste in der selbstgebauten social-media-blase, aber umso schöner, dass in features weiterhin in die tiefe gegangen wird. auch wenn dies teil der promo-maschinerie rund um sein unlängst erschienenes fear of programming ist, bringt es leser*innen schon auf den aktuellen stand, was sich seit dem hype um ihn und ben klock als posterboys des berghains (um die groove mal zu zitieren) mitte/ende der 2000er-jahre sowie nach der zäsur durch corona ergeben hat.

marcel dettmann: the next chapter

[berlin / 07.09.2018] berghain: klubnacht

das wird der september-termin, an dem von sonntagmorgen bis spätabends ziemlich viel stimmt. rok habe ich vor mehr als zehn jahren das letzte mal gesehen und wenn er die damalige form zeigt, sollte das an ort und stelle ganz gut passen.

berghain
00h00 marcel dettmann
04h00 anthony rother live
05h00 erika
08h00 batu
11h00 dj stingray
14h00 damon wild
17h00 rok
20h00 veronica vasicka
00h00 somewhen

panorama bar
00h00 woody
04h00 beroshima
07h00 blake baxter
09h00 adiel
13h00 marcel dettmann
17h00 josh cheon
21h00 lil’ louis
01h00 ryan elliott

eintritt
18 euro

nachbetrachtung

entsteht am 24. januar 2024 und wird aus fragmenten von notizen auf dem telefon, einzelnen meiner restrealitaets-kommentare und der shazam-historie zusammengesetzt.

batu war richtig gut zum ankommen und hat bei all der stilvielfalt nie den roten faden verloren. dj stingray gab in der zweiten hälfte ordentlich tempo (seinerzeit war alles über 140 bpm noch eine ziemliche seltenheit), marcel dettmann habe ich gegenüber damon wild den vorzug gegeben.
rok spielte mit traktor. war am ende ein start-ziel-sieg, weil dann auch einige veteran*innen am start waren. fragte mich beim thomas-schumacher-remix von cherry moon trax – the house of house jedoch schon, ob er sowas seinerzeit als hardwax-verkäufer überhaupt mit der kneifzange angefasst hätte. nichtsdestotrotz eine sehr gute besetzung für ort und uhrzeit.
lil‘ louis hatte in der panorama bar als andere legende schon einen schwereren stand und zwischenzeitlich die tanzfläche halb leergespielt. hab ein bisschen was aus seinem set wiedererkannt, das ich jahre zuvor im trouw von ihm gehört habe. konnte auch durchaus ins technoide gehen. im vergleich dazu hatte veronica vasicka das berghain wiederum fest im griff – da bin ich gerne bis zum schluss geblieben. ryan elliott bekommt extrapunkte dafür, sein set mit jungle der marke shed / hoover eröffnet zu haben.

trackbeispiele (*: shazam)

batu
burden & dtkn – phi 2.5 (stanislav tolkachev remix)*
stanislav tolkachev – perforated spoon*
dj lag & unticipated soundz – amanikiniki*
addison groove – allaby
peter van hoesen – force withdrawn*
fiedel – doors to manual
surgeon – particle
neila – kevin klein (stanislav tolkachev remix)*
wheez-ie – that uh track*

dj stingray
illektrolab – heavy hitter*
manasyt – mobile pharmacy*
reptant – the raid*
bintus – advanced fuel*
ontal – solidification*
chaos – afrogermanic
anthony rother – simulationszeitalter (direkt danach)
drexciya – aquabahn
dax j – escape the system*
p.e.a.r.l. – moral standards*
zeta reticula – extrapolate*
dj shortstop – just jit*
von floyd – geiger counter*
cem3340 – 007013200 (feat. carot-7b)*
dj assault – s-n-d 2
professor x – professor x (saga)
underground resistance – the final frontier

marcel dettmann
the bucketheads – the bomb
the hacker – body electric*
hell – jack the house*
floorplan – funky souls
dj funk – run (uk extended mix)
the immortals – the ultimate warlord (remix)*

josh cheon
green velvet – answering machine (prok|fitch remix)*
fade – separation (live demo mix 1993)*

damon wild
the advent – it one jah (surgeon remix)

rok
laurent garnier – boom (traumer remix)*
ben sims – i wanna go back (feat. blake baxter)*
cherrymoon trax – the house of house (thomas schumacher remix)*

veronica vasicka
phuture – acid tracks
dhs – the house of god (surgeon remix)
dj sneak – operation sneak
blawan – talatone
liaisons dangereuses – los niños del parque

lil‘ louis
kenlou – the bounce*
robert hood – untitled scetch

ryan elliott
hoover1 – hoover1-3a

[berlin / 15.06.2019] berghain: klubnacht

das wird der juni-termin. der juli ist aller voraussicht nach dem csd vorbehalten. in anbetracht des restpensums an diesem wochenende werde ich so gegen sonntagvormittag erscheinen, aber dafür länger bleiben können.

berghain
00h00 norman nodge
04h00 voiski live
05h30 efdemin
09h30 pangaea
14h00 peter van hoesen & atom tm present sync.
18h30 courtesy
22h30 nina kraviz
02h30 marcel dettmann

panorama bar
00h00 virginia
04h00 cormac
08h00 kosme
13h00 pause
19h00 roi perez
00h00 muallem

garten
12h00 justin van der volgen
16h00 gerd janson

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
klappt ja doch noch mit techno und meiner wenigkeit. war zwar leider erst gegen 13:30 uhr da (und konnte damit immerhin noch den guten rest von pangaea mitnehmen, der eine viertelstunde länger spielte, weil seine beiden nachfolger noch zeit zum einrichten brauchten), aber in den 16 darauf folgenden stunden zwei im garten, nicht mal eine in der panorama bar (insofern kein wort zu den dortigen djs), allerdings auch geraume zeit in der säule, wo man aber das geschehen im berghain sehr gut mitbekommt.
fülle und schlange bis zu ninas set nur moderat, was am parallelen whole-festival in gräfenhainichen gelegen haben dürfte. selbst kurz vor ihrem set-beginn reichte die stempel/gästelistenschlange bis zur ecke mit den toiletten und die normale schlange bis zum beginn der gitter. allerdings: es waren seit dem mittag / nachmittag einige geblieben, so dass das bis mitternacht nicht wirklich angenehm war. bei den letzten malen schon gelernt: vor den darkrooms links ist irgendwie immer platz. da komme ich bei kompletter fülle auch besser hin als zu meinem sonstigen stammplatz zwischen den beiden rechten boxentürmen. wird die nächsten male noch weiter getestet.

zur musik:

pangaea in der halben bis dreiviertelstunde sehr technoid. dabei mit aktuellen sachen, die mich jedoch ein paar mal zu shazam greifen ließen:
jerome sydenham & fatima njai – the red dragon
slam – stepback im oscar mulero remix, der das original zwar nicht in den schatten stellt, aber mir neben seinem sehr guten „perfect peace“-album letztes jahr vor augen führt, wie ich ihn als produzent unterschätzt habe.

bei sync. (ich bleibe der einfachheit halber dabei) dann meine skepsis: kann das mit einem vier-stunden-live-act was werden, wenn dem publikum keine bekannten schnipsel oder tracks vorgespielt werden, um sie bei laune zu halten?
zu meiner beruhigung: war nicht nötig. es schien anhand der live-bildschirme bei beiden zwar so, dass sie auch komplette tracks ins set eingewoben haben. aber erkannt habe ich davon nichts. klar war das set auch keine neuerfindung des rades, aber dafür ein sehr gutes beispiel für ab- und aufbau von dynamik. tat der stimmung jedenfalls keinen abbruch.

ich war zwischendurch aber trotzdem mal draußen, wo justin van der volgen u.a. italo-/disco spielte. bei gerd janson ist mir „acperience 1“ von hardfloor in erinnerung, wobei sich der rest des sets eher im (vocal-)house-bereich abspielte. dennoch der erwartet sichere treffer im garten.

bei courtesy (soviel sei vorweggenommen) gab es das rave-inferno. für techno-puristen eher nichts, weil sie keine scheu hat, trance und acid von mitte der 1990er neben neuartigen tracks beider genres und wiederum amtlichen techno-nummern zu verweben. aber das gibt dem ganzen neben der art, wie sie das alles präsentiert, eine lockere naivität zurück, die gerade im berghain so manchen abgeht.
auswahl:
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danach nina kraviz, die in ihren vier stunden für mich wesentlich schlüssiger / kohärenter spielte als beim letzten mal an ort und stelle. hat in ihren vier stunden neben ihrem dance mania-katalog jedenfalls gezeigt, dass sie eine weit gefächerte techno-sozialisierung mitbringt und den club gerade in ihrer letzten stunde nach allen regeln der kunst zerlegt.
auswahl:
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sie hat dann dankenswerterweise noch einen ambient-track als outro gespielt, der quasi als reset diente, bevor marcel sein set aufbauen konnte.

das machte er auch mit gewohnter klasse. als überehrgeiziges ziel hatte ich mir vorgenommen, bis zum ende zu bleiben, wobei die zugfahrt nach prag über allem stand und die kondition um 5 uhr früh mir deutlich zu verstehen gab, dass es jetzt langt. nichtsdestoweniger auch er mit geschichtsbewusster trackauswahl, u.a.:
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doch, ein überdurchschnittlich guter berghain-sonntag. da war ich mir am späten nachmittag bei sync. sicher, aber das hat sich mit fortschreitender stunde umso mehr verfestigt.

[berlin / 01.01.2019] berghain: silvester klubnacht

das zitat ist zwar leicht zeitverzögert aus dem zusammenhang gerissen, aber passt so schön: alle jahre wieder…
der orientierung halber ergänze ich die wochentage. wer sich wundert, dass ein paar namen in den schlagworten fehlen: der lohnerwerb ruft am 2. januar. dadurch werde ich ein paar favoriten verpassen (nd, mark ernestus und rabih beaini beispielsweise).

silvester klubnacht

berghain
dienstag, 01.01.2019:
01h00 answer code request
05h00 dr. rubinstein
08h00 rødhåd
11h00 terence fixmer
13h00 norman nodge
16h00 steffi
19h00 volvox
22h00 phase fatale
mittwoch, 02.01.2019:
01h00 fiedel
04h00 somewhen
07h00 kobosil
10h00 efdemin
13h00 function
16h00 luke slater
19h00 marcel dettmann
22h00 boris

panorama bar
dienstag, 01.01.2019:
01h00 massimiliano pagliara
05h00 cormac
09h00 nemo b2b castro
13h00 virginia
17h00 ryan elliott
21h00 nick höppner
mittwoch, 02.01.2019:
01h00 tama sumo
05h00 dominic carter
09h00 nd_baumecker
13h00 honey dijon
17h00 tornado wallace
21h00 gerd janson
donnerstag, 03.01.2019:
01h00 roi perez

lab.oratory
dienstag, 01.01.2019:
05h00 luigi di venere
09h00 chris cruse
13h00 soundstream
17h00 heidi lawden b2b lovefingers
21h00 i-f
mittwoch, 02.01.2019:
00h00 dan beaumont
04h00 paramida
08h00 prins thomas
12h00 discodromo

halle
dienstag, 01.01.2019:
12h00 pom pom
15h00 lotus eater live
16h30 rachel lyn
20h30 tricky
22h30 vladimir ivkovic
mittwoch, 02.01.2019:
02h30 etapp kyle
06h30 mxwhd
09h30 rabih beaini
12h30 mark ernestus
15h00 barker
19h00 felix k
22h30 pom pom

eintritt
ist noch nicht kommuniziert. aber von wenigstens 20 euro ist auszugehen.
38 euro

nachbetrachtung
(gut ein jahr später am 14. januar 2020)

das gleiche wie jedes jahr (auch bei der wortwahl): der termin ist und bleibt einfach eine sichere bank. auch die zwangspause zwischendrin erwies sich nicht als dämpfer, wobei das arbeiten von daheim aus hier seine qualitäten ausspielen konnte.

keine ausreißer nach unten, füllgrad zumindest in lab und halle stets erträglich und ein angenehm hoher anteil an stammpublikum (heißt: schwulen).
virginia machte oben in der panorama bar eigentlich das, was sie die letzten male zu silvester im lab auch getan hat: poppig-hittig spielen. bspw. „rhythm of the night“ von corona, direkt gefolgt von bizarre inc. „playing with knives“.
steffi eine etage tiefer einmal mehr als qualitätslieferantin („phylyps trak“, „armageden“ von the advent oder – shazamt – „scythe“ von phobia), nur die anlage etwas überreizend.
rachel lyn in der halle mit einem stück vom „electronic recordings from maui jungle vol. 1“ von anthony child, dessen namen ich damals nicht wusste und mir daher nicht notiert habe. nun fällt mir der track an sich auch nicht mehr ein.
tricky hat dort sehr wild gespielt, bzw. spielen lassen. hatte einen assistenten bei sich, der das technische übernahm, er kümmerte sich lediglich um die auswahl. war sicher tanzbar für diejenigen, die sich darauf einlassen konnten, hat aber auch polarisiert, was für mich immer noch die bessere möglichkeit als die sicheren treffer ist.
über i-f als eben diesen treffer braucht man sich keine gedanken zu machen. der passt immer und überall, hat (wie erwartet / erhofft) im lab eher (italo-)discoid und poppig gespielt und damit abgeräumt.
fiedel ist für mich der gewinner der ersten schicht, weil schön divers, fordernd und damit ein guter grund, den aufbruch richtung bett hinauszuzögern.

zwar reichte die stempel-/listenschlange bei der rückkehr gegen 17 uhr bis zu beginn des gartens, aber das ging schnell genug, um noch weite teile von barker mitzubekommen, der sein gespür für harmonien einmal mehr bewiesen hat und meistens von sequenzen ohne deutliche rythmussektion geprägte tracks ineinandermischte.
tornado wallace war härter / fordernder als die letzten male, was aber sowohl ihm als auch der panorama bar gut stand.
marcel dettmann mit gewohnt trockener klasse, aber auch zu erwartender fülle, so dass das lab wieder für mich interessanter wurde. die halle habe ich komischerweise ab barker komplett vernachlässigt.
jedenfalls lieferten discodromo einen weiteren beleg für die „hier muss man sich keine sorgen machen“-sparte und hielten das lab insgesamt 16 stunden sicher in schach. danach hatte ich nach insgesamt gut 25 stunden definitiv genug und ging wieder einmal ohne den zweifel nach hause, neujahr im berghain weiterhin als pflichttermin auf der agenda zu behalten.

trackauswahl (°: shazam)

tricky:
kool keith – livin‘ astro°
tricky – brand new you’re retro (alex reece remix)°
pharoahe monch – simon says°
public enemy – timebomb°
blue boy – remember me

i-f:
two tons of fun – i got the feeling°
midnight star – freak-a-zoid°
spencer davis group – i’m a man°
frankie goes to hollywood – relax (new york mix)°
supercharge – i think i’m gonna fall (in love)

fiedel:
truncate – terminal 5
percy x – maintain (mark henning’s 90s mix)°
rommwick – zunt°
fabrice torricella – coven°
fjaak – 3xl°
clouds – overflow ya°
eeoo – workout°

marcel dettmann:
trackhead steve – gone madd (war schon vor zehn jahren regelmäßig in seinen sets zu hören und wird einfach nicht langweilig.)
steve bicknell – lost recordings #1 (c1)

tornado wallace:
tony hughes & jrj – give her the d°
dj deeon – da bomb

discodromo:
blake baxter – acid warp time travel°
trans x – living on video
nitzer ebb – let your body learn
massive attack – unfinished sympathy (letzter track im putzlicht)

[berlin / 06.10.2018] berghain: klubnacht

nachdem der herr dettmann das letztens mit miss kittin in der oberen etage ganz schön gut gemacht hat, zwei hamburger legenden dort auf dem zettel stehen und mein erklärter lieblings-resident auch noch unten dabei ist, war klar, dass das der oktober-termin für mich wird.

klubnacht

berghain
00h00 pete
04h00 headless horseman live
05h00 xhin
09h00 pär grindvik
13h00 sunil sharpe
17h00 marcel dettmann
21h00 function
01h00 sigha

panorama bar
00h00 murat önen
04h00 or:la
08h00 krystal klear
12h00 justin cudmore
16h00 boris dlugosch b2b klaus stockhausen
20h00 gerd janson
00h00 midland

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
ohne wenn und aber: das war für mich einer der top-5-sonntage anno 2018 an ort und stelle, woran die beiden front-residents maßgeblichen anteil hatten.
insgesamt 17 stunden – einmal acht, einmal neun.

pete war wie immer eine bank. dachte so bei mir, dass er schon ordentlich gas gibt, als ich die stufen um 1:30 uhr nach oben ging. aber das baute er feinfühlig ab und wieder auf. headless horseman spielte zu beginn eher bassline-orientiert, zweite hälfte eher industrial-geprägt. nichts zu meckern. xhin gefiel mir gegen 6:30 uhr am besten, als er für 15-20 minuten tracks ohne gerade kick spielte und damit auch den floor um ein drittel leerte. ansonsten nichts für mich nennenswertes.

für justin cudmore und or:la gilt das gleiche: treibend, ohne beliebig zu klingen. merke ich mir. bei letzterer gab es einen schönen streifzug durch diverse stile (electro u.a.). zwar passten ein paar tracks in der letzten halben stunde harmonisch nicht zusammen, aber dafür stimmte die auswahl. schön auch, dass die sounds eher rauh waren.
sunil sharpe (wir sind längst schon bei der zweiten schicht) funktional und technisch versiert wie immer. aber komischerweise spielte sich das geschehen für mich vielmehr in der panorama bar ab, so dass ich von ihm nicht mehr als zehn minuten mitbekommen habe. marcel dettmann vielfältig wie immer, also auch gerne mal wavig oder electro, aber im gegensatz zu function hat er es mit dem gain imho zu gut gemeint. da klangen die mitten mit elacin in den ohren ganz schön schneidend. bei function fand ich es bemerkenswert, dass er die anlage zumindest bis 22h30 nicht so sehr über dem limit betrieben hat wie vor seiner auszeit (maximal bei 110 db). stilistisch eher trippig, so wie seine sandwell-produktionen.

das duo dlugosch / stockhausen spielte einfach jahrzehntelange erfahrung aus. so konnte auch prince („when doves cry“) oder propaganda („p:machinery“) untergebracht werden, ohne dass das fremd wirkte. tolle reise durch gemeinsame drei jahrzehnte geschichte mit tanzmusik, was auch einige in die panorama bar lockte, die vom äußeren eindruck her damals im front dabei gewesen sein könnten.

notierte / per shazam identifizierte oder (das gilt bei den herren dlugosch / stockhausen) restreale schwarmintelligenz zusammengetragene tracks:
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[berlin / 08.09.2018] berghain: klubnacht

spontanbesuch zum lieblings-resident und dann noch später hören, was miss kittin heutzutage so spielt.

klubnacht

berghain
00h00 marcel dettmann
05h00 aleksi perälä live
06h00 valesuchi
10h00 pete
14h00 exterminador
18h00 ben klock
22h00 silent servant
02h00 courtesy

panorama bar
00h00 rabih beaini
04h00 philipp gorbachev live
05h00 mick wills
08h00 mark knekelhuis
11h00 lennart wiehe
14h00 marcel dettmann
18h00 miss kittin
22h00 marcellus pittman
02h00 francois x

garten
12h00 job jobse
15h00 soundstream

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
auch wenn es ein ungeplanter dritter besuch innerhalb von zwei wochenenden war: es war auch dieses mal musikalisch überzeugend. gegen abend wurde es sogar schwierig, sich zwischen der atmosphäre im garten und der in der panorama bar zu entscheiden, weil miss kittin und marcel dettmann sich gegenseitig zu höchstleistungen anstachelten.

aber besser der reihe nach. valesuchis halbe stunde, die ich noch mitbekommen habe, war melodisch und damit für uhrzeit und raum passend, aber nicht mein beuteschema.
pete bleibt seiner rauhen schule einfach treu, damit war erstens genug platz und zweitens schon früh der moment erreicht, an dem ich mich am meisten verausgaben konnte. da das auflegen mit cdjs bei ihm aber dazu führt, dass er wenigstens zwei tracks parallel laufen lässt, versagt shazam regelmäßig. aber so einige stammgäste aus seinen sets waren wieder dabei: „floaters“ von joey beltram, „division de lignes“ von jeff mills, „latifah“ von ihm selbst (keine ahnung, welche der versionen), „model friendship“ von regis. kurzum: einfach immer noch der beste der residents.
von lennart wiehe ist mir oben noch „running“ von moderat sowie „master and servant“ von depeche mode in erinnerung, was zu dem zeitpunkt auch gut klar ging. marcel dettmann hat mir im anschluss und in den nächsten acht stunden aber nachdrücklich ins gedächtnis zurückgerufen, dass ich mir kein weiteres gutes jahr zeit lassen sollte, bis ich ihn das nächste mal höre. das war ein formidabler ritt durch ebm, wave, house, techno, electro, (italo-)disco und vielem dazwischen und das gewann durch das spontane back-to-back mit miss kittin (die auch absolut nichts verlernt hat und ihren slot mit marcel teilte, nachdem sie gegen 16 uhr gemeinsam angefangen hatten) noch an fahrt. bei exterminador tat sich für mich irgendwie zu wenig, wenn ich mal vorbeischaute. allerdings ist „scorn“ von surgeon definitiv keine schlechte wahl – das war in seiner letzten halben stunde.
trackauswahl panorama bar zwischen 14 und 22 uhr:
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job jobse nur kurz mitbekommen (force legato – system, das blieb hängen), und wegen der stimmung (könnte ja das letzte mal für mich in diesem jahr im garten gewesen sein) auch hin und wieder bei soundstream vorbeigeschaut, der auch ungewohnt hittig spielte: „finally“ von cece peniston, dee-lites „groove is in the heart“, direkt gefolgt von „revolution 909“ von daft punk. sonst noch „show me love“ von robyn s. (mit beeindruckender textsicherheit des publikums), „nuthin wrong“ von tyree, „work it“ von dj sneak, „keep on jumpin'“ von musique zum schluss – wobei er noch „you make me feel (mighty real)“ von sylvester spielen wollte, aber punkt 20 uhr musste im garten schluss sein und er hatte wie nd eine woche zuvor schon eine stunde länger gespielt als eigentlich geplant. klar könnte man gerade ihm bequemlichkeit unterstellen, weil er in seiner auswahl normalerweise tiefer geht, aber den reaktionen nach war das goldrichtig.

nach dem schluss im garten ging zumindest auf den tanzflächen für mich nicht mehr viel. war aber auch ok, da pete, marcel dettmann, miss kittin und soundstream mich ganz gut auf den beinen halten konnten. bei ben klock war ich erneut überrascht, dass er tracks mit wiedererkennungswert spielt („blue sex drops“ von robert görl bspw.), bei silent servant meine ich, „black technician“ von robert hood wiedererkannt zu haben. aber da der wiedereinstieg in die arbeitswoche rief und mir nicht nach dem üblichen sonntagabendgetümmel war, überließ ich den spaß ab 23 uhr den anderen und ging definitiv ausgeglichener nach hause als ich angekommen war – wohlwissend, den für mich passenden füllgrad abgepasst zu haben.