[berlin / 30.11.2024] lido: augn

zählen zur kategorie „erst nicht verstanden, dann hat’s klick gemacht und fast alles von ihnen ist toll“. wird schwierig, deren texte mitzusprechen, aber manch eingängige refrains gibt es dann doch. und die ungewissheit darüber, was nun passieren wird.

augn

einlass um 19 uhr, startet eine stunde später.

nachbetrachtung

„berlin ist scheiße.“
„der islam gehört zu deutschland.“

ward so ähnlich wohl bereits auf der fusion anno 2024 zu hören, insofern wiederholen auch sie sich. das lief bereits in der stunde vor konzertbeginn in endlosschleife in einem rot beleuchteten lido mit reichlich nebel, in dem sich das konterfei von tom cruise auf dem bühnenbanner abzeichnete.

nichts an der show ist live. würde bei der besetzung mit sänger und bassist und der instrumentierung auch nicht gehen. mensch kann froh sein, wenn sie überhaupt in leibhaftiger form auftauchen – so war’s dieses mal. plus „hendrik“ bei „berghain“ als eintänzer.
augn zielen nicht darauf, sich freund*innen zu machen. sie halten spiegel vor – und treffen genau diejenigen damit, die sich als moralische instanz oder puristisch gerieren wollen. die „konzerte“ sind daher der konsequente mittelfinger in richtung götzenanbetung oder die fixierung auf bühnenpersönlichkeiten, wie es sich in manchen ihrer stücke auch zeigt („a&r“ oder „beyonce“ – beides im set). und wer dann noch nicht abgeschreckt ist, wird mit den von einer computerstimme vorgetragenen ansagen auf den härtetest gestellt, wie reizbar mensch in der eigenen politischen korrektheit sein kann. es ist nicht zu viel verraten, dass diese vor der tür bleibt.

schluss war nach 50 minuten. spätestens bei „gottesdienst in neukölln“ als stück vor der „zugabe“ wurde deutlich, dass sie das ganze gewese um personenkult als farce sehen und traten bei dem drumloop in der zugabe wie angekündigt auch gar nicht erst mehr auf die bühne.

genau wie ihre alben: großartig, entlarvend, polarisierend. und über eine gute pa klingt’s sogar richtig gut. ich wäre sofort wieder dabei.