[wuppertal / 23.02.2024] open ground: clubnight

wuppertal war bislang überhaupt nicht auf meiner club-landkarte. dort hat ende 2023 unweit des hauptbahnhofes das open ground unter regie eines ehemals beim hardwax involvierten mitarbeiters eröffnet, was auch das bisherige booking gut erklärt.
nach dem, was mensch so hört, wurde eine menge mühe in die optimierung der akustik gesteckt. es liegt also nahe, sich das bei den protagonisten zu gemüte zu führen.

clubnight
don williams
stojche
deniro

start
23 uhr

eintritt
bis 0 uhr 15 euro
ab 0 uhr 20 euro

nachbetrachtung

die zentrale lage ist wirklich nicht übertrieben. wäre ich als ortsunkundiger auf dem hinweg nicht etwas umständlich gelaufen (über die obere ebene des bahnhofs anstatt nach unten durch die bahnhofshalle), wären es tatsächlich nur zwei minuten bis zum club. so war’s doppelt so lang. auf dem rückweg hatte ich es dann begriffen, ist für zukünftige besuche also gemerkt.

damit sei ein teil des fazits schon mal vorweggenommen: sobald zeit und booking stimmen, schaue ich da wieder vorbei. es gibt jedoch eine menge „aber“. allem voran wird das open ground einen sehr langen atem brauchen. mensch merkt bereits beim gang zur treppe hinab zum eingang, dass einiges in den ausbau investiert worden ist, was sich drinnen erst recht bestätigt. als ottonormalberlinraver erwartet mensch bei einem ehemaligen tiefbunker unverputzte betonwände, freiliegende rohre und im besten falle robuste sitzgelegenheiten, die nicht aus wohnungsauflösungen zusammengesucht worden sind.
stattdessen wird über einen bloßen techno-club hinausgedacht. spiegelt sich im booking erst ansatzweise wider, aber das interieur vermittelt ganz klar, dass es eine kulturstätte mit entsprechendem prestige sein soll. gedämpftes orangenes licht allerorten, holzbänke mit sitzkissen im großzügigen foyer, das am ende von einer zu 360 grad offenen bar flankiert wird. daran schließt sich der lange gang zum freifeld an – von nischen gesäumt, die auch großzügig genug sind, um sich dort mit mehreren leuten niederzulassen. noch einmal links abbiegen, rechterseits die zweiten toiletten (wohlgemerkt: mit automatikspülung!) und am ende des ganges die tanzfläche finden.

die raumaufteilung beim freifeld ist potentiell unglücklich. direkt gegenüber des eingangs befindet sich die bar. dazwischen die tanzfläche, links eine bühne für zukünftige konzerte, die im clubbetrieb jedoch ziemlich verwaist ist und von zwei funktion one stacks gesäumt ist. zwar kann mensch sich dort hinsetzen, aber da dieser bereich zumindest an dem abend spärlich beleuchtet war, wurde mir nicht klar, was sie bei clubnächten für einen zweck erfüllen soll. rechts das großzügige dj-pult mit lj am ganz rechten ende – ideale arbeitsbedingungen. da sowohl der zugang zur tanzfläche als auch zur bar relativ breit sind, ist jedoch die gleiche gefahr wie in der lobby des about blank als durchgangsstation zur toilette gegeben. es gibt noch eine kleinere bar direkt vor dem eingang zum freifeld, aber die war an dem abend nicht besetzt.
bereits weithin gelobt, kann ich auch bestätigen: der klang. dem wird im open ground alles untergeordnet, also auch die raumarchitektur. im gesamten club (ausnahme: die toiletten) sind absorber an den wänden verbaut. führt dazu, dass mensch sich im foyer bei gedämpfter musik vom freifeld sehr gut unterhalten kann. auch auf den gängen geht das super. auf dem freifeld an sich ist der klang (mit 15-db-filtern) sehr räumlich und transparent. verbaut sind neue evo-komponenten von funktion one, vierpunktbeschallung, die subs stehen auf der vom dj gegenüberliegenden seite vor der bühne. mensch kann sich seinen sweet spot suchen, wo es mal mehr, mal weniger bass sein soll, aber das räumliche bleibt. ohne gehörschutz (getestet bei deniro, kurz bevor ich gegen 6:45 uhr ging) wäre mir es jedoch zu schrill gewesen.
das licht besteht aus ein paar scannern und sonst aus einem led-lichthimmel, womit die grellen strobo-effekte als bestandteil der techno-dna wegfallen. nicht weiter schlimm, kann ggf. nachgerüstet werden.

sehr positiv hervorzuheben ist das personal. fängt schon (und das ist nicht selbstverständlich) bei der tür an, die einen gleich mit einem „schönen abend“ begrüßt und hineinbittet. die garderobe ist kostenlos und interessanterweise vor der kasse positioniert, an der mensch den eintritt zahlt. ist auch der einzige ort, an dem bargeld eine rolle spielt. an bars wird kontaktlos gezahlt – entweder mit clubkarte, die mensch direkt am eingang kaufen und aufladen kann oder gleich per nfc auf dem smartphone. auch awareness wird nicht nur auf der website ernstgenommen, sondern aufdringliche herren freundlich, aber bestimmt hinausgebeten (so geschehen bei einem exemplar dieser gattung, das frauen von hinten antanzte und dabei auch beide arme um sie legte). beim publikum überwogen männer, von anfang 20 bis ende 50 alles dabei, wenn auch nicht gleichmäßig verteilt. füllgrad war bei ca. 300 leuten, was für einen freitag okay ist, aber auch die notwendigkeit für den besagten langen atem verdeutlicht. hatte ich kurz nach dem wechsel auf deniro (gegen 5 uhr) noch die sorge, ob die party bis 6 uhr überhaupt noch tragfähig ist, blieb ein harter kern auf der tanzfläche, so dass es noch stabil bis 7 uhr weitergehen konnte.

anteil daran wird das techno-geprägte booking getragen haben. alle drei passten nicht nur auf dem papier gut zueinander. war irgendwie schon vorher klar, hat sich vor ort nur bestätigt. don williams zum anfang dubbig, später fordernder. damit auf stojche hinarbeitend, der sehr sicher mit vinyl mixte und dabei tempo machte. fan von deniro werde ich auf absehbare zeit nicht, aber nach der ersten basic channel bekam er mich für einige minuten dennoch.

damit ist die stärke des clubs benannt, die hoffentlich nicht zu dessen fluch wird: das programm ist so fein ausgesucht, dass das open ground zu einer der ersten adressen gehören würde, bei denen ich das programm für den nächsten monat checke – wenn der club denn in berlin wäre. und selbst hier wäre klar, dass die hardwax-prägung durchkommt, was auch in hiesigen breitengraden durchaus was für liebhaber*innen ist – gerade bei bass-music.
stark polemisierend könnte ich sagen, dass exil-berliner mit dem open ground in einer westdeutschen mittelgroßen stadt zeigen wollen, wie eine clubhochkultur mit booking nach ihrem geschmack bei glasklar austariertem sound in einem durch und durch designten laden aussehen soll. und damit bin ich genau bei dem punkt, an dem ich den betreiber*innen den langen atem wünsche: wo in diesen tagen musik und sets auf social-media-momente optimiert werden, ist es sehr couragiert, einen club zu eröffnen, der sich bewusst dagegen stellt und djs mit hohem qualitätsanspruch bucht. und dabei auch über techno hinausgeht, indem drum & bass, dubstep und uk-breakbeats die tür geöffnet wird. das ist alles wirklich sehr gut gemeint, birgt aber die gefahr, dass das im ruhrgebiet untergeht. im idealfall könnten sich die leute aus dem einzugsgebiet auch sagen, dass sie dafür nicht mehr nach berlin fahren müssen – die würden jedenfalls gute voraussetzungen vorfinden, um die musik genießen zu können.

„gut“, weil: atmosphärisch fehlt dem open ground für mich der anziehungsfaktor. es wirkt für mich eine spur zu glatt bzw. mit den absorbern, die den betoncharme verdecken, sehr auf den sound dressiert. das hätte bei 500+ gästen an dem abend wohl anders ausgesehen, weshalb ich darauf hoffe, dass die lobeshymnen auf sound, booking und personal in den nächsten monaten soweit die runde gemacht haben werden, dass sich sowas wie ein stammpublikum herauskristallisiert. dafür hilfreich wären residents aus dem ruhrgebiet, wo sich die fixierung auf die ballungsräume der letzten jahre zeigt, wonach djs aus frankfurt oder köln durchaus bekannt sind, aber bei dortmund oder essen überlege ich vergeblich.
ich bin vorsichtig optimistisch, dass es auch in dem einzugsgebiet leute gibt, die den ansprüchen genügen. bislang sehe ich als regelmäßige vertreter*innen im line-up jedoch eher die aus dem hardwax-umfeld bekannten gesichter, die aus berlin herüberfahren. und wenn bass-music hier schon entsprechend eingebettet werden muss, damit es funktioniert, wird sie im ruhrgebiet erst recht einen schweren stand haben. es wäre daher gut, ein stabiles techno-booking zu fahren, dabei residents aufzubauen und einen samstag im monat dann leute von der insel einzufliegen. ich wäre sehr gespannt darauf, wie die anlage das transportiert.
außerdem: wenn neben ohrenstöpseln auch kondome kostenlos an der garderobe zu bekommen sind, müssten auch in richtung sexpositivität schritte unternommen werden, damit pärchen abseits der nischen im gang zum hauptfloor gelegenheiten bekommen. da ließe sich mit verschiebbaren wänden auf der bühne des freifelds was machen.
zudem, und wahrscheinlich einfacher gesagt als getan: macht die vorausplanung bitte einfacher. termine werden zuweilen erst ein paar wochen im voraus bekannt gegeben, wohingegen mensch bei den bekannten clubs der republik bereits anfang des vormonats weiß, was im nächsten zu erwarten ist. stand 13. märz 2024 weiß mensch nur, wie es bis zum 20. april 2024 aussieht. darunter ist bspw. mit dem 29. märz ein ambient-listening angesetzt, was ein weiteres zeichen dafür ist, dass musikalisch weiter als nur pure unterhaltung gedacht wird. aber wenn leute aus berlin, hamburg oder köln gelockt werden wollen, müssen die idealerweise zeitnah nach veröffentlichung der line-ups ihrer lokalen lieblingsclubs (oder kurz danach) wissen, auf was sie sich im kommenden monat im open ground freuen können.

notierte tracks (*: shazam)

don williams
vladislav delay – recovery idea (the mike huckaby synth remix)
g-man – sparticus
surgeon – balance
aphrohead – in the dark we live (dave clarke’s 313 mix)
four lovers – #2 (a1)

stojche
dj deeon – extac (909 rzi session)
ignacio – chios*

deniro
cyrus – enforcement

[berlin / 30.12.2023] berghain: silvester klubnacht

verfasst am 20. februar 2024, bevor die erinnerung völlig verblasst ist – veröffentlichung auf den besuch zurückdatiert. beinhaltet den tatsächlichen ablauf, da neben virginia auch steffi ausgefallen ist und don williams somit sieben stunden gespielt hat, was stand heute nicht auf der berghain-website reflektiert ist.

silvester klubnacht

berghain
samstag, 30.12.2023
23:59 quelza
sonntag, 31.12.2023
04:00 philippa pacho
07:00 efdemin
10:00 uvb
13:00 arthur robert
16:00 daria kolosova
19:00 juana
22:00 fiedel
montag, 01.01.2024
01:00 the lady machine
04:00 norman nodge
07:00 josey rebelle
10:00 jakojako
13:00 phase fatale
16:00 don williams
23:00 answer code request
dienstag, 02.01.2024
04:00 fadi mohem

panorama bar
samstag, 30.12.2023
23:59 gabrielle kwarteng
sonntag, 31.12.2023
04:00 bashkka
07:00 octo octa
10:00 sedef adasï
13:00 suze ijó
16:00 etapp kyle
19:00 luigi di venere
22:00 nd_baumecker
montag, 01.01.2024
01:00 massimiliano pagliara
04:00 roi perez
07:00 jason kendig
10:00 partok
13:00 marie montexier
16:00 kikelomo
19:00 avalon emerson
22:00 paramida
dienstag, 02.01.2024
01:00 yen sung
04:00 boris

lab.oratory
montag, 01.01.2024
01:00 pablo bozzi
04:00 mala ika
07:00 cormac
10:00 budino
13:00 franz scala
16:00 chris cruse
19:00 soundstream
22:00 carrie morrison
dienstag, 02.01.2024
01:00 boys‘ shorts

halle
montag, 01.01.2024
20:00 richard akingbehin
dienstag, 02.01.2024
00:00 tobias. live
02:00 nick höppner
06:00 beste hira live
07:00 jenus
11:00 jin synth
15:00 bendik giske live
15:30 refracted
19:30 barker
23:30 the 7th plain

eintritt
60 euro

nachbetrachtung

nachdem der ruf an neujahr im about blank gegen 21 uhr durch die informationen via telegram und reddit immer lauter wurde, da diese keine schlange und somit keine wiederholung der befürchteten ausnahmesituation von neujahr 2023 verhießen (wo leute gut und gerne mal sechs stunden in der schlange für den wiedereinlass bzw. die gästeliste warteten), wollte ich auch keine zeit mehr verschwenden. um 21:30 uhr drin, um 10:30 uhr wieder raus. hatte leichte hoffnungen darauf, das ende mitzubekommen. aber dazu hätte meine kondition noch vier weitere stunden durchhalten müssen – und da hat mich das berghain erneut als endgegner geschafft.

bereut habe ich es natürlich nicht, dem ruf nachgegeben zu haben. selbstredend ist da ein beigeschmack, wenn 60 euro für den eintritt und 20 euro für den wiedereintritt aufgerufen werden. im nachhinein seitens des berghains hoch gepokert – es hätte auch ein publikum anziehen können, dem diese beträge völlig egal sind, das finanzielle und sonstige wohlergehen der menschen um einen herum jedoch auch (vulgo „snobs“).
stattdessen schien das kalkül aufzugehen. auch wenn es sonntags tagsüber etwas leerer und damit eine neuauflage des jahres zuvor war, blieb es am neujahrstag vor der tür wohl wesentlich entspannter. das ist für das türpersonal besser, beim bodycheck ebenso, und damit starten alle gemeinsam etwas entspannter in den abend / den tag / die nacht / wann auch immer. ich hatte bei meiner ankunft jedenfalls niemenschen vor mir und musste somit auch nicht mal eine minute warten.

ansonsten ist und bleibt silvester / neujahr das besucher*innenstärkste datum, was von vornherein klar war und damit auch die ansprüche an ein entspannteres publikumsgeschehen in die schranken weist. erstaunlicherweise habe ich es im berghain zu manchen sonntagabenden in den vergangenen jahren bereits wesentlich voller erlebt. natürlich trugen halle (in der das essen gegen 22:00 uhr bereits ausverkauft war – äpfel gab’s jedoch in hülle und fülle) und das wie üblich bis zur kante gefüllte lab ihren teil zur entspannung bei. aber wirklicher slalom durch die leute war (mal abgesehen von den üblichen neuralgischen punkten – im gang des labs mit der bar richtung notausgang bspw. oder eben die rückseite der berghain-tanzfläche) nicht notwendig und es ein damit ziemlich entspannter start ins neue jahr.
zu den bereits durchgesickerten baulichen veränderungen: die subwoofer-wand hängt im berghain seit anfang dezember an der decke, womit mal eben eine tonne über den tanzenden schwebt. gibt dadurch aber wieder eine sichtachse vom notausgang auf der darkroom-seite. bei mir muss sich das vertrauen in die haltbarkeit der drahtseile noch etwas entwickeln.
die halle war ein spiegelverkehrter nachbau des berghains mit der alten anlage, inklusive der hauptbar. als lichter einfach nur die hoch und runterfahrenden glühbirnen – hat völlig ausgereicht. schönes gimmick, aber ehe das zu selbstreferentiell wird, fände ich etwas anderes im nächsten jahr besser.
in der panorama bar gibt es ganz hinten bei den sitzgelegenheiten an den fenstern richtung garten nun einen mauerdurchbruch zur pinkelrinne. olfaktorische belästigungen sind mir keine aufgefallen, aber es entzerrt den ganzen prozess für mich merklich, weil ich den slalom durch diejenigen mit wartenummern für die kabinen nicht antreten muss. nur auf dem rückweg zum händewaschen.
das berghain hat sich an missoir gewandt und daher gibt es jetzt am oberen ende des treppenhauses zur panorama bar ein zwischengeschoss mit dem raum für flinta*-personen. diese haben exklusiv zutritt und ich als cis-typ somit dort nichts verloren.

musik, die gab’s auch noch. und dabei – wenig überraschend – keine ausreißer nach unten. hängengeblieben ist mir in erster linie der moment, als don williams „fackeln im sturm“ von wassermann spielte. später auch „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk, womit unklar ist, ob marcel dettmann sich das von ihm abgeschaut hat (er spielte es in de school) oder umgekehrt. stimmung im berghain dazu in jedem fall ausgelassen. answer code request habe ich kaum mitbekommen. die panorama bar im übrigen auch nur sporadisch zu boris, wo es mich am dienstagmorgen gegen 8 uhr schon etwas erstaunte, dass es gut zweidrittelvoll war.
in der halle war barker in seinem element, luke slater gebührt großer dank für „e2-e4“ (nicht in voller länge), schluss war dort gegen 4 uhr.
zum lab immer und immer wieder: die heimlich bessere panorama bar, auch wenn ich mich in diesem leben nicht mehr mitten ins getümmel auf die eh zu kleine tanzfläche stürzen werde. bin mir nicht mehr ganz sicher, wann boys‘ shorts dort feierabend machen konnten – entweder 8 oder 9 uhr. in jedem fall mit „enjoy the silence“. wenig zuvor lief auch „don’t you want me“, also fast schon die heavy rotation der radiosender mit „adult contemporary“-format. aber wo, wenn nicht dort?
das beste zum schluss, was mich auch richtig freut: fadi mohem. ihn habe ich bislang als 2.0-version von ben klock betitelt, wenn ich ihn mal vor ort hörte: tolle technik, inhaltlich auch gut, aber im set-verlauf zu statisch bzw. monoton. auf der langstrecke zeigte er jedoch seine qualitäten und spielte zur auflockerung durchaus housiges („throw“ von paperclip people bspw.). sonst rannte er mit „phylyps trak“ (weit davor) oder „phase 4“ von jeff mills (gegen 9 uhr) bei mir viele offene türen ein. wenn es sich zur klubnacht mal wieder ergibt, hoffe ich darauf, dass er im rahmen der sonst üblichen vier stunden ähnlich in die breite geht. war richtig gut.

[berlin / 22.10.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 shcuro
04h00 steffi live
05h00 ben sims
09h00 blasha & allatt
13h00 vil
17h00 tasha
21h00 regis
01h00 don williams b2b xdb

panorama bar
00h00 mala ika
04h00 init live
05h00 peach
09h00 curses
13h00 fort romeau
17h00 vale budino
21h00 massimiliano pagliara
01h00 benjamin fröhlich b2b coloray

nachbetrachtung

das fazit vorweg: hat mich in mehrerlei hinsicht besser abgeholt als die klubnacht vor vier wochen.

ben sims habe ich leider völlig verpasst, da ich erst mittags am start war.

blasha & allatt ließen sich unten im positiven sinne ravig an, war aber zu kurz dort, als dass ich mir ein wirkliches urteil anmaßen könnte. curses hat mich oben erstaunt. hatte 80s-pop-anleihen (u.a. mit einem edit von „send me an angel“, also dem von real life, nicht den scorpions, die streng genommen damit erst 1990 dran waren) und genau die richtige dosis an synth-melodien, die zu dem setting passten.

bei fort romeau vs vil läuft’s für mich auf ein unentschieden hinaus. waren beide für mich keine ausreißer nach oben, aber: genervt hat das auch nicht. solide gute unterhaltung, wobei fort romeau mal eben das tempo auf 130 anzog und damit für den rest des tages / abends in der panorama bar ein ausreißer war (wobei ich ab 17 uhr nur noch sporadisch oben war, aber dazu gleich mehr). darüber hinaus in der set-mitte ziemlich technoid und auch hittig.
vil so ungefähr um die 145, aber nicht mit den billo-rave-signalen, stattdessen perkussiv mit chords.

richtig gut (und mit einer der gründe, warum ich ab 17 uhr fast nur noch unten war): tasha. spielt wenigstens zur hälfte mit vinyl, und das technisch auf eine art, wovor ich bspw. im club zurückscheue. sie korrigiert auseinanderlaufende tracks im mix mit dem pitch anstatt am teller anzuschieben oder zu bremsen. braucht ziemlich viel feingefühl und ein gutes gehör.
ähnliches tempo wie bei vil, aber dafür mit sachen aus den späten 1990ern, die zu meiner tresor-sozialisation gehören und bei denen das tempo die tracks nicht entstellt bzw. eh näherungsweise den damals gängigen geschwindigkeiten entspricht. zumal die meisten der tracks mit einem gewissen groove im hinterkopf bzw. hintergrund gemacht worden sind.
und offensichtlich funktioniert sowas nach wie vor. vom sonntagsüblichen füllgrad war bei ihr jedenfalls viel zu merken. hat mich jedoch erstaunt, dass ab mittags eine allerhöchstens überschaubare schlange bis höchstens kurz hinter den gittern stand (meistens sogar gar keine), die aber scheinbar einen kontinuierlichen zustrom an leuten sicherte. in der mitte der tanzfläche brauchte ich’s jedoch zu dem zeitpunkt nicht mehr zu probieren, war mir auf dauer zu stressig.

tatsächlich überraschend gut: regis. fing passenderweise mit „falling the same way“ (in keiner ahnung was für einem der kursierenden sandwell-edits) als erstem track an und blieb tatsächlich ziemlich konsequent so um die 137/138. und damit bin ich bei dem hauptaspekt, warum ich mit einem besseren eindruck als im september heimwärts bin: das set war mit der beste beweis für den irrglauben, dem djs anheim zu fallen scheinen und somit zur vermeintlichen sonntagabend-peaktime (wobei… zählt im berghain nicht mittlerweile der gesamte sonntag dazu?) dem trend hinterherhecheln und sich einen tempo-wettstreit mit den vermeintlich bösesten sounds liefern müssen. ist nämlich nicht nötig. sicher, nach 2010er-standards sind selbst 137 bpm sportlich. aber das mal außen vor lassend verschreckt es das publikum (ja, auch die jüngeren) nicht, wenn ein set in wellenbewegungen kommt, auch mal ruhepausen und sogar hier und da den einen oder anderen gebrochenen beat einbaut. und selbst wenn, ist es gar nicht mal so verkehrt, den leuten zu vermitteln, dass mensch sich nicht von drop zu drop hangeln bzw. immer noch irgendwie einen draufsetzen muss. klappt auch anders, hat das set wunderbar gezeigt.

don / xdb wie zu erwarten zwischen gestandenen trockenen techno-brettern und melodischen chords, so dass ich bei convextions „miranda“ (zu dem mensch schon fast „don-williams-signature-track“ sagen könnte) gegen 2 mit dem gefühl nach hause bin, mir den richtigen oktober-termin herausgepickt zu haben. auch wenn klo- und tanzflächensituation ab sonntagnachmittag/frühabend mir auch dieses mal vermittelten, dass 100-200 leute weniger im laden eher nach meinem gusto wären, war zumindest der vibe allgemeinhin entspannt.

mensch sieht sich denn bei der reef.

p.s.: was ich von vale budino und massimiliano pagliara mitbekam, war wieder langsamer als bei fort romeau und darüber hinaus sehr melodisch geprägt, bzw. bei massimiliano auch gerne in alter chicago-tradition mit 303 angereichert. fiel beides auf fruchtbaren boden.

trackauswahl (*: shazam)

fort romeau
spencer parker – size: yes*
rush plus – sh, boom*
emmanuel top – turkish bazar
direkt drauf: nitzer ebb – murderous (müsste der remix von phil kieran gewesen sein)
josh wink – meditation will manifest
direkt drauf: choice – acid eiffel

vil
sedvs & peel – close enough*
dj savage – long time*

tasha
the advent – sketch 3
head high – rave (dirt mix)
stef mendesidis – gendarme classe a*
direkt danach: surgeon – patience 2
stenny – consumer’s tool
dhs – the house of god (surgeon remix)

regis
sandwell district – falling the same way
aphex twin – heliosphan (allerdings nur die melodie als loop mit etwas anderem unterlegt, was nach regis selbst klang)
damon wild – avion
nitzer ebb – join in the chant (surgeon remix): könnte novamute bitte mal dran arbeiten, den zu lizenzieren? den hätte der*die ein oder andere normalsterbliche ganz gerne in der sammlung – also zumindest ich 😉
rhythim is rhythim – the beginning: hier ist’s jedem*r überlassen, sich zu derrick may zu verhalten wie mensch möchte. mir fällt’s schwer, den künstler vom werk zu trennen.
basic channel – phylyps trak, lief aber auch wie bei aphex twin neben einem loop mit.
peter van hoesen – kelly criterion*

don williams / xdb
jb3 – believer
makaton – 2 jags*
convextion – miranda

[berlin / 24.09.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 polygonia
04h00 philipp gorbachev live
06h00 fiedel
10h00 quelza
14h00 ki/ki
18h00 gaetano parisio
22h00 freddy k
02h00 adiel

panorama bar
00h00 dasco
04h00 nick höppner
08h00 oracy
12h00 partok
16h00 hiroko yamamura
20h00 k’alexi shelby
23h00 virginia

nachbetrachtung

mr shelby war als hauptgrund meines besuchs für mich (wie freddy k im übrigen auch, aber mehr dazu gleich) ziemlich ernüchternd bzw. hatte mir mehr erhofft. fing zwar mit „no way back“ von adonis ganz vielversprechend an, auch „bostich“ von yello lasse ich mir gerne gefallen. mag sein, dass das set als reminiszenz an warehouse-zeiten gedacht war – so viel an acid-house lief den rest über leider nicht mehr. vielmehr war’s vocaldisco- und auch sehr hitlastig.
also bspw.: „you don’t know me“ (armand van helden), „i feel love“ (kennt hoffentlich jede*r) und „around the world“ (nicht von east 17, vielmehr daft punk). in meinen ohren alles tolle nummern, kamen nacheinander. später noch „horny“ von mousse t. dazu noch exzessive nutzung der pioneer-djm-filter – also überzeugt hat’s mich nicht. mag aber auch mit meiner erwartung über kreuz gelegen haben, wonach ich angesichts seines hintergrunds dachte, dass er in der chicagoer mottenkiste kramt, die über trax records und dj international hinausgeht.
im direkten vergleich fand ich marshall jefferson (vor jahren im about blank) oder paul johnson an ort und stelle (r.i.p.) um einiges besser. aber so weiß ich das jetzt und kann einen haken dahinter machen. hiroko yamamura war zwar im vergleich trockener unterwegs, aber ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das als grundlage bis mitternacht weitergelaufen wäre.
sei’s wie es sei: virginia hat’s im anschluss souverän-reduziert gemeistert.

generell hat mich meine zweite schicht (also gegen 18:45 uhr bis kurz vor 1) gar nicht abgeholt. gaetano parisio toolig-perkussiv, mit mehr melodien als vor gut 20 jahren, aber das hat mich nicht zum längeren dableiben animieren können.
vor freddy k (so gegen 20:30 uhr) stellte ich noch mit einer mischung aus erleichterung und erstaunen fest, dass es draußen keine schlange mehr gab. angesichts des platzes in der panorama bar und unten an der garderobe freute es mich sogar, dass es sowas wie einlassstopp gegeben haben könnte. aber als ich dann mal im berghain vorbeischaute, wurde ich eines besseren belehrt: da waren selbst die hinteren flügel rund um das treppenhaus (wo es zur brücke geht) ordentlichst gefüllt. in die mitte der tanzfläche wollte ich’s schon nicht mehr wagen, da hat das durchschlängeln an der bar schon gereicht.

freddy k zwar immer noch mit vinyl, aber leider hat auch er dem trend nachgegeben, schnell (um die 150? geschätzt, nicht getappt.) zu spielen. das setzt zwar viel adrenalin frei, aber war mir halt auch zu überdreht bzw. steril (um nicht zu sagen: unsexy). es gab gegen 0:30 uhr eine schöne phase, in der er sowas wie ghettotech / breakbeats gespielt hat, wonach der subbass zur kick wenigstens einen takt zum nachhall hatte und auf einmal sowas wie ein groove vorhanden war.
mag sein, dass er sonst anders spielt und das set mal etwas spezielles war. der füllgrad gibt ihm (und auch ki/ki) ja recht. hatte aber auch was vom rennen an die spitze: wer kann schneller? der dj? das publikum? wer kann und will härter, nachdem ihr in den vergangenen zehn stunden schon ordentlich breitseite bekommen habt?
ehe ich als gerne mal hart spielender dj missverstanden werde: ist als phase im set toll. wenn das aber das einzige ist, worauf nicht nur ein set, sondern eine ganze reihe davon aufbaut, wird’s halt etwas statisch.
freddy k für mich also unter seinen möglichkeiten, und damit genug gemeckert.

positiv: es wurde in der panorama bar investiert. es gibt neue polster auf den sitzgelegenheiten und der gang bei den kabinen hinter der tanzfläche richtung bar ist endlich durchgängig beleuchtet.

außerdem (wichtiger): oracy und quelza. fiedel habe ich leider nur beim durchgehen nach oben gehört, nächstes mal länger.

oben lief bei ankunft jedenfalls „world of deep“ vom e-dancer, später noch „party boy“ von presence und relativ zum schluss der original def mix von „i’ll be your friend“ (von robert owens). das alles zwar vor einer vielleicht zweidrittelgefüllten panorama bar, aber das war einfach schön unaufgeregt.
gilt auch für quelza unten. also (erstmal) nicht für den jungen herrn hinter dem dj-pult, der in seiner ersten stunde noch sichtlich nervös war*. aber wer wäre das nicht? zumal: das publikum war geduldig und bei der angenehmen fülle noch so entspannt, dass es keiner großen signale bedurfte, um sie ködern oder die große abfahrt liefern zu müssen.
gerade deswegen war’s schön, ihm dabei zuzusehen, wie er nach einer stunde aufgetaut war, als er sah, dass es gut lief, und wie er bis zum schluss in den status kam, das genießen zu können. auch er um den einen oder anderen hit nicht verlegen („plastic dreams“ und „never grow old“, beide aufeinanderfolgend, ca. mitte des sets, finale mit „blue monday“ nach dem acapella von underground resistance – „transition“ mit noch irgendwas darunter.), aber auch sowas wie „windtunnel“ (alte synewave von norman) lag im mix. shazam hat mich ziemlich häufig im stich gelassen, daher diese eine trockene granate aus meinem langzeitgedächtnis.
wie oben erwähnt und gerade im vergleich zu dem, was danach kam: schön zurückhaltend mit fokus auf set-dynamik, gespür für das, was um die uhrzeit geht und das anziehen der zügel zu den passenden momenten (bzw. diese einfach selbst erschaffen). kann für meine begriffe gerne wiederkommen.

war aber bereits gegen 13:00/13:30 uhr so, dass sich der baldige start von ki/ki bei der fülle ankündigte. das hat sich unten auch bis nach mitternacht nicht wirklich gebessert, jedoch war platz die gesamte zeit über in der panorama bar eher wenig bis gar kein problem. wenn’s also wieder ans taktische geht, scheint’s im berghain sonntagfrüh bis frühen vormittag momentan am angenehmsten, wohingegen mensch den djs eine etage höher gerade am sonntagmorgen ein bis zwei dutzend tanzende mehr wünschen würde.
andererseits zielte auch der timetable darauf ab, unten ab 14 uhr keine atempause aufkommen zu lassen. aus betriebswirtschaftlicher sicht nachvollziehbar. zum „höher, schneller, weiter“ habe ich mich für den august bereits ausgelassen.

*: kurzer ausflug zum instagram-feed von efdemin: er stand eigentlich auf dem line-up, hat aber wegen eines trauerfalls abgesagt und stattdessen quelza zu seinem berghain-debüt verholfen.

[berlin / 11.05.2019] berghain: klubnacht

aufmerksame leser*innen haben sicher bemerkt, dass der april-eintrag fehlt und können damit annehmen, dass ich den gesamten monat über nicht da war. stimmt auch nur fast – anfang april gab es eine gemeinsame hörprobe für das (sehr gute) neue sunn o)))-album in der säule, aber das war mir keinen eigenen eintrag wert.
nun also wieder richtig nach gut zwei monaten. plan: anfang bis wenigstens shackleton. herrn kerridge werde ich leider sehr wahrscheinlich verpassen und mich abends in der panorama bar von mir bisher unbekannten namen (ausgenommen roi perez, aber zu der zeit wäre ich schon gerne zuhause) überraschen lassen.

berghain
00h00 don williams
04h00 shackleton live
05h15 blawan
09h00 samuel kerridge
13h00 rrose
17h00 len faki
21h00 etapp kyle
01h00 oliver deutschmann

panorama bar
00h00 sybil jason
04h00 zombies in miami live
05h00 omer
09h00 or:la
13h00 radio slave
16h00 kevin saunderson
19h00 urulu
22h00 chida
02h00 roi perez

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
zwei schichten: 1 bis 8 und 20 bis 1 uhr. war beide male besuchertechnisch auch ziemlich entspannt, was insbesondere sonntagabend keine selbstverständlichkeit ist. das ganze kombiniert mit musikalischen qualitätsgaranten (don williams, shackleton) sowie überraschungen (etapp kyle) ließ die klubnacht aus meinem „soliden berghain-durchschnitt“ definitiv hervorstechen.

bei der ersten schicht bekam ich oben nicht so viel mit: sybil jason sehr fahrig, was wahrscheinlich der nervosität geschuldet war. u.a. neuen track reinmixen und erst dann pitchen, noch dazu um 2 uhr technoider als mr. mojuba unten („the storm“ von dave clarke bspw.). bei omer war es halbvoll, als ich ging.
don williams für mich klar nach punkten vorn, der als wunderbare überleitung den t++-remix von shackletons „death is not final“ spielte, was dem touri-publikum rhythmisch zum teil zu komplex war.
shackleton folgt dicht dahinter, war hypnotisch-mystisch wie immer, allerdings geradliniger als gewohnt und löste seine tracks in sich soweit auf, dass zumindest ich nur „asha in the tabernacle“ erkannt habe. kam aber nicht an den monolith von einem set vor vier jahren heran.

in der zweiten schicht hat sich etapp kyle bei mir mal eben nachdrücklich für erneute besuche empfohlen. bislang lief er für mich eher so am rande mit, aber das war wirklich große klasse, wie er zwischen 4/4-kick und electro bzw. sogar dubstep-artigen tracks hin und her sprang. shazam hat mir bei ihm auch verdeutlicht, dass ich reeko wirklich unterschätzt habe, und einen ausflug nach detroit gab es mit „human nt“ von random noise generation auch noch. hab ihn jedenfalls gegenüber chida vorgezogen, der eine etage weiter oben einen kontrast zum sonstigen sonntagabendprogramm geboten hat. heißt: anfangs unter 120 bpm und auch sonst nicht mit blick auf erfüllung der erwartungen nach bedingungsloser abfahrt gespielt. dafür deep(housig) und auch mit ausflügen nach uk, wovon „analogue bubblebath“ von afx hervorstach. fand ich angenehm anders, so wie es ohnehin für mich etwas überraschend kam, dass es auch abends draußen keine schlange gab und man drinnen selbst im berghain ohne wirkliches gedrängel platz zum tanzen hatte.
dort bot oliver deutschmann solide funktionalität, nicht mehr und nicht weniger.

notierte tracks (°: shazam)
don williams:
sonate – living on a star°
vril – omniverse
love inc – r.e.s.p.e.c.t.
trus’me – somebody° (nicht zum ersten mal in shazam identifiziert)
roberto & jamie anderson feat. robert owens – broken (instrumental)°
shackleton – death is not final (t++ remix)

sybil jason:
mikeq & dj sliink feat. miss jay – the bitch°
polarius – choochoo track°
dave clarke – the storm

etapp kyle:
surgeon – transparent radiation
reeko – the gravedigger and his bitch°
reeko – the funeral°
random noise generation – human nt
skee mask – cylo

chida:
afx – analogue bubblebath

[berlin / 02.03.2019] berghain: klubnacht

der letzte akt bis april. von den bisherigen war aber tatsächlich jeder auf seine weise anders und gut. bei diesem ist der primäre grund leon vynehall, der mit „nothing is still“ eines der besten alben des letzten jahres und gleich nebenbei auch eine stilübergreifende, zugleich nicht zerfasernde dj-kicks veröffentlicht hat. auch eine sternstunde der reihe. ist schon jahre her, dass ich ihn an ort und stelle gehört habe, da passt das mit dem restlichen angebot sehr gut.

klubnacht

berghain
00h00 marcel dettmann
04h00 mathew jonson live
05h00 anetha
09h00 juho kusti
13h00 joel mull
17h00 kangding ray
21h00 blawan
01h00 dasha rush

panorama bar
00h00 richard zepezauer
04h00 davis
07h00 dinky
11h00 l.b. dub corp
14h00 leon vynehall
18h00 gonno
22h00 oracy
02h00 nick höppner

eintritt
18 euro

nachbetrachtung und nachruf
diese klubnacht stand ab samstagabend unter ganz schlechten vorzeichen und dies wird sich erst im laufe der zeit umkehren. unter objektiven gesichtspunkten war der sonntag eine woche zuvor aber einen tick besser, glaube ich. aber der reihe nach.

m. lernte ich aus restrealen zusammenhängen vor ein paar jahren in der panorama bar kennen, nachdem man sich im forumzusammenhang gegenseitig bereits gelesen hatte. er war glühender anhänger von house sowie disco und bei klubnächten nur im berghain zu sehen, um eine etage höher zu gelangen – so seine eigenaussage. ein mann mit scharfsinn, praktisch veranlagt obendrein und stets seine einladung zum gemeinsamen essen oder grillen erneuernd, was aber nie geklappt hat. im gegenzug war er ein paar male zu besuch, als wir wg-technisch zum stelldichein geladen hatten.
konsequent in seiner wahl der t-shirts mit wolfgang petry, baywatch oder alf als motiv. meistens in der panorama bar vorne auf der tanzfläche beim dj-pult durchgeschwitzt mit einer flasche wasser in der hand zu sehen, die er bereitwilligst teilte. kein nerd in puncto trackanalysen (das prädikat behielt er leuten wie meiner wenigkeit vor), aber geschmackssicher. immer auf der matte, wenn gerd janson spielte, auf ihn gehen die tipps mit rahaan und josh cheon zurück.
privates deutete er lediglich an, ließ aber keine zweifel daran, dass party und wochenende für ihn mit abstand vom alltags- und sonstigen stress nun priorität haben. ich beneidete ihn ein wenig für seine unkomplizierte art, mit leuten ins gespräch zu kommen.

am samstagabend erfuhr ich nun in diesen restrealen zusammenhängen, dass er nicht mehr unter uns weilt. bevor ich am sonntag losging, bestätigte sich das, was ich bereits bei den letzten malen vermutete, wo wir uns gesehen hatten.
er hinterlässt eine tochter. und bei mir den vorsatz, bei dem es mir umso mehr ein bedürfnis ist, ihn weiterzugeben: wenn euch anzeichen von depressionen bei leuten in eurem umfeld auffallen (egal, wie nahe man sich steht), fragt lieber ein-, besser zweimal zuviel nach. bietet an, gegebenenfalls da zu sein. definiert zugleich auch grenzen. zeigt möglichkeiten auf und übt sanften druck auf die betroffenen aus, dass diesen auch nachgegangen wird.
all das habe ich in seinem fall nicht getan. zu stark war der eindruck desjenigen, der alles im griff hat. dabei hätte ich wahrscheinlich nur einmal so scharfsinnig nachhaken sollen wie er es beim auseinandernehmen politischer argumentationen tat. es ist umso trauriger (aber zugegeben auch für mich beruhigender) zu wissen, dass selbst leute, die ihm näher standen als ich, in diesem fall auch nichts verhindern konnten.
was eine eventuelle lücke in den vorderen reihen beim dj-pult in der panorama bar angeht: um die wird man sich wegen des standard-füllgrades am sonntag keine sorgen machen müssen. aber das wissen, dass die discofaust aus einer dieser lücken von nun an nicht nur mal nicht da ist, sondern permanent fehlen wird, hat mir zum zweiten mal in meinem clubleben die tränen in die augen getrieben (zum ersten mal bei der tresor-schließung anno 2005). es war bei oracy, der letztes jahr mit das für ihn beste set in der panorama bar gespielt hatte und dieses mal mit romanthonys „wanderer“ als erstem track für mich intuitiv goldrichtig lag. habe mich in dem augenblick einfach für’s loslassen entschieden und war auch erleichtert, dass ich es zulassen konnte. die discofaust reckte ich später stellvertretend in die luft. werde ich auch zukünftig, ist für mich ein schönes gedenken.

r.i.p. m.

und sonst so?
leon vynehall war nicht so wagemutig wie auf seiner dj-kicks, dennoch stilübergreifend aktiv, gerne auf breakbeats zurückgreifend und für die spielzeit sehr angemessen.
trackauswahl:
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gleiches (also was das angemessene betrifft) gilt auch für joel mull eine etage tiefer. nur so richtig die letzte halbe stunde mitbekommen, zuvor blieb „the myth“ von jay denham positiv in erinnerung.
sonst trieb ich mich im berghain kaum herum. kangding ray war zwar aus einem guss wie immer, aber mir war irgendwie nicht danach. und bei blawan stellte sich die für das berghain übliche sonntagabendfülle ein. hab’s zwar kurz versucht, dann aber aufgegeben. oben war das weniger ein problem.

gonnos letzter track eines ziemlich discohouse-lastigen sets war „believing“ von portable. oracy begann nach ihm ganz schön fordernd, schloss mit pianolastigem vocalhouse. die kombination aus „controversy“ von prince mit „da funk“ von daft punk muss ich mir mal merken.
restliche trackauswahl:
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[berlin / 19.05.2018] berghain: klubnacht

aller guten dinge sind drei (mal den laden im mai besucht zu haben). zu meiner verteidigung kann ich eigentlich nur den einzigen act in der säule und weite teile des restlichen line-ups vorbringen. und ja, ich habe mir vorgenommen, mal wieder seit langer zeit ein schluss-set mitzunehmen.

klubnacht

berghain
00h00 somewhen
04h00 octave one live
05h30 anthony parasole
10h00 peverelist
14h00 blue hour
18h00 steffi
22h00 luke hess
03h00 don williams

panorama bar
00h00 aybee
04h00 tama sumo
08h00 rahaan
12h00 pause
21h00 gerd janson
00h30 virginia
04h00 âme

garten
12h00 avalon emerson
16h00 lil‘ tony

säule
20h00 phuture live

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
erkenntnis: das irgendwie doch schlechte gewissen bei den letzten montags-closings der letzten jahre (zugegeben: selten mitgemacht) lässt sich komplett beseitigen, wenn die musik von vorne bis hinten stimmt. hatte die mahnende stimme noch bei len faki oder ben klock im hinterkopf und ging beim sonnenaufgang am pfingstmontag schon mit dem gedanken hinein, ob mir echt nichts besseres einfällt, den tag im club zu verbringen. zwei, drei stunden später wusste ich aber, dass ich nicht anderswo hätte sein wollen. war also wie bei manchen sonntagen vor acht jahren.

aber der reihe nach, schließlich war ich zwei mal da. von rahaan habe ich wegen peverelist nur den rest mitbekommen, aber der war so locker wie eh und je. da ich mit dem kaufen von disco immer noch nicht anfangen werde, mir aber dieser eher housige track auffiel: „melondrop (chicago mix)“ von cratebug (shazam sei dank).
peverelist sehr technoid, aber auch mit breakbeats, wie man sie aus seinen produktionen kennt.
querschnitt: zeigen

martyn war erkrankt, für ihn sprang blue hour ein, von dem bei mir eigentlich nur „speak to me“ von regis sowie „nn 8.0“ von norman nodge hängengeblieben sind. habe die zeit lieber bei avalon emerson im garten verbracht, die auch schöne hits wie „feeling for you“ von cassius oder „contemplation“ von josh one unterbrachte. wieder dank shazam in die engere wahl genommen: „junos revenge (igor tipura remix)“ von bunkr.

von lil‘ tony ist mir tatsächlich nichts in erinnerung, steffi war wie immer eine bank. hab aber die meiste zeit auch geplaudert und ab 19h30 in der säule schon mal einen platz gesichert, in der hoffnung, dass legenden ihrem ruf auch gerecht werden. das mit dem platz sichern war schon mal keine verkehrte idee, weil’s gerade zu beginn des phuture-sets (was eine viertelstunde später begann) ordentlich voll war. und auch wenn es in ihrer guten stunde zwischenzeitlich sounds gab, die etwas an edm erinnerten (inklusive daruntergelegten dubstep-rhythmus), muss man anerkennen: echt gut gemacht, dj pierre und lessnoise. das war also nicht nur abspielen des best-of-katalogs, sondern neubearbeitungen vorhandener stücke bzw. ein neuer kontext für sie (merkte man insbesondere bei „we are phuture“). nichtsdestotrotz durfte die trockene roland-kick mit der kuhglocke nicht fehlen. das wurde am anfang auch mit lautstarker begeisterung entgegengenommen. war also ein gutes experiment, die säule nur extra dafür bespielen zu lassen. kaum war es vorbei, ging da auch ziemlich schnell wieder alles seinen gang. da ich aber früh wieder fit sein wollte, bin ich danach los zur schlafpause.

bei der zweiten schicht fasse ich mich kurz: don williams mit einem der für mich besten schluss-sets der vergangenen fünf jahre. ich hab’s währenddessen gar nicht und nach dem ende im berghain gegen 11h30 nur mal für eine stunde bei âme oben ausprobiert, aber der house mit epischen melodien zündete bei mir nicht. dafür hatte ich eine etage tiefer in den sechs, sieben stunden zuvor so einige nostalgisch-melancholische momente, so dass ich mir durchaus vornehmen sollte, den freien tag auf einen montag zu verlegen, wenn der mojuba-chef den gleichen slot bekommt.
trackauswahl: zeigen

[berlin / 11.03.2018] watergate: bewegungsfreiheit #11

auch wenn die große koalition in den letzten monaten die schlagzeilen bestimmte: geflüchtete sind immer noch da, immer noch marginalisiert, immer noch repressalien ausgesetzt. kein grund also, mit der bewegungsfreiheit aufzuhören, diesmal mit indirekter beteiligung meinerseits (mithilfe beim booking).

mainfloor
21h00 dj disko
23h00 erik jäähalli live
00h00 don williams
02h00 anja zaube

waterfloor
15h00 staub
zeigen

23h00 yulika
01h00 giraffi dog live
02h00 credit 00
04h00 gigsta

eintritt
15-18 uhr: 5 euro (+ freiwillige spende)
ab 18 uhr: 10 euro (+ freiwillige spende)

für den fall, dass jemand reinkommliste haben möchte: bitte kommentieren.

nachbetrachtung
zugegeben, ich habe hier die sehr subjektive brille auf, daher ist das resümee wohl auch tendenziös positiv gefärbt. objektiv sind jedenfalls gut 7.500 euro an spenden zusammengekommen.

organisatorisch gab es ebenfalls keine klippe, die nicht umschifft werden konnte. der beamer unten bei den toiletten am waterfloor ließ sich im zweiten anlauf zur mitarbeit überreden und die angeschrägte perspektive der bilder hatte sogar ihre vorteile. als das tageslicht verschwunden war und die materialien auf dem infotisch am ausgang zur terrasse dadurch nicht mehr wirklich sichtbar waren, hat das watergate sofort reagiert und kerzen hingestellt. die kommunikation mit dem club lief während des abends ohnehin reibungslos und das entscheidende: meinem eindruck nach schienen sich alle wohlzufühlen.

das war aus mehreren gründen nicht selbstverständlich. zunächst hat das watergate seit jahren schon den ruf, durch ein eher ibiza-orientiertes booking ein entsprechendes publikum anzuziehen. die getränkepreise liegen über dem berliner durchschnitt, der eintritt ist mit dem vom berghain und tresor vergleichbar und mittlerweile auch notwendig, wenn man sich die berichte vom letzten jahr vergegenwärtigt, wonach der neue besitzer der örtlichkeiten mal eben die miete verdoppelt hat.
die zusammenarbeit mit einem benefiz-kollektiv, das sonst eigentlich in den eher einschlägig bekannten linksautonomen institutionen veranstaltet, liegt also erstmal nicht auf der hand. vergegenwärtigt man sich aber, dass der begründer des watergates eine vergangenheit in der berliner hausbesetzer-szene der 1990er-jahre und damit ein entsprechendes interesse an politischen themen hat, wundert es wiederum nicht, dass die bewegungsfreiheit nach 2014 und 2016 bereits zum dritten mal im watergate stattfinden konnte. die letzten beiden male fanden an einem donnerstag statt, nun stand also der sprung auf den sonntag an.

hier kommt grund numero zwei ins spiel: das konkurrenzangebot ist das gesamte wochenende über in berlin mittlerweile nicht gerade klein. geht es nach den zusagen bei residentadvisor, hatten die veranstaltungen im suicide sowie birgit und bier (beide jeweils einen kilometer luftlinie entfernt) bessere karten, ganz zu schweigen von der herrensauna im tresor und dem berghain, das zur gleichen zeit ein richtig gutes detroit-line-up in der panorama bar hatte. unter den voraussetzungen war das experiment, a) am sonntag gegen all dies bestehen und b) auch noch tagsüber anzufangen und bis zum montagmorgen machen zu wollen, ganz schön gewagt und trug zu meinem unruhigen schlaf und vor allem einer gewissen rastlosigkeit zu beginn der party bei zugleich irgendwie vorhandenem brett vor dem kopf beim nachdenken bei (die parallelen zu dj-sets vor publikum sind definitiv gegeben). klar baut man vorher gemeinsam gerne luftschlösser von schlangen bis zum burgermeister am schlesischen tor, aber latent vorhanden ist die sorge immer, dass das pure gegenteil eintritt.

um auf dem boden der tatsachen zu bleiben: eine wirkliche schlange gab es die gesamte zeit über nicht – nur mal kurz abends vor mitternacht. was es aber gab: frühlingshaftes wetter und damit eine offene terrasse, aufgrund des staub-bonus einen bereits früh versammelten harten kern an stammgästen, die man sonst aus dem about blank kennt, was weiterhin dazu beitrug, dass sich ein durchweg angenehmer menschenschlag versammelte. dabei spielte i.nez alles, was ihr zwischen melodischem house und techno so gefiel – hierbei machte es aber die auswahl, eine große technikerin ist an ihr nicht verloren gegangen. verboten treibend, melodisch, hin und wieder mit ebm-einschlag, richard bredicz eher funktional. i/y habe ich aufgrund von dj disko oben nicht großartig mitbekommen.

vor dj disko wiederum eine weitere runde im gedankenkarussell: würde der weitere, größere floor dazu beitragen, dass es auf beiden floors auf einmal leer wirkt und das nun wiederum einige zum anlass nehmen, nach hause aufzubrechen? was machen wir dann? don williams sowie anja zaube kürzer spielen lassen? tatsächlich war die idee erstmal, ihren slot ggf. auf 3:30 uhr zu verkürzen, damit die party auf dem waterfloor ausklingen konnte. davor allerdings stand die neugierde so einiger besucher, die sich kurz vor 21 uhr erstmal vor der tür zum mainfloor positionierten, damit aufmerksamkeit generierten und somit dafür sorgten, dass disko sich nicht lange mit warm-up-platten aufhalten musste. er spielte housig („shades of jae“ gleich als zweite platte, „french kiss“ zum schluss) und technisch so sicher, wie man ihn kennt. zwischenzeitlich immer mal wieder der kontrollgang nach unten, ob es auch nicht zu leer sei und erleichtert festgestellt, dass i/y einen ähnlich vollen floor bespielen konnten wie eine stunde zuvor auch.

yulika war mit ihrem eher an breakbeats orientierten set nach der techno-vorlage wohl ein paar leuten zu viel, die dann entweder nach oben oder aus dem club strömten. über giraffi dog habe ich nur gutes gehört, sie selbst aber nur beim soundcheck. credit 00 legte danach beim tempo sogar noch eine schippe drauf („let it ride“ von aux 88 beispielsweise). das war musikalische vielfalt, wie ich sie (gerade bei der bewegungsfreiheit) schätze, aber es war klar, dass der staub-slot beim publikum mehr anhänger fand.
erik jäähalli band derweil oben mit seinen an chicago der 1980er-jahre orientierten acid-tracks eine menge leute an sich. don williams zog danach auch das tempo ordentlich an, sortierte dabei mit electro-einstieg auch erstmal wieder leute aus, um sie in den nächsten gut anderthalb stunden mit einem waschechten techno-set mit tresor-hintergrund (also all dem, was man dort so kennengelernt hat: surgeon, jeff mills, robert armani) an sich zu binden – inklusive doubling.

als die headliner gespielt hatten, stand die entscheidung an, welcher floor geöffnet bleiben sollte. das fiel nach einer stunde anja zaube auch nicht schwer, was zwar hieß, dass gigsta nur eine stunde spielen konnte. aber das war immer noch die wesentlich bessere lösung als ihren slot völlig zu streichen.
bei anja kam eigentlich nur eines dazwischen: die arbeitende bevölkerung direkt über dem watergate, weshalb um 6:30 uhr die letzte platte laufen musste. es hätte von der anzahl der leute und ihrer spiellaune durchaus noch bis 8 uhr gereicht, aber das zählt nun wirklich zu den luxusproblemen.

es lässt sich daher wohl mit auch objektiv gutem gewissen sagen, dass das experiment mit gut 15 stunden party bei durchaus vorhandenem konkurrenzangebot doch sehr geglückt ist. sowohl von seiten der teilnehmenden djs (an dieser stelle nochmal: danke!) als auch des publikums gab es zuspruch. und auch wenn 100 leute mehr durchaus noch reingepasst hätten und sowieso wegen der spendensumme gern gesehen gewesen wären: es war glücklicherweise keine party, bei der die stimmung aufgrund überfüllung ins unangenehme zu kippen drohte, nur damit sichergestellt ist, dass die summe für den guten zweck auch ja hoch genug ausfällt. vielmehr hatte ich den eindruck, dass es eine für alle beteiligten ganz schön runde sache war. zumindest war ich ab 1:00 uhr auch endlich mal in der lage, das ganze als „durchaus gelungen“ betrachten, damit einen weiten teil der sorgen hinter mir lassen und das ganze endlich mal genießen zu können.

[berlin / 13.05.2017] berghain: klubnacht

die anlage in der panorama bar soll ein update erfahren haben. das werde ich mir zwar auch anhören, aber hauptaugenmerk liegt auf samuel kerridge.

klubnacht

berghain
00h00 efdemin
04h00 samuel kerridge live
05h00 cleric
09h00 gerald vdh
13h00 kangding ray
17h00 ben klock
22h00 len faki
02h00 eric cloutier

panorama bar
00h00 candy pollard
04h00 new jackson live
05h00 dj tennis
09h00 joakim
12h00 john daly
15h00 oracy
19h00 nitam
22h00 kasper bjørke
02h00 maceo plex

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
auch wenn der besuch nicht so kurz war (4 bis 19 uhr), kann ich das musikalische recht flott abhandeln, weil die vorab erhofften qualitätsgaranten auch tatsächlich lieferten. allem voran samuel kerridge, der eines der kompromisslosesten sets gespielt hat, die ich samstags in den 12einhalb jahren dort mitbekommen habe. die erste viertelstunde konsequent unter 120 bpm und ohne richtige kickdrum, sondern eher dronig (der erste track von „fatal light attraction“ war mit dabei), filterte damit ein drittel des publikums aus und gab dem rest insbesondere in den letzten 20 minuten die brachiale offensive, inklusive live dazugemischter schrei-samples von sich selbst. kein einziger 4-to-the-floor-rhythmus, was die sache nochmal interessanter machte. hätte die letzten fast zehn minuten noch gut damit in die länge ziehen können – so war der schluss etwas abrupt.
das anlagen-update für die panorama bar besteht aus der rückkehr zu line-arrays und einer anderen verteilung der subs. hersteller ist studt akustik, die subs stehen sich jetzt quasi gegenüber: die altbekannten in einem der séparées, die anderen direkt vor den fenstern. da einer der gebuchten leute den pioneer djm im tech-rider hatte, von denen die neueren generationen ja ganz annehmbar klingen, gibt’s erstmal nur „weniger wuchtig, aber transparenter als zuvor“ als urteil. bei den sets ist oracy eindeutig hervorzuheben. er war der grund, weshalb ich doch länger als 12 stunden bleiben wollte, um während des sets zu entscheiden, ob ich währenddessen gehe oder nicht. dazu gab er jedoch keinen anlass. house mit und ohne vocals, es konnte auch etwas poppiger werden (ned flanders – memory loss. da wird’s spätestens beim vocal offensichtlich, von welchem soundtrack-gassenhauer er sich hat inspirieren lassen, und ep-titel sowie -cover setzen da noch eine krone drauf.), anthony shakir geht sowieso immer, vor allem wenn’s noch „soundblaster“ von der guten alten gigolo ist, später noch electro mit „space ships“ von jeremiah r. hatte trotz stilübergreifendem ansatz einen tollen flow, der mir vorher bei john daly fehlte, aber das mag auch dessen tagesform gewesen sein. joakim hatte zwischen deep house und disco eine halbvolle tanzfläche vor sich, was ich aber den gesamten abend über in der panorama bar jedoch als ganz angenehm empfand. unten war das bis zu ben klock noch genauso, das änderte sich aber bis 17 uhr schlagartig. zwar hörte sich das, was er spielte, beim durchlaufen recht ungewohnt melodisch an, aber mir war nicht danach, mir das vom rand anzuschauen oder einen platz irgendwo im getümmel zu ergattern, um zu schauen, ob mich das länger mitreißt – dafür war’s oben bei oracy einfach zu kurzweilig.
auch wenn ich kangding ray das letzte mal an ort und stelle besser fand, spielt er über die gesamtzeit betrachtet noch im oberen mittel mit. u.a. mit „dune“ von seinem album, das mich letztens tatsächlich dazu gebracht hat, etwas auf stroboscopic artefacts zu kaufen oder „encipher & decipher“ vom wirklich guten barker & baumecker-album letztes jahr. aber sonst war’s insbesondere bei gerald vdh als auch cleric nicht mehr als solider berghain-techno, bei dem letzterer zwar „amphetamine“ von drax ltd zum schluss spielte. aber auch der track scheint wieder in mode gekommen zu sein und als reminiszenz an die 1990er wohl gerne mal hergenommen zu werden. für mich war’s genügend anlass, im garten und vor allem der säule zu verweilen, womit ich endlich bei den umbaumaßnahmen wäre.

systematisch vorgegangen:
die garderobe hat ein neues wandgemälde: „vertigo“ von norbert bisky, der schon für das bühnenbild bei „masse“ verantwortlich war. dafür wurde die wand dunkelgrün gestrichen und das gemälde verteilt sich über kleinere einzelbilder, die jeweils von der gegenüberliegenden garderobe angestrahlt werden. damit wirkt zumindest die rechte seite der garderobe nicht mehr so kahl, wohingegen die panele mit den plattencovern auf der linken seite immer noch nicht ersetzt worden sind. dafür ist die improvisierte lösung mit den vorhängen dort den bekannten glastüren mit stahl gewichen. mal schauen, ob sich da noch was tut.
wer sich noch an die trennwand zur garderobe richtung toiletten / garten erinnert: die gibt es nicht mehr. stattdessen steht da jetzt eine couch, dahinter geht es zur treppe richtung oberen teil der garderobe (den ich übrigens an dem abend nicht geöffnet gesehen habe).
im garten ist der riesige phallus verschwunden, dafür stehen dort jetzt die betonbänke aus der ehemaligen säulenhalle, womit ich beim kern angelangt wäre. es war ja viel vorab über die säule zu lesen oder zu hören: zu helle klos, zu wenig rückzugsorte zum cruisen oder für die heteropärchen. gelobt wurde aber das licht sowie die galerie.
für mich ist es im vergleich zu vorher eine deutliche verbesserung. die mehrzahl an klos war definitiv notwendig, weil deren mangel in der darkroom-holzkonstruktion zuvor schon einigen die stimmung verdorben haben dürfte. das licht dort war bis zum säubern am mittag auch halb abgedunkelt und für mich vollkommen ok so. keine ahnung, warum danach flutlichtartiges licht herrschen musste. mit den saloon-türen zu den kabinen habe ich auch kein problem.
generell werden die ecken in der halle nun wesentlich besser als vorher ausgenutzt. am ende das dj-pult in der mitte, flankiert von zwei treppen, die nach oben zur galerie führen. wenn man dort oben ist, finden sich auch diverse spielwiesen, die unten etwas fehlen. habe mich auch gefragt, wie das im clubbetrieb mit musik und den sitzflächen am rande mancher säule funktionieren soll, aber als ergänzung bzw. entlastung zur klubnacht ist der raum ein absoluter zugewinn. meinem eindruck nach war die gesamte zeitdauer über dort mehr los als zu den klubnächten vor dem umbau, was die anzahl der leute angeht. das dürfte auch noch zunehmen, wenn sich herumspricht, dass man an der dortigen bar, die nun komplett nach rechts gewandert ist, so gut wie gar nicht warten muss. auch für gespräche empfiehlt sich die säule, da die glastüren / wände dazu führen, dass von oben zwar noch wahrnehmbar ist, welcher track gerade läuft, aber man muss nicht mehr lauthals gegen den bass ankämpfen. das müsste also auch einen parallelbetrieb von berghain und säule ganz gut gewährleisten.

kurz und prägnant zusammengefasst:
samuel kerridge und oracy unbestrittene höhepunkte, joakim und kangding ray oberes mittelfeld, sonst musikalisch nichts nennenswertes. die säule ist ein echter zugewinn, bei der wahrscheinlich noch etwas feinarbeit betrieben wird. aber es war definitiv eine gute entscheidung, den raum in der form richtig ausnutzen zu wollen.