[berlin / 12.12.2024] tempodrom arena: fred costea

bei dem allgemeinen zustand der weltpolitik braucht mensch auch was zum lachen. wird sich noch zeigen, ob sich stand-up-comedy zum hyperfokus entwickelt. aber neugierig bin ich darauf, wie er nach den instagram-reels mit der verkörperung durchweg sympathischer charaktere ein solo-programm bestreitet.

nächstes jahr gastiert er bereits in den wühlmäusen. da geht’s schon mal bergauf.

[berlin / 04.12.2024] festsaal kreuzberg: 40 jahre die goldenen zitronen

und erneut bin ich nutznießer, der eine bildungslücke schließen kann.

nachbetrachtung

ich bin leider nur mäßig mit ihrer diskographie vertraut und wollte sie einfach nur mal live sehen, bevor es ihre letzte tour ist. bei diversen fusion-ausgaben habe ich sie verpasst. leider wird’s wohl bei dem einen mal bleiben.

für eingefleischte fans von mitte der 1980er bis heute werden sie wahrscheinlich ihre ganze bandbreite abgedeckt haben. mir kamen sie jedoch mäßig motiviert vor. es hatte etwas von einer gewollten geburtstagsgala, weil das alle bands in ihrem fahrwasser gemacht haben und sie da in nichts nachstehen wollten.

gegen sperrigkeit habe ich nichts – absolut im gegenteil. aber bis auf wenige ausnahmen hat mir der biss gefehlt. die versuche, mit dem publikum zu interagieren, brachten das auf den punkt, indem schorsch kamerun oder ted geier unisono feststellten, dass „von da nichts kommt“. als ob sich zwischen band und publikum ein feld befand, durch das der sound und die sichtbarkeit zwar noch durchdrang, aber welches energie sowohl vom publikum als auch der band absorbierte.

ein glück gibt’s zwei große ausnahmen, die den abend für mich gewaltig hochgerissen haben:
– porsche, genscher, hallo hsv – einfach nur mit einer harfe als instrumentierung.
– wenn ich ein turnschuh wär‘ – mit dem im break abgedunkelten saal und schorsch kamerun im monolog. das stück ist sowieso großartig, und glücklicherweise war’s da auch die darbietung.

mangels erfahrung mit ihnen habe ich keine ahnung, ob die verweigerung gegenüber crowdpleasing bei ihnen zum programm gehört. aber wenn, dann bitte nicht sowas wie interaktion versuchen. es war mir die ganze zeit nicht klar, ob sie das publikum auf ihrer seite haben oder irgendwie einen abriss der letzten vier jahrzehnte mit betonung ihrer künstlerischen seite bieten und das publikum damit völlig herausfordern wollen.
ich kann nachvollziehen, dass dieser spagat bei einem so diversen gesamtwerk quasi unmöglich ist. das haben sie durch das umarrangieren der alten stücke charmant umschifft. aber mir hat die leichtigkeit und der stolz gefehlt, mit dem sie auf ihre entwicklung in den vergangenen vier jahrzehnten blicken könnten.

[berlin / 01.12.2024] tempodrom: fat freddy’s drop

nur gutes über sie gehört, niemals mit deren diskographie beschäftigt. und nun bin ich wieder mal nutznießer eines tickets. beste voraussetzungen.

nachbetrachtung

natürlich landet der abend in der schublade mit den fragen, warum ich eigentlich nicht schon früher zu ihnen gegangen bin. und das heißt: wesentlich früher!

mit zugabe waren es zweieinviertel stunden und das tempodrom hat den test als konzertlocation bestanden. das waren zuvor meine größten bedenken, ob bei der raumarchitektur überhaupt ein guter sound hinzubekommen ist. recht weit oben ziemlich links von der bühne stehend: ist gelungen.

lou baker als klassischer opener, der sich auch nicht abmühen musste, die anwesenden zu motivieren und sich auch nicht an „purple rain“ verhoben hat. kam später auch bei fat freddy’s drop wieder auf die bühne. und die haben zumindest mich mit einem ganz schön warmen gefühl in die neue arbeitswoche entlassen. trotz jahrzehnten im geschäft wirkten sie kein stück müde oder zu abgeklärt. vielmehr ist das wohlergehen und eine gemeinsame party mit dem publikum ganz oben auf der prioritätenliste.
jedoch auch eine bestechende musikalische routine beim spielen. stilistisch werden ohnehin viele abgeholt: dub / reggae, eh klar. „shiverman“ klang mit kickdrum und dub-chords am anfang fast wie basic channel und zog sich mal eben über 28 minuten. dubstep-anhänger*innen sind sie spätestens durch mala bekannt. wirkte alles sehr leichtfüßig, ohne ein programm abspulen zu wollen, sondern auch freiraum für improvisationen zu lassen. lerneffekt: ein theremin kann auch ziemlich tiefe töne produzieren.

sollten sie also wieder in berlin sein, werde ich nicht zögern. richtig schön war’s!

[berlin / 30.11.2024] ohm: objekt’s miraculous kaleidoscopic technicolor wormhole from the club to infinity

damit dürfte er den ersten platz für den längsten hier bislang erfassten partytitel einheimsen. es ist deren zweite ausgabe in diesem jahr. konzept ist, dass er sich gäste einlädt oder den abend gleich komplett alleine bestreitet. dieses mal mit lena willikens, was auf dem papier nach einem wettstreit um die außergewöhnlichste auswahl aussieht. beinahe schon zuviel der vorfreude.

objekt’s miraculous kaleidoscopic technicolor wormhole from the club to infinity
lena willikens
objekt

ab 23:59 uhr
15 euro

nachbetrachtung

mein hang zum meckern ist ja allgemein bekannt, also lebe ich das weiterhin aus. jedoch nicht, ohne das fazit voranzustellen: müsste ich’s quantifizieren, kommt die party mühelos auf eine sehr stabile 8 von 10, die sogar an der 9 kratzt. damit locker in der bestenliste für 2024.

die einzigen kritikpunkte sind die bereits bekannten, wenn mensch sich für einen besuch im ohm entscheidet: wenn es voll wird, gibt es eigentlich nur zwei möglichkeiten: an der bar sitzen, von dort aus das geschehen beobachten und sonst zuhören, oder sich in nähe des dj-pults stellen. letzteres bedeutet kalten luftzug (es ist mal wieder die beste jahreszeit zum ausgehen – nicht) oder auch durchgangsverkehr von eingang und bar zur tanzfläche.

konkret: ab 2:30 uhr war’s mir auf der tanzfläche zu eng. die wand am eingang zu den toiletten war bestenfalls okaye notlösung, aber auch da schieben sich eher die leute vorbei. an der raumarchitektur lässt sich in der hinsicht nichts ändern, zudem wusste ich, worauf ich mich einlasse.
die bank neben der bar mit wechselnden sitzorten war also zu größeren teilen der aufenthaltsort meiner wahl. das war zwar etwas fernab vom akustischen sweet spot (dafür ist das besagte hintere ende der tanzfläche ziemlich gut) und das holz der bänke schneidet irgendwann gut in die blutzufuhr zu den unterschenkeln. aber: dort ist mensch wenigstens weitestgehend ungestört. meine hoffnung darauf, dass es ab 5:00 uhr etwas leerer wird, hat sich nicht erfüllt. dann kam auch noch meine kondition dazwischen, die durchgemachte nächte nicht mehr so wirklich kennt.
um 7:30 uhr bin ich daher heimwärts. und selbst da war die tanzfläche noch wenigstens dreiviertelvoll, was an sich genügend über die qualität der party aussagen dürfte.

bemerkenswert war’s in zweierlei hinsicht:

erstens, wie viele leute sich ohne große werbung gezielt auf den weg machen. es gibt gewollt keinen eintrag bei residentadvisor, damit auch keinen ticketvorverkauf – ich bekomme lediglich über instagram und den zur reihe gehörenden telegram-kanal davon mit, x verwende ich aus prinzip nicht mehr.
trotzdem war die schlange kurz nach mitternacht bereits länger als die vom tresor direkt nebenan. und ich hatte nicht den eindruck, dass die leute „einfach nur mal gucken“ wollten oder den eingang mit dem des tresor verwechselt haben. dafür war die fülle auf der tanzfläche spätestens ab 2 uhr zu aussagekräftig. wären die leute von der musik irritiert gewesen, hätte sich das spätestens ab 2/3 uhr deutlich ausgedünnt.
stattdessen ging die durch das line-up gesetzte saat vollkommen auf – die geduld des ohm-publikums (bzw. dessen neugierde an anderen sounds) ist immer wieder erfrischend und der bedarf an guter kuration mit understatement offenbar vorhanden. klar kann ich dann im völligen eigeninteresse sagen, dass objekt sich doch einfach eine doppelt so große location suchen soll. aber warum? das ohm als dezidiertes experimentierfeld mit richtig guter anlage ist doch der richtige raum dafür – erst recht, wenn ungewiss ist, wie das angenommen wird. wären nur 50 leute dort gewesen, wäre das für die stimmung auch ok.

zweitens, dass die durch die einladung lenas als partnerin bei mir ausgelöste hoffnung, musikalisch höchstes niveau serviert zu bekommen, nicht nur eingelöst, sondern auch übertroffen worden ist. heißt nicht, dass ich mit allem konform gehe, was sie gespielt haben (psytrance wird in diesem leben nicht mein fall, war aber nur eine kurze phase). aber endlich mal einen abend zu erleben, an dem lediglich das line-up feststeht und offen gelassen wird, wer wann zu hören sein wird, ist in zeiten der fixierung auf timetables mit entsprechenden schlangen vor und anschließend innerhalb von clubs einfach befreiend.
mal abgesehen davon war es ein back-to-back im klassischen sinne. klar kam es mal vor, dass eine*r von beiden mal zwei, drei tracks am stück spielte. aber erstens habe ich so genau nicht hingeschaut und wichtiger: es fiel nicht auf, wer wann mit was dran war. stattdessen war’s ein am xone:92 ausgehandelter konsens, der eine gemeinsame dramaturgie ergab. in der ersten stunde lief bspw. ambient bzw. musik zum zuhören, sowas wie kickdrums waren eine seltenheit. von ca. 1:00 uhr bis 2:30 uhr blieben sie konsequent unter 110 bpm. ab dort allerdings ein sprung auf (gefühlte, nicht getappte) 130 bpm, was als ausgangspunkt diente, die temposchraube immer weiter anzuziehen. dabei blieben sie bei der auswahl stets zwischen den stühlen: wenn techno, dann abseits etablierter klassiker (meistens jedenfalls – „digeridoo“ sollten diejenigen kennen, die sich etwas tiefergehend mit elektronischer tanzmusik der letzten 40 jahre beschäftigen). wenn electro, dann eher rauh. ein ständiges schreiten abseits ausgetretener pfade, ohne dabei die tanzbarkeit aus dem blick zu verlieren und dennoch experimentiell genug zu bleiben, dass vergnügen und entdeckungsneugier zugleich zum zuge kamen.
es war ja schon vorher klar, dass beide ein enzyklopädisches musikwissen bei gleichzeitiger verweigerung gegenüber stilgrenzen mitbringen. für mich war’s eine lektion darin, wie das in set-form gegossen werden kann und vor allem, dass ich das wissen in dieser breite nicht werde erreichen können. dafür müsste ich das vollzeit machen. klar, koketterie – ist aber für mich in ordnung so. es reicht mir völlig, die qualitäten der beiden als solche zu erkennen und dem im ansatz nachzueifern.

der abend verdient jedenfalls das prädikat „besonders wertvoll“. das ist nach der märz-ausgabe mit objekt solo bereits das zweite mal und damit ausgangspunkt für die hoffnung, dass exzellent kuratierte reihen wie diese als gelegenheit zur nachhilfe möglichst lange fortbestehen und ich das neben der reef zu einem weiteren dauerkartenabonnement machen kann.

notierte tracks

anton friigaard – cemille
download – attalal (remix)
aphex twin – isopropanol (heruntergepitcht auf 100 bpm)
chants & dave schoepke – ritmo puro
die form – damaged corpse
mordant music – hummdrumm
abadir & nahash – marchadair
nasty j – la boucle
ivan iacobucci & stella fiore – waiting for my love
transparent sound – punk motherfucker
solid groove – show me su’mn
kode9 – swarm
prettybwoy – overflow
endmodell – die taktung der maschinen (teil 1)
georg-i – strobe fodder
braille – cloud monger (bodhi remix)
kinzua – purest state confusion
aphex twin – digeridoo
shxcxchcxsh – do 1
yogg – keep the sheep
bell curve – just a lil bit of sweat
oyubi, fetus – earnin it
yas reven – little breake
gaister – conscious concentration

[berlin / 30.11.2024] lido: augn

zählen zur kategorie „erst nicht verstanden, dann hat’s klick gemacht und fast alles von ihnen ist toll“. wird schwierig, deren texte mitzusprechen, aber manch eingängige refrains gibt es dann doch. und die ungewissheit darüber, was nun passieren wird.

augn

einlass um 19 uhr, startet eine stunde später.

nachbetrachtung

„berlin ist scheiße.“
„der islam gehört zu deutschland.“

ward so ähnlich wohl bereits auf der fusion anno 2024 zu hören, insofern wiederholen auch sie sich. das lief bereits in der stunde vor konzertbeginn in endlosschleife in einem rot beleuchteten lido mit reichlich nebel, in dem sich das konterfei von tom cruise auf dem bühnenbanner abzeichnete.

nichts an der show ist live. würde bei der besetzung mit sänger und bassist und der instrumentierung auch nicht gehen. mensch kann froh sein, wenn sie überhaupt in leibhaftiger form auftauchen – so war’s dieses mal. plus „hendrik“ bei „berghain“ als eintänzer.
augn zielen nicht darauf, sich freund*innen zu machen. sie halten spiegel vor – und treffen genau diejenigen damit, die sich als moralische instanz oder puristisch gerieren wollen. die „konzerte“ sind daher der konsequente mittelfinger in richtung götzenanbetung oder die fixierung auf bühnenpersönlichkeiten, wie es sich in manchen ihrer stücke auch zeigt („a&r“ oder „beyonce“ – beides im set). und wer dann noch nicht abgeschreckt ist, wird mit den von einer computerstimme vorgetragenen ansagen auf den härtetest gestellt, wie reizbar mensch in der eigenen politischen korrektheit sein kann. es ist nicht zu viel verraten, dass diese vor der tür bleibt.

schluss war nach 50 minuten. spätestens bei „gottesdienst in neukölln“ als stück vor der „zugabe“ wurde deutlich, dass sie das ganze gewese um personenkult als farce sehen und traten bei dem drumloop in der zugabe wie angekündigt auch gar nicht erst mehr auf die bühne.

genau wie ihre alben: großartig, entlarvend, polarisierend. und über eine gute pa klingt’s sogar richtig gut. ich wäre sofort wieder dabei.

[berlin / 27.11.2024] silent green: ryoji ikeda presents ultratronics

im silent green war ich vor gut zehn jahren zur eröffnung des krake-festivals, als anika oben in der kuppelhalle gespielt hat. ryoji ikeda ist mir von der ersten „strom“-ausgabe in der philharmonie anfang 2020 noch in bester erinnerung. das ganze findet in der betonhalle statt, was mich auf musik und räumlichkeiten zugleich gespannt sein lässt.

ryoji ikeda presents ultratronics
ryoji ikeda
pyur

ab 20 uhr
tickets sind bereits ausverkauft

nachbetrachtung

das wird eher eine abhandlung über die räumlichkeiten. daher widme ich mich zuerst dem musikalischen.

hat in der dramaturgie und zusammensetzung schon gepasst. pyur war zuvor ein für mich unbeschriebenes blatt (obwohl sie auf hotflush und subtext veröffentlicht hat), wird leider nicht mein fall. ähnlicher ansatz wie bei barker, indem sie filter und lfos den rhythmus diktieren lässt. das ganze etwas opulenter, wo ich vielmehr mit reduktion kann. nicht ihr problem – sie war im vorprogramm sehr gut besetzt.
bei ryoji ikeda hätte ich mir von vornherein mal vergegenwärtigen können, dass „ultratronics“ seit zwei jahren auf dem markt ist. das album ist für seine verhältnisse erstaunlich melodisch und zugänglich. war sein set zum strom-festival noch von hohen tönen sowie schwarz/weiß-visuals geprägt, wurden letztere zum schluss farbig – und das gilt für die klangpalette über das gesamte set. steht ihm absolut nicht schlecht und ist etwas leichter verdaulich für diejenigen, die mit seiner discographie noch nicht so vertraut sind. im gegensatz zu manch anderen live-sets keine überblendungen zwischen den tracks, sondern pausen, was auch die tempiwechsel erleichterte.
in so einer umgebung also gerne wieder – erst recht, weil er so selten im lande ist.

und damit zu den räumlichkeiten: mensch merkt, dass die betonhalle als veranstaltungsort noch ziemlich frisch ist – fast schon steril sind die räumlichkeiten. keine tags an den wänden, höchstens aufkleber in den klos.
mir gefällt das minimalistische in der halle an sich, und der sound ist sehr gut, sobald mensch innerhalb des stereo-dreiecks (also zwischen den beiden line-arrays) steht. war bei uns am front-of-house, da war’s ein genuss. auch ein pluspunkt, da noch nicht so bekannt: die kleineren toiletten hinten links. so kann mensch sich den weg in die lounge sparen.
diese lounge befindet sich oberhalb der halle und ist mit glasscheiben abgetrennt, so dass es eine aussicht in die halle gibt. snacks und eine kleine bar finden sich dort ebenfalls. und auf dem weg in die halle die größeren toiletten.
mobile bar im durchgang von der lounge zur halle, mit projektionen an den wänden – das ging bei dem andrang noch klar. aber wenn dort mal personelle unterbesetzung herrscht und sich die leute in die reihe stellen müssen, wird’s für diejenigen schwierig, die nur zur halle durchgehen möchten. es gäbe eine abkürzung: vom podest auf höhe der lounge die treppen zur halle hinunter. jedoch ist das der bereich, der für mobilitätseingeschränkte besucher*innen gedacht ist und unten von einer security beaufsichtigt wird. kann mir interessantere jobs vorstellen als den leuten alle paar sekunden zu verstehen zu geben, dass sie an der stelle nicht hochgehen können.

das linke viertel der halle ist für meine begriffe verschenkter platz. am hinteren ende sind gut 10 meter für den backstage reserviert, wovor (richtig geraten) wieder ein security-mensch steht. dann gibt’s ca. 20 meter leere und am vorderen ende den eingang zu den toiletten. akustisch ist mensch dort außerhalb des line-arrays, es klingt also auch nicht mehr so klasse.
mir fällt auch nicht ein, wie mensch dies am elegantesten lösen könnte. eine bar am linken ende würde zu dem problem führen, das im gretchen gang und gäbe ist: publikumsströme nach links und zurück. bänke bzw. andere sitzgelegenheiten wären mit oder ohne notfall potentielle stolperfallen. um den viereckigen charakter der halle nicht zu gefährden, fiele mir nur ein, an der hinteren wand (also dem bühnenende) noch eine zwischenwand einzuziehen, die als backstage dienen kann. klar, geht auf kosten potentieller besucher*innenzahlen und damit an die wirtschaftlichkeit. das podest für in welcher form auch immer eingeschränkte personen könnte mit rampe am rechten rand platz finden.

ziemlich chaotisch: die garderobe. und nein, das personal ist nicht gemeint. die platzierung am ende der rampe nach unten ist nicht verkehrt. aber „improvisation“ ist noch schmeichelhaft, wenn sich die dort arbeitenden mit ganz normalen garderobenständern behelfen müssen. für rucksäcke und taschen gibt’s keine separaten ablagemöglichkeiten außer den boden.
theoretisch ist die garderobe zu zwei seiten offen (nach vorne sowie links), praktisch besteht keine möglichkeit, die leute auf der zu schmalen linken seite zu bedienen. die absperrung besteht aus den von flughäfen bekannten gurten, und gerade beim durcheinander nach dem auftritt wäre die security überfordert gewesen, wenn sich ein bis zwei dutzend leute dort zutritt verschafft hätten. davon abgesehen fiel für ein paar minuten auch das licht aus, so dass das personal sich mit den smartphone-taschenlampen behelfen musste.

es besteht also noch einiges an optimierungsbedarf. akustisch gibt es nichts zu meckern und das ambiente ist in seiner sterilität wahrscheinlich so gewollt. aber bei der raumaufteilung sollte sich echt noch was tun. das programm ist vielversprechend – zumindest schaue ich mittlerweile auch sporadisch mal auf deren website vorbei, ob es etwas nach meinem gusto gibt.

[leipzig / 16.11.2024] institut für zukunft: rillenrealitaet

ach, einmal geht noch. extralange ausgabe der rillendisco, die mit der pillenrealitaet gemeinsame sache macht. daher gibt’s auch ein paar berliner im angebot. ich bin ab sonntagmorgen am start.

rillenrealitaet

trakt 1
22:00 kadia
00:00 thnts b2b n.akin
03:00 kikimike
06:00 s.ra
08:00 neurobic
10:00 the peergroup
14:00 kwaint
16:30 a:tok
19:00 hagen richter

trakt 2
01:00 hks97
03:00 barbara hofmann b2b diwa
07:00 low velocity soundsystem
10:00 kaspar oberon
13:00 faq b2b alice in flames
15:00 motram b2b breza
17:00 mdmk

trakt 3
02:00 jolly goths
04:00 dj ravernunft
06:00 kontinum b2b cylo

19:00 teil mit reden

nachbetrachtung

war ab ca. 10:45 uhr bis zum schluss dort, habe keine einzige sekunde bereut. auch wenn bereits das staub-gastspiel im oktober schon sehr stimmungsvoll war: die rillenrealitaet hat dem nochmal eins draufgesetzt – in dieser erinnerung behalte ich das ifz sehr gerne. vor allem habe ich auf dem bei meinen vergangenen besuchen für mich bislang eher stiefmütterlich wirkenden trakt 2 mit die meiste zeit verbracht. das freut mich ziemlich.
lag auch an dem sehr geschmeidig untermalten frühschoppen durch kaspar oberon, der musik abseits von tanzbarkeit bzw. von funktionalität zwischen electronica und indie angesiedelt spielte. er wechselte erst kurz vor staffelstabübergabe an faq und alice in flames auf discoides. dazu passten die sitzgelegenheiten sowie das solikuchenbüffet bestens.
zur transparenz, obwohl nicht alleiniger auslöser für die lorbeeren: er hat mir angeboten, eine seiner mitgebrachten platten im ifz auflegen zu dürfen und mir damit unbewusst einen lebenstraum erfüllt. es war die in den tracks aufgeführte phil collins.

ergo war ich nicht ganz so durchgängig auf trakt 1 wie üblich. lag aber nicht an überfüllung oder dergleichen, sondern vielmehr daran, dass trakt 2 für mich musikalisch abwechslungsreicher war. beim füllgrad mal ein explizites lob ans ifz: auch wenn einer der beweggründe für die schließung die knappen kassen sind, wurde zeitnah ein einlassstopp verhängt, obwohl die kapazitäten des clubs es hergegeben hätten. stattdessen finde ich es aller ehren wert, den drinnen anwesenden eine entspannte stimmung zu bewahren, anstatt die einnahmen hochzutreiben. obwohl: hochbetrieb war an den bars dennoch.

daher die musik auf trakt 1 nur in schlaglichtern: the peergroup (fr. jpla & qiu) trocken-funky, kwaint mit mehr basslines als im monat zuvor beim staub-gastspiel, a:tok war mir am anfang etwas zu zurückhaltend, in ihrer zweiten hälfte besser. hagen richter zwischendrin durchaus rauh, räumte zum schluss hymnisch mit oxia ab, das ich zunächst mit border community verwechselt habe. dankenswerterweise wurde ich direkt in der restrealitaet korrigiert.

von faq & alice in flames ist mir noch italo disco in erinnerung, das b2b von breza sowie motram traf meinen nerv zwischen techno, minimal und electronica ganz schön genau (und dort insbesondere mit „tha“ von aphex twin). mdmk war die melodische techhouse-offensive. der vortrag von teil mit reden wurde kurzerhand von trakt 2 auf trakt 3 verlegt und selbst für notorisch nüchterne wie meine wenigkeit humorig unterhaltsam.

also analog zum titel der party: eine völlig runde sache. kann nur hoffen, dass es irgendwo damit weitergeht. den kleinen ableger gibt es mit der „whatever“ im about blank bereits seit geraumer zeit. wäre dennoch schön, wenn das in leipzig fortgeführt werden könnte.

trackauswahl

kaspar oberon
johannes bügeleisen – afterhour
the raah project – trick of the light (trick of the midnight mix)
the primitive painter – levitation
phil collins – in the air tonight (extended version)
charlotte adigéry & bolis pupul – ceci n’est pas un cliché

breza b2b motram
answer code request – sensa (stark heruntergepitcht)
donato dozzy – aurora
ricardo villalobos – dexter
answer code request – cicadae
aphex twin – tha (direkt danach)
efdemin – some kind of up and down yes (direkt danach)

hagen richter
oxia – domino

[berlin / 15.11.2024] berghain: reef

stammtermin numero zwei, letzte reef für dieses jahr. die termine für nächstes jahr sind noch nicht raus.

reef

berghain
00:00 esposito
03:00 mc yallah x debmaster
04:00 niño árbol
06:00 mala

panorama bar
22:00 nono gigsta
02:00 siu mata
05:00 dj earl
07:00 lena willikens b2b darwin

nachbetrachtung

rein: gegen 22:45 uhr.
raus: kurz nach 8:15 uhr.

eine ausgabe im echt guten durchschnitt, wobei ich vielleicht zu hohe erwartungen an mala hatte. nachdem er beim waking life seine unwiderstehliche mischung aus subtil-schiebenden tracks mit tiefgang plus gestandenen wobble-brettern spielte, war mir das samstagfrüh eindeutig zu ravig. oder mein verstand bereits übersättigt. sei es wie es sei – er hat mich leider nicht abholen können. macht jedoch nichts – das traf dafür auf ziemlich viele andere besucher*innen zu. ich habe das berghain zu dem zeitpunkt an einem samstagmorgen selten so voll erlebt. ungefähr vergleichbar mit einem gut besuchten sonntagnachmittag gegen 14 / 15 uhr mit einem sehr dankbaren publikum.
das ging leider sehr auf kosten von dj earl, der in seiner ersten stunde mit footwork (darunter sehr viel dj rashad) in der panorama bar die leute fest im griff hatte und für mich im vergleich zu niño árbol (raviger drum & bass) eindeutig die nase vorne hatte. obwohl es clever war, mala als headliner an den schluss zu setzen, weil seine übliche tiefe super zum abschluss gepasst hätte und er auch genügend publikumsmagnet ist, tat mir dj earl ganz schön leid. er spielte ab 6 uhr vor einer bestenfalls drittelvollen panorama bar, wo ich schon fast annahm, dass der slot von darwin und lena nach unten verlegt wird. aber nein: im berghain war um 8 uhr schluss und die beiden damen bestritten das von anfang an wie aus einem guss mit stellenweise rauhen breakbeats. damit gewannen sie auch kontinuierlich leute zurück. aber da leipzig bereits rief, ich bereits gut 24 stunden wach und somit nicht mehr wirklich aufnahmefähig war, beließ ich es um kurz nach 8 dabei – in der hoffnung, dass das irgendwann mal wiederholt wird.

ansonsten war ich bereits gegen 0:45 uhr im berghain leicht am grinsen. bereits zu dem zeitpunkt trat das bekannte freitagsphänomen auf, wonach ich nach gerade mal zwei stunden im club bereits eine musikalische bandbreite präsentiert bekommen hatte wie an manchen sonntagen nicht und zugleich offensichtlich wurde, dass nicht nur ich das ziemlich gut so fand.
das fing bei nono gigstas ziemlich jazziger electronica an, die sich später in reduzierte breakbeats à la livity sound oder well street entwickelte (shazam hat leider nichts erkannt, daher nur diese skizzenhafte beschreibung). wenn ich das haar in der suppe suchen wollte, wäre es schön, wenn sie beim nächsten mal die lautstärke im blick behalten könnte – das schwankte auch nach mitternacht stellenweise zwischen „laut genug“ und „ich kann die gespräche um mich herum hören“. passiert den besten.
esposito (mein klarer favorit dieser ausgabe) war maßgeblich für mein grinsen verantwortlich, auch wenn er für mich nach einer halben stunde etwas auf der suche wirkte, wo es im set hingehen soll. ab 0:45 uhr entschied er sich für drum & bass und blieb auch dabei, was dieser reef-ausgabe (zumindest im berghain) in kombination mit niño árbol einen deutlichen stilistischen stempel aufdrückte.
siu mata stellenweise housig, durchbrach die 4/4-kicks jedoch rechtzeitig. mc yallah x debmaster erinnerten mich als kombination ziemlich an miss red und the bug. für mich insgesamt musikalisch besser, weil weniger düster um der düsterheit willen – wenn auch nicht mein fall. aber sie hat eine wahnsinnig gute bühnenpräsenz bzw. mischt sich gleich unter das publikum. hatte also konzertcharakter zwischendrin und damit auch etwas neues.

notierte tracks

esposito
speedy j – fill 3
source direct – approach & identify (demdike stare remix)
special request – transmission
beastie respond – continuous
cause 4 concern – dead weight
indigo – volta
dbridge – dead peak
bredren – the sewers
dub phizix – never been (feat. fox)
jonny l – piper
mako – a break from ritual
loxy & resound – tyranny
dub phizix – narrow eyes (feat. fox & chimpo)
goldie – still life (photek remix)
ed rush & optical – compound

siu mata
10010 – mambo influenciado
fold – billa
sam binga & fracture – trippin‘
hassan abou alam – ma3rafsh

dj earl
dj rashad – shoot me
trg – broken heart (martyn’s dcm remix)
dj rashad – let it go
dj rashad – took it doggy style
dj rashad – trap bakk

mala
nomine – nomine’s ego
mala – anti war dub
mala – lean forward
joker – mad night (letzter track)

darwin b2b lena willikens
pearson sound – hornet
delta – la la

[berlin / 09.11.2024] about blank: staub xl

stammtermin numero eins, bevor eine woche später der weitere ansteht. um von vornherein transparent zu sein: das wird meinerseits eine künstler*innenbetreuungs-ausgabe. wegen des vorprogramms im rso werde ich auch nicht zu lange dort sein – also so zumindest der plan.
ich möchte nur die erwartungen an ausgedehnte set-analysen dämpfen, weil ich wahrscheinlich überall umtriebig sein werde. grobe einordnungen gibt’s wie immer – und den nachgereichten ablauf natürlich.

ablauf

mdf
11:00 avilynn
15:00 ruman
19:00 ed1999
22:00 strongrain
01:00 harre
04:00 anna haleta
07:00 caleb esc

lobby
22:00 waldo
01:00 esi b2b wesley wise
04:00 dk dent

zelt
14:00 manfred tiek
17:00 irakli
20:00 elena sizova

hütte
00:00 tatacoa
03:00 modschi

(für den mdf stand zwischen 13 und 16 uhr anja zaube auf dem programm, die aber krankheitsbedingt ausfiel. also spielten avilynn sowie ruman einfach länger, habe ich mir sagen lassen.)

nachbetrachtung

„nicht zu lange“ war dann doch kurz nach 22 bis kurz nach 7 uhr.

einzige herausforderungen während meiner schicht:
der slalom mit getränkeshots durch eine tanzende menge. gerade auf dem mdf zwischen technikraum und gang zum dj-pult immer wieder eine herausforderung an die diplomatie und die körperkoordination.
bei dk dent: anschluss eines aufnahmegerätes an den xone:92. der anschluss sitzt im gegensatz zum xone:96 unter den eingängen in nähe der xlr-ausgänge (beim 96er in einer reihe mit den eingängen neben den usb-anschlüssen für die soundkarten – wesentlich besser erreichbar). trieb meinen blutdruck kurz in die höhe, den erstmal (unter zuhilfenahme von produktbildern aus dem netz) zu finden und im laufenden betrieb fünf minuten vor set-beginn noch eingestöpselt zu bekommen. dann noch das klassische ortofon-problem: abgebrochener griff, mit kabelbinder als workaround. die mk2-generation leistet dem ja abhilfe, indem der griff bei bedarf ausgetauscht werden kann. wenn das eines der ersten generation war: in plattenläden könnte das noch ein zweites leben bekommen, im club-betrieb kann das vinyl-djs aus dem konzept bringen. da wäre es von der technikabteilung wirklich schön, die systeme für den live-betrieb aus dem verkehr zu ziehen. einmal eskaliert war das jedoch schnell behoben.

ansonsten wie immer: alle pflegeleicht. und selbst wenn es irgendwelche allüren gäbe, würden die nicht hier landen.

die verlängerte anlaufzeit scheint sich zu etablieren. tagsüber war es wohl ganz gut gefüllt, aber der richtige publikumsschub war zwischen 2 und 4 uhr nachts. und selbst da kam mensch allerorten gut durch. ausnahme: die hütte, aber deren „größe“ lässt auch nichts anderes als überfüllung zu, sobald 30 leute drin sind.
da sich das zelt als lobby-alternative etabliert hat und auch die garderobe sich dort befindet, ist es nachvollziehbar, dass leute bei den sich anbahnenden temperaturen (jedenfalls schielte der winter am wochenende für meine begriffe schon deutlich um die ecke) eher später in den club gehen. der garten ist für die jahreszeit nicht mehr attraktiv und leute überlegen sich einen floorwechsel im t-shirt lieber zweimal. das ist nachts einfacher, wenn der weg vom mdf zur lobby von wenig zittern begleitet wird.

ich brauchte musikalisch meine zeit, um warm zu werden. strongrain war auf dem mdf mit ravesignal-techno für die tiktok-generation bei 150 bpm einfach nicht mein fall. gab auch ein paar trockenere tracks dazwischen, aber ich fühlte mich bei waldo in der lobby besser aufgehoben, wobei er tempotechnisch gegen ende ähnlich schnell spielte. insgesamt war er jedoch diverser, gerade am anfang schön rauh-breakig, was bei mir immer noch offene türen einrennt.
esi und wesley wise dann technoid mit dubsteppigen elementen, harre nach alter schule konsequent mit vinyl, dk dent ließ die lobby mit knarzigem techhouse landen, anna haleta bretterte sehr beherzt. caleb esc habe ich nur beim rausgehen am rande gehört, da maße ich mir kein urteil an.
die hütte braucht als floor nur wenig vorlauf, jedoch wird es mit den temperaturen in den nächsten monaten nicht einfach. aber egal was, es funktioniert dort. tatacoa (katinka & dj flush) jedenfalls erst mit trip-hop und ambient, später mit electro und richtiggehend technoid mit chicago. den ball nahm modschi auch auf und landete mit disco-edits.

notierte tracks

waldo
ma sha & sobolik – liftoff

harre
planetary assault systems – devotion (truncate remix)
robert hood – untitled 1 (from moveable parts – chapter 1) (mark broom edit)
sterac – nemec

esi b2b wesley wise
rene wise – don’t care

tatacoa
lakker – spider silk
michael forshaw – work that mutha
ramadanman – work them
paul johnson – noise
portishead – we carry on

anna haleta
makaton – 2jags

dk dent
dave clarke – wisdom to the wise

[berlin / 08.11.2024] rso: ilian tape

es ist ziemlich genau ein jahr her, wo ilian tape mal eben den samstag / sonntag übernommen hat. nun freitag auf samstag mit einem live-act-lastigen ansatz, der mir sehr gefällt. ich hoffe nur, dass meine kondition bis fireground reicht.

robus
23:00 stenny
00:00 mpu101 live
01:00 stenny
03:00 zenker brothers live
04:00 skee mask
07:00 fireground live
08:00 alia

nachbetrachtung

war sieben stunden dort (ca. 1:20 bis 8:20 uhr). nachdem ich schon leider mpu101 verpasst hatte, wollte ich wenigstens noch fireground mitnehmen. aber das war mir in meinem durchnächtigten zustand zu viel auf einmal gewollt. die sehr jazzigen passagen (als ob entsprechender house einfach schneller gepitcht und mit tribal-techno-elementen vermischt wird) waren nicht mein fall, die detroit-flächigen passagen (treibende sachen von octave one oder deetron) schon eher, aber alles in allem bekam mein zns das nicht mehr verarbeitet. alia schlug in die gleiche perkussive kerbe, und da noch das restprogramm mit der staub anstand, fiel mir die entscheidung mit dem aufbruch nicht schwer.

war aber völlig ok so, da ich in den fast sechs stunden vor fireground mit eine der besten techno-nächte dieses jahres hatte. ich hatte das nach der vorarbeit diverser ilian-tape-nächte fast schon erwartet, aber ich mag kontinuität sehr und daher auch, wenn sich diese in qualitativer hinsicht bestätigt. die ist bei den veröffentlichungen schon beängstigend hoch, wenn mensch sich deren frequenz anschaut, und der abend stand dem in nichts nach.
erstmal war’s ausreichend gut gefüllt, so zwei drittel bis drei viertel. das mag bei der synoid oder manchen samstags/sonntagsveranstaltungen anders aussehen, aber wirklich gestört habe ich mich auf der tanzfläche nicht gefühlt. scheint ein zeichen der zeit zu sein, dass zusammengehörende gruppen nun auch in technoclubs im kreis tanzen, womit der habitus aus normalen diskotheken wohl endgültig einzug in die einstige subkultur gehalten hat, die es in berlin nicht mehr ist. auf der anderen seite war es ein sehr aufmerksames, offenes publikum mit deutlichem männerüberschuss.
an meinem quasi-stammplatz links an der wand hinter dem podest wurde ich jedenfalls kaum gestört, kam quasi ungehindert überall durch, mein genervtheitsgrad war also sehr überschaubar.

stenny bis nach zwei uhr durchgehend breakig mit viel reverb, steigerte die dynamik bzw. den druck durch die dichte an sounds, nicht durch das tempo. das war die ganze zeit so um die 140 bpm. er wechselte erst in seiner letzten dreiviertelstunde zu tracks mit gerader kickdrum. tolle dramaturgie, einfach eine sichere bank.
bei den zenker brothers bin ich leider immer zwiegespalten. als labelbetreiber machen sie einen großartigen job. als djs sowie produzenten servieren sie meistens sehr solide, von dubtechno geprägte funktionale tracks, im albumformat schauen sie auch darüber hinaus. ihre solo-veröffentlichungen finde ich meistens besser als sie im team, wo ich immer denke, dass sie etwas unter ihren möglichkeiten bleiben – gerade wenn mensch den grad an diversität sieht, dem sie mit ilian tape eine plattform bieten.
jedoch: sie bleiben bei ihren leisten und müssen nicht auf gedeih und verderb versuchen, etch, andrea, stenny oder skee mask nachzueifern. für mich ist es super, dass sie diese bandbreite auf dem label ermöglichen. das ist nicht immer mein fall, aber objektiv immer wenigstens gut.
von ihrem live-set war ich positiv überrascht. das gestalteten sie zwar so, wie mensch sie von ihren veröffentlichungen her kennt und war definitiv keine neuerfindung des rades, sehr toolig sogar. aber: das im besten sinne, mit den gewohnten dub-sprenkseln und auch die 4/4-kick durchbrechend, was das ganze schön dynamisch gehalten hat.
womit ich bei skee mask wäre. wenn ich in letzter zeit kritisiert habe, dass er den mut zum risiko etwas hat vermissen lassen, freut’s mich richtig, dass das zurück ist. das blieb zwar in einem technokompatiblen tempokorridor. aber wie er techno, electro und grime innerhalb von 20 minuten miteinander verheiraten kann, ohne dabei den flow zu verlieren, war wieder einmal beispielhaft für die fraktion, die sich an vier stunden tribal-techno (oder anderen stilistisch gleichförmigen sets) ergötzt. ergo: schön überzeugend, in meinem foto-finish gleichauf mit stenny.

randnotiz, die weder mit dem rso, noch mit musik irgendwas zu tun hat, sondern sich eher an miles und andere carsharing-anbieter richtet (von denen bestimmt jemensch hier mitliest): ich hatte in besagter nacht von freitag auf samstag keine lust, auf die bahn zu warten und im friedrichshainer südkiez einen wagen genommen. hier muss mensch sich um die verfügbarkeit keine sorgen machen – es ist immer was innerhalb von fünf minuten fußweg verfügbar.
ich habe jedoch die parkplatzsituation in oberschöneweide massiv unterschätzt. normalerweise war in der rudolfstraße immer etwas frei, aber dies war fehlanzeige. schlussendlich habe ich nochmal die gleiche fahrzeit aufgewendet, um in der südostallee fündig zu werden. die zeitersparnis war aufgrund des weiteren fußwegs zum rso dahin, insofern spricht auch etwas der frust aus mir.
schon klar, dass das eine frage der wirtschaftlichkeit ist. aber wäre es möglich, die schnellerstraße zwischen oberschöneweide und adlershof als korridor zu deklarieren? parkplätze gibt es zwar auch auf der schnellerstraße nicht, wohl aber in deren angrenzenden straßen (ganz egoistisch für stets nüchterne besucher*innen des rso: die obrikatstraße bis zur spree) oder (zwar richtig ideal, logistisch oder finanziell jedoch schwer realisierbar) auf dem parkplatz vor mömax / decathlon / edeka. der müsste nicht komplett verfügbar sein, aber wenn ein bestimmter bereich bzw. eine reihe dort für carsharing-anbieter freigehalten werden könnte (10-15 plätze), würde das bereits einen unterschied machen. wobei auch die ortsansässigen läden veto einlegen könnten, da dies potentiellen kund*innen die parkplätze wegnimmt. andererseits wiederum größere einkäufe erleichtert, indem kund*innen nicht extra zur rudolfstraße laufen oder standgebühren bei einem miles-auto zahlen müssten, das sie aus dem angrenzenden geschäftsgebiet angemietet haben.

notierte tracks

stenny
mike parker – inversion 5
salo cin – free fall
wax – 90009b
fumiya tanaka – put your
jeroen liebregts – donau
mike parker – drain hum (percussion mix)
go hiyama – two conclusive opinion (radial barrel-aged remix)
renslink – pull on
beatrice m. & trois-quarts taxi system – french lessons (de la… je l’espère)

skee mask
altinbas – hunt
cari lekebusch – steka å hala
dj misjah & dj groovehead – trippin‘ out
cybotron – clear
sticky – golly gosh (direkt danach)
ignacio – humana-ised
regis / female – guiltless
regis – gymnastics 69 (substance remix)
cyberpsychose – cyberpsychose 1
drexciya – black sea
the martian – cosmic movement
skream – ain’t it cold
regina leather – comunicazione uno
dj puff & deeon – work this mf
fix – flash
dj godfather – pump (direkt danach)
dj deeon – extac (909 rzi session) (direkt danach)
blokovski – zima, sneg do kolena
na – definite sentence (und ein bootleg von „rock with you“ von michael jackson danach. wer es kennt, schreibt’s in die kommentare.)