[berlin / 17.12.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 primal state
04h00 beste hira
08h00 nene h
12h00 akua
16h00 mareena
20h00 orlando voorn
00h00 pete

panorama bar
00h00 dasco
04h00 bryan kessler
08h00 dinky
12h00 nat wendell
16h00 gonno
20h00 seth troxler
00h00 binh

nachbetrachtung

fazit vorneweg: für mich war’s ein aus auch offensichtlichen gründen überdurchschnittlich guter sonntag / montag.

meine hoffnung auf eine entspanntere gesamtsituation hat sich zum größten teil erfüllt. jedenfalls war’s sonntagnachmittag ungefähr so wie anno 2010 am sonntagmorgen: zur tür kommen, fünf minuten warten, reingehen. wie schon bei meinem letzten mal im november gab es die nennenswerte menge an leuten erst sonntagabend vor der tür – dieses mal ca. hälfte des weges. ich nehme an, das hatte mit seth zu tun.
wirklich unangenehme fülle gab es für mich nicht. während seth troxler hatte ich bei dem pulk an leuten vor den toiletten in der panorama bar kurz die sorge, dass das ins stressige kippen könnte. aber plätze ließen sich am rande der tanzfläche sowie auf den sitzen unter den kunstwerken neben der bar stets finden. nach mitternacht hatte sich das alles auch wieder gelegt.

klar vorne für mich dieses mal das berghain. wenn es nach der abstimmung mit den füßen geht, wohl auch für den rest der besucher*innen. wobei das wohl mehr mit dem aktuellen trend richtung techno als mit der musikalischen qualität zu tun hat. da gab’s für mich sowieso auf beiden floors mit einer ausnahme nichts zu meckern.

mein genereller eindruck zu den einzelnen (mit ein wenig dj-nerd-talk).

akua:
da hat die promotext-abteilung (siehe link oben) nicht übertrieben. leider nur eine halbe stunde mitbekommen, aber das war in der tat sehr 1990er-lastig und mit kombinationen, die auf dem papier erstmal keinen sinn ergeben hätten, vor ort jedoch sehr. war nach september ihr zweites mal und ich hoffe mal darauf, dass dieser turnus im großen und ganzen beibehalten wird. würde ich bei nächster gelegenheit gerne komplett hören.

gonno:
wilderte stellenweise überraschend in techno-gefilden, ohne melodischen house zu vernachlässigen. war nur kurz da, fand die mischung jedoch schlüssig.

mareena:
wahnsinnig gut. da hoffe ich analog zu akua auf einen ähnlichen modus, in dem mensch nach monaten rechnet und nicht wieder sieben jahre warten muss. klasse dynamik, die viele mitgenommen haben dürfte, die ende der 1990er / anfang der 2000er mit ben sims / primate und dem, was seinerzeit aus schweden kam (thomas chrome, cari lekebusch etc.) eine menge anfangen konnten. das gespickt durch dubbige tracks und atempausen im set, die nur so lange ausfielen wie nötig = eine menge spaß für publikum und dj gleichermaßen.

orlando voorn:
am montag danach wäre ich weniger diplomatisch gewesen, mit einmal drüber schlafen kommt immer noch ein „ging an meinen erwartungen an wenigstens passable dj-sets vorbei“ heraus. ich will nichts gesagt haben, wenn er oder die technik einen schlechten tag erwischt hat. jedoch hätte letzeres auch diejenigen vor und nach ihm betroffen. er hat durch viel cutting und backspins kaschiert, dass tracks im mix doch gerne mal auseinanderliefen. dazu kommen noch ziemliche lautstärkeschwankungen zwischen manchen tracks, wenn der gain zu weit offen war. nun ja, wie bei k. alexi im september: gehört, produktionen im hinterkopf behalten, nicht als dj.

seth troxler:
gut und gerne hittig (u.a. ein garage-edit von dominicas „gotta let you go“, bei dem ich ganz gerne wüsste, von wem der ist), was aber erstens für die uhrzeit klar geht, zweitens nicht überhand nahm und drittens für mich die beste gelegenheit war, um den beinen vor dem finale eine pause zu gönnen. im nachhinein auch richtig so wegen…

pete:
brauchte 20-30 minuten, um reinzukommen. bis dahin dominierten loops aus zwei tracks als hauptmotiv, um im hintergrund am perkussiven unterbau zu werkeln. dadurch wirkte der anfang etwas statisch. aber danach (und mensch sehe mir bitte nach, dass die mischung aus fanboy-dasein und freude über den slot nach so langer zeit keine objektivität zulässt) einfach nur irre. es ist jedenfalls ziemlich lange her, dass ich das überanalytische bewusstsein einfach mal in sendepause schicken konnte und „du gehst jetzt einfach bitte mal ab“ übernommen hat. kann jedoch im vergleich zu anderen den finger darauf legen und es schält sich argumentativ auch ein hauptmerkmal für sets heraus, während denen es bei mir k(l)ickt: dynamik. das a und o.
vergleich numero eins, zugegeben etwas polemisch: der hauptvorwurf, den ich an die aktuelle härte-durch-viel-tempo-fraktion schicke. das hilft für mich alles nichts, wenn eine gefühlte wall of sound auf mich einprasselt, bei der ich gefühlt stundenlang die gleiche kickdrum mit alibi-breaks dazwischen in einer tour hören muss.
vergleich numero zwei: rolando. ein musterbeispiel dafür, wie djs das publikum mit eqs und lautstärke ködern können. da kann ein track gerade noch laufen und der nächste sogar schon im mix sein, und er setzt mit dem tiefen-eq noch einen drauf.
und genau letzteres hat pete gemacht. stellenweise auch umgekehrt: einem eh schon rollenden, grummelnden bass (macht ihm so schnell keine*r nach, und was habe ich das vermisst!) hier noch hihats und da noch eine snaredrum hinzufügen und die intensität damit noch steigern – aber auch zu wissen, wann das genug ist. da zahlt es sich aus, als resident (der er doch hoffentlich noch ist) die qualitäten der anlage zu kennen und auszuspielen.
ab 5 uhr kehrte sich es dann um und es dominierten die filigraneren tracks mit einzeln eingestreuten höhepunkten. dazu noch den einen oder anderen dubstep-track unter einen techno-loop legen und schon war auch die stilvielfalt gegeben. mit anderen worten: das set war das beste argument, ihn wieder regelmäßig auf dem line-up der klubnächte zu haben. für mich jedenfalls das techno-set des jahres.

binh:
da war ich leider nur sporadisch oben. was ich dort hörte, gefiel mir zwar (um kurz die schublade zu öffnen: melodischer house der rauheren sorte, er spielte strikt mit vinyl), aber pete war für mich einfach zu gut, so dass ich nach zwei, drei minuten wieder nach unten bin. auch wenn ich die aktuellen gegebenheiten nicht so kenne (mein letztes closing habe ich zu pfingstmontag 2018 mitgenommen, wo das berghain noch vor der panorama bar schloss): kurz vor 7:30 uhr fand ich schon sehr sportlich, zumal es auch nicht leer wirkte, als ich kurz vor 7 mal schaute. generell finde ich den aus der not heraus geborenen entschluss (personalmangel, wodurch sich keine leute finden, die montagfrüh/-mittag noch die bars oder garderobe am laufen halten), klubnächte pünktlich um 8 uhr früh am montag enden zu lassen, gar nicht mal schlecht. auch wenn das für einige einen rückschritt zur verschiebung der grenzen nach hinten bedeutet, wie es vor der pandemie noch die regel war, ist das ein deutliches signal, dass so ein wachstum auch endlich ist. versetzt einen auch in die lage, besondere anlässe wie den geburtstag oder neujahr auch wieder mehr schätzen zu können bzw. klubnächte nicht auf biegen und brechen bis dienstagabend verlängern zu müssen.

trackauswahl (*: shazam)

akua:
jb³ – forklift (luke slater’s filtered mix)
maurizio – m4 (b) (direkt danach)
robert armani – road tour (dave clarke remix)

mareena:
endlec – to maintain the flow*
juri heidemann – harsel*
head high – rave (dirt mix)
dj misjah – mindrecorder*
platform – rowcast*
bw – 2002 (palma (pt) remix)*

gonno:
killa bite 1 – a1

orlando voorn:
fix – flash (set-einstieg)
bobby konders – let there be house
underground resistance – timeline
cajmere – percolator

seth troxler:
jungle brothers – i’ll house you

pete (hier wird’s schwierig. da meistens ein oder mehrere loops mit einem track darüber liefen, stieß shazam an seine grenzen. musste mich also auf das langzeitgedächtnis verlassen, das sich mit den inhalten meiner sammlung abglich.):
viel surgeon: atol, patience pt. 2, earth-sinking-into-water, bad hands break
basic channel – phylyps trak (in der ersten set-hälfte), octagon (in der zweiten)
twr72 – x1*
joey beltram – tenfour
endlec – linear authority (x501 vs lfj remix)*
tronikhouse – the savage and beyond (savage reese mix)
charlton – sinister*
scuba – twitch
burial – spaceape
o/v/r – post traumatic son
sleeparchive – the maid in the kitchen
robert hood – range*
jokasti & nek – bumrush*
strathy – cllgdrpt
sigha – rawww
apparat – king of clubs* (schlusstrack)

[berlin / 10.12.2022] about blank: staub

und dann ist da noch der monatspflichttermin in der autonomendiskothek.

ablauf

lobby
10h00 marc van der hocht
13h00 irakli
16h00 ruede hagelstein
19h30 henrikke havas
21h30 erik jäähalli live

mdf
13h00 eskerd
16h00 dr. gomez
19h00 samo rane

zelt
14h00 caro
16h00 amer
19h00 ahu

nachbetrachtung (mit kommentar zum stand der szenedinge)

zur essenz zuerst: die beste staub seit der letzten, bis leipzig!

wie so häufig in letzter zeit: ich wünschte, ich wäre etwas früher aus dem knick gekommen, so dass ich noch was von caro und mehr als iraklis vorletzten track gehört hätte. aber das mit dem wechsel von klubnächten (in dem fall das erste mal tresor seit drei jahren) zu stammterminen tagsüber sowie hausarbeit dazwischen lässt den zeitpunkt zum losgehen immer weiter nach hinten rücken.

analog zur xl letztes mal: die lobby hat mich am ehesten gepackt. ruede hat sich nach dem set auf großer bühne im garten bei der „hack to life“ mühelos in den rahmen eingefügt. richtig gute vermittlungsarbeit zwischen tracks mit tiefgang, hits und rauheren tönen.
henrikke dann eher introspektiv mit dem, was auf northern electronics oder hypnus records passiert. ist allerdings auch nur label-namedropping, könnte nämlich echt nicht sagen, ob sie was von den beiden gespielt hat – shazam hat mich dieses wochenende ziemlich häufig im stich gelassen. floss wie bei caleb esc (ich finde beide stilistisch ähnlich) sehr gut ineinander.
erik jäähalli nimmt sich beim aufbau seiner tracks zeit, die auch tanzende mitbringen sollten. aus clubgänger-sicht finde ich’s interessant, live-acts an den schluss zu setzen, weil dann viel besser mit dem unerwarteten gespielt werden kann als in dj-sets, bei denen die verlockung schon größer ist, das ende mit hits möglichst denkwürdig, wenn nicht gar episch zu gestalten.

mdf sowie zelt habe ich nur sporadisch besucht. in letzterem fand ich den house mit schräglage von amer ganz schön gut, aber nur im t-shirt war es mir als frostbeule dort einfach zu frisch.
dr. gonzo hatte drinnen auf dem mdf einiges aus den 1990ern im gepäck, womit mensch bei mir bekanntermaßen offene türen einrennt. bei samo gab es mehr tempo, wobei mir die weniger ravigen, eher von trockener perkussion geprägten passagen am besten gefielen.

damit könnte ich mich fast kurzgefasst haben, aber basierend auf der diskussion mit einem gast noch ein bis zwei gedanken zum füllgrad bzw. zum aktuellen szenegeschehen:
nach all meinem geraune in berghain-beiträgen über zu volle tanzflächen sowie ab- und zuwege könnte es fast so wirken, als ob durch die letzten staub-ausgaben mein dahinterliegender wunsch nach etwas weniger hektischer betriebsamkeit bzw. mehr übersicht in erfüllung geht. auf der anderen seite steht da aber auch eine gewisse sorge um das, was ich als verhinderter idealist am liebsten komplett ausklammern möchte, aber andererseits führt kein weg daran vorbei: wirtschaftliche zwänge, denen sich gerade jetzt jeder club gegenübersieht, was wiederum den druck auf partyreihen erhöht.
das fehlen von line-ups hat bei der staub einen guten teil dieses drucks seit jeher rausgenommen, dann zu guter mund-zu-mund-propaganda und schließlich zum hype geführt. ich habe den eindruck, dass dieser sich evtl. wegen pandemiebedingter pause oder auch allgemein drastisch verkürzter aufmerksamkeitsspanne noch mehr in richtung visuell betonte social-media-kanäle (vulgo „instagram“) verlagert hat. demnach können acts/djs/partys mit tausenden followern und stetigen stories von festivals oder clubs auch den leuten daheim präsentieren, was sie verpasst haben bzw. was sie erwartet, wenn diese acts auch demnächst in deiner stadt zu erleben sind.

es scheint echt so, dass diese hype-maschinerie stetig gefüttert werden muss, damit acts/djs/partyreihen überhaupt in erinnerung bleiben. dieses hintergrundrauschen war schon vor acht jahren ziemlich laut und nimmt gefühlt noch mehr zu. was mich angeht, führt das zu einer aus überforderung durch überangebot geborenen trotzhaltung: ich halte mich lieber an altbekanntes, und selbst das ist nicht immer garant für gutes (als beispiel: aktuelle produktionen von robert hood, bei denen die rezeptur klarmacht, in welchem rahmen welche tracks laufen sollen – für mich alles viel zu sehr reißbrett).
auch wenn die staub dieses spiel zu einem gewissen grad mitspielt, wird klar: die leute folgen dem nicht mehr blind. und nach all den jahren des wachstums, in denen auch ich mich gefreut habe, dass ein konzept auf resonanz stößt, welches sich am rennen um die besten plätze im line-up-wettstreit einfach mal nicht beteiligt, muss ich jetzt wohl anerkennen: es konsolidiert sich.
ehe ich noch weiter abschweife und als möchtegern-volkswirt noch die kapitalismuskritik in den topf werfe (für mich ist der schuh nicht nur eine nummer zu groß): ich finde es ungewohnt, mal mitzuerleben, wie etwas auch mal in seiner gesamtheit schrumpfen kann. ist auch begleitet von unwohlsein, womit ich wieder bei den wirtschaftlichen zwängen von oben und der frage bin, was denn passiert, wenn clubs, djs, personal und am ende womöglich mensch selbst auf der strecke bleibt.

all diesen sorgen zum trotz bleibt für mich vielmehr das folgende auf der haben-seite übrig: ich fand’s bei dieser ausgabe klasse, dass jede*r jederzeit auf jeder tanzfläche genügend platz finden konnte und sich trotzdem nicht alleine fühlen sowie vor allem keine sorgen machen musste, stetig ellenbogen oder andere gliedmaßen abzubekommen. dieses mehr an übersicht führt im zusammenhang mit loyalem stammpublikum auch zu einer wesentlich lockereren stimmung, anstatt sich bei übervoller hektik sorgen darum machen zu müssen, ob das ins anstrengende oder gar aggressive kippt. da hat der abflauende hype seine qualitäten und ich wünschte, das würde schule machen – wäre da nicht die sorge, ob sich das auf dauer rechnet und kompromisse zu ungunsten der familiären stimmung gemacht werden müssen.

zu guter letzt noch die notierten tracks (*: shazam):

ruede hagelstein:
prince of denmark – pulsierendes leben
gesloten cirkel – charming*
truncate – basic*
vitalic – la rock 01 (direkt danach)
moodymann – dem young sconies
anthony rother – back home* (schlusstrack)

dr. gonzo:
jeff mills – growth
voodoo child – desperate

[berlin / 09.12.2022] tresor: 15 years ilian tape / l.i.e.s.

der globus wurde renoviert und es wird zeit, dass ich mir das anschaue. das programm verspricht auf beiden etagen einiges.

tresor
23h55 december
03h30 fret live
04h30 ron morelli
07h00 nastia reigel

globus
23h55 dario zenker
03h00 skee mask
05h30 re:ni
07h30 stenny

eintritt
20 euro

nachbetrachtung
fazit vorab: der tresor hat sich einmal mehr als alternative entpuppt, bei der djs aus dem techno/house-korsett ausbrechen können, ohne dabei publikumsflucht befürchten zu müssen. darüber hinaus freut mich am meisten, dass der umbau des globus richtig gut gelungen ist und der raum dank lambda labs auch einen grund dafür liefert, wegen des sounds hinzugehen. war beim tresor ja nicht immer selbstverständlich.

erstaunliche schlange gegen 2 uhr, die bis hinter das tor reichte. auch drinnen war’s zu der zeit schon gut gefüllt, wobei sich verständlicherweise erstmal vieles an der garderobe konzentrierte. im globus war’s anteilig voller, aber grundsätzlich hat sich alles so gut verteilt, dass es gut auszuhalten war.

erstmal zum umbau des globus: ist bislang die für mich beste version mit nur einem kleinen mangel.
mit der aktuellen position des dj-pults (an die wand vom treppenhaus zur garderobe grenzend) haben sie alle himmelsrichtungen durch, die der raum so hergibt: nach der kraftwerk-seite zum anfang, der rückseite zur bar danach, gefolgt von der seite, die zur +4 bar geht, war das die seite, die noch nicht ausprobiert worden ist.
dafür wurde die wand eingerissen, die den gang zur +4 bar (oder nach unten) eh zu einem ziemlichen schlauch hat werden lassen und damit verschenkter raum war. den platz nimmt jetzt das dj-pult ein (das vorherige ist immer noch bühne für live-acts) und es ist an den seiten sowie dahinter stets genug platz, um durchgehen zu können. an den wänden kein nackter beton mehr, sondern dunkle gitter, was zu einer im positiven sinne eigenwilligen ästhetik führt.
die bar sowie die sich anschließenden sitzgelegenheiten zeigen, dass das benachbarte ohm mit den kacheln als inspiration gedient hat. auch im globus ist diese jetzt mitten im raum (und der gang zwischen bar und tanzfläche auf der kraftwerkseite ein kleines nadelöhr), allerdings wird die vorherige klare trennung zwischen bar an der seite und ein darauf folgender block mit sitzgelegenheiten hinter der wand zur tanzfläche glücklicherweise durchbrochen. die kommt mir jetzt tatsächlich etwas kleiner vor, was jedoch ein pluspunkt ist.
das gesamtbild wirkt jetzt offener: die sitzgelegenheiten sind so weit von der anlage entfernt, dass mensch dort getrost plaudern kann, ohne die stimmbänder zu sehr strapazieren zu müssen und dabei trotzdem die tanzfläche im blick haben zu können. dennoch tritt hier der für mich einzige mangel auf: verschenkter platz am ende des raumes, wo zuvor die treppe richtung garderobe hinführte. leute, die dort sitzen, schauen auf eine leere fläche, auf die durchaus noch eine sitzgruppe gepasst hätte. positiv gesehen: im notfall kommt es bei der evakuierung dort nicht zu engpässen und die rangierfläche für runner*innen zur befüllung der bar ist stets gegeben. ich fände es trotzdem ganz schön, wenn da nochmal nachgebessert werden könnte.
richtig dicker pluspunkt: die anlage. void war vorher schon ein schritt in die richtige richtung, jetzt ist auch dort die zeit für lambda labs, nachdem sie schon im kraftwerk sowie in der +4-bar ihr können unter beweis stellen konnten. zweipunktbeschallung, von jeweils einem qx-3-array auf beiden seiten des dj-pults ausgehend. dort wiederum lassen sich die monitorboxen je nach individuellen bedürfnissen verschieben. da sie es beim holzboden belassen haben, hat der bass eine schön warme resonanz im raum. im großen und ganzen bestätigt sich mein eindruck, den ich von der lärzer turmbühne mitgenommen habe: im vergleich zu funktion one klingt das wärmer, runder und dabei nicht weniger transparent. das ist glücklicherweise jammern auf hohem niveau und mich freut es irgendwie, dass mensch den globus jetzt nicht nur wegen der räumlichkeiten, sondern auch des klanges wegen empfehlen kann.
das licht besteht jetzt eher aus led-ketten, bei denen zumindest an dem abend etwas mehr akzente hätten gesetzt werden können. ist für meine begriffe jedoch nebensächlich.

im tresor selbst hat sich auf den ersten blick nichts verändert. die anlage strahlt jetzt nur nach hinten ab. wo vier tops zuvor die tanzfläche eingerahmt haben, sind jetzt zwei paare nach hinten ausgerichtet. immer noch void und im vergleich zum status 15 jahre zuvor (mir wird beim schreiben gerade mal klar, dass es den tresor 2.0 damit länger gibt als den in der leipziger straße) immer noch besser. hätte jedoch nichts dagegen, wenn auch dort mal mit lambda labs experimentiert oder der vorherige zustand mit auf die tanzfläche ausgerichteten boxen wiederhergestellt wird.

damit genug zu den räumlichkeiten und der fülle: musik gab’s auch noch. dabei kein ausreißer nach unten, eher mindestens gut, meistens sogar sehr gut.
erhofft gut: fret. ist mit legenden ja immer so eine sache, ob deren produktionen nicht zuviel vorfreude verheißen, die mit wenig gespür für einen guten setaufbau verpufft. trat absolut nicht ein, obwohl er seine vor jahrzehnten mit scorn etablierte formel im wesentlichen nicht verändert. die perkussion bzw. beats sind bei fret halt dichter bzw. im vergleich zu scorn eben kein dubstep, sondern offensichtlich techno-kompatibel. da bleibt zwar weniger raum für die drückenden basslines, aber im hintergrund grummelt es dennoch stetig. mein favorit des abends, passte perfekt zum raum.
skee mask wie bei der reef bereits sehr techno-lastig, aber auch mit um die 140 bpm in der letzten stunde ziemlich zügig unterwegs. hat re:ni mit jungle im anschluss sogar noch auf die spitze getrieben, wobei ich wegen der staub im hinterkopf relativ zeitig kurz vor 6 uhr los bin. fand aber die bandbreite im globus innerhalb der fast vier stunden (von house bei dario zenker über techno/grime/artverwandtes bei skee mask hin zu jungle/footwork bei re:ni) bemerkenswert und vor allem, dass das publikum auf alles einstieg.
bei ron morelli sind mir zwei tracks von jeff mills in erinnerung (medusa, if (we)), was bei der tradition des clubs aber eh offene türen sind, die mensch einrennen kann.

wie zuvor: das line-up behalte ich im auge. für freitagnacht gibt’s eigentlich fast keine bessere möglichkeit, wenn mensch gestandenen techno erleben möchte.

[berlin / 12.11.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 vân anh
04h00 kasper marott
08h00 jakojako
12h00 answer code request
16h00 rolando
19h00 nazira
22h00 rroxymore
02h00 fiedel

panorama bar
00h00 audrey danza
04h00 barbara hofmann
08h00 eli escobar
12h00 steffi b2b nd_baumecker
20h00 dj pierre
23h00 gerd janson

säule
19h00 soft crash live

nachbetrachtung
umgekehrtes szenario zur reef neulich, wo ich mit der panorama bar nicht so viel anfangen konnte. dieses mal war ich eher weniger im berghain zu finden, dabei lag das nicht mal an der dortigen musik (bis auf nazira, trance um die 145 bpm ist nicht mein steckenpferd). wahrscheinlich vielmehr an der tatsache, dass es unten für mittlerweile herrschende sonntagsmaßstäbe zwar noch angenehm voll war, aber mit dem sorgenfreieren tanzen klappte das oben bei ebenfalls mindestens guter musik einfach besser. da waren die lücken zwischen den leuten einfach etwas größer, obwohl sich das spätestens bei herrn janson auch geändert hatte.
bemerkenswert auch, dass es den sonntag über außer am abend keine nennenswerte schlange draußen gab. drinnen war der übliche füllgrad (zumindest im berghain) spätestens ab 16 uhr erreicht, aber bei rroxymore war’s schon wieder etwas luftiger. hab in diesem jahr schon stressigere sonntagabende erlebt. nichtsdestotrotz war’s die ganze zeit über in der panorama bar für mich aufgrund der meistens luftigeren tanzfläche einfacher.

musikalisch gibt’s für meine begriffe ab sonntagmittag (ankunftszeit) nichts zu meckern. steffi und nd haben ihre durch mehr als 15 jahren residency gesammelte erfahrung in die waagschale geworfen und in den acht stunden ein stilistisch so variables set gespielt, ohne dass mensch wirklich ausmachen konnte, wer welchen track spielt. poppiger, manchmal rauher house, alte und neue breakbeats, ein bisschen acid und das alles in wellen kommend. könnten sie öfter machen. war ein gutes anschauungsbeispiel dafür, was den stil der panorama bar so ausmacht.
dj pierre zwar danach mit einem hittigen potpourri, aber das wesentlich besser gemixt und ausgewählt als von herrn shelby an gleicher stelle vor ein paar wochen. das wurde in seiner letzten stunde auch ziemlich technoid, aber es war echt schön zu hören, dass er nicht in der 1980er-trax-nostalgie festhängt, sondern auch recht aktuelle veröffentlichungen spielt.
herrn janson kann mensch mit gutem gewissen als routinier bezeichnen. in puncto melodien fast schon episch, aber das passt zum closing und zu seinem stil ja eh.

eindrücke von unten: answer code request durchaus ravig, allerdings mit den authentischen 1990er-signalen. rolando härter und anders als im august. vermag es immer noch, an stellen im set im subbass-bereich einen draufzusetzen, an denen mensch es nicht vermutet. nazira wie bereits erwähnt nicht mein fall. rroxymore dann wieder auf dem tempo wie rolando (also unter 140), mir tendenziell zu trocken. hab sie bislang nur einmal auf der letzten cocktail d’amore in der alten griessmühle gehört, was mir dort besser gefiel. nichtsdestoweniger gut von ihr, bei dem slot nicht die ganze zeit absolut vollgas gegeben zu haben, sondern dem publikum zu zeigen, dass das auch reduziert-funky gehen kann. wie auch bei regis letztens: das verschreckt die leute nicht.

ein, zwei sätze noch zu soft crash: ein für mich unbeschriebenes blatt, fand ich unerwartet gut. zwar bin ich mir unsicher, ob ich das jetzt als „italo mit ebm-einschlag“ oder „ebm mit italo-einschlag“ betiteln soll (oder ob schubladen immer und überall notwendig sein müssen), aber als anhaltspunkt reicht das vielleicht aus. nicht mein beuteschema beim musikkauf, jedoch gefiel mir diese im vergleich zu italo rauhere klangästhetik, was phase fatale mit seinen vocals noch unterstrich.

trackauswahl (*: shazam)

steffi / nd
renegade soundwave – the phantom (turntable scratch mix)
todd osborn – on the t*
fantastic man – trance sexual*
mind safari – enter sandman*
credit 00 – pink blunted (credit 00 f**k up)*
elliott thomas – sirius*
nicola cruz – surface tension*
beyoncé – break my soul (honey dijon remix)*

answer code request
tres demented – demented (or just crazy)
format – solid session

rolando
mark broom – dna*
kink – existence*

dj pierre
liaisons dangereuses – los niños del parque
ron trent – altered states (direkt danach)
gemini – klonopinless (direkt danach)
armando – morse code*
radio slave – wait a minute (mark broom’s non stop remix)*
robert hood – moveable parts 1 (untitled 1) (direkt danach)
audion – mouth to mouth
jeff mills – the bells
spokesman – acid creak (pierre’s reconstruction mix)

[berlin / 12.11.2022] about blank: staub xl

ich versuche das mal mit der rückkehr zum normalmodus. habe jetzt drei monate ausgesetzt (at.tension sowie urlaub kamen dazwischen), wird also wieder zeit. line-up gibt’s wie immer hinterher.

lobby
10h00 modschi
13h00 bertrand.
16h00 dj eternal
19h00 sabine hoffmann
22h00 svt
01h00 formella
04h00 olin
07h00 resom

mdf
14h00 caleb esc
17h00 sebastian bayne live
18h00 espen lauritzen b2b montero
21h00 strathy
00h00 harre
03h00 kimmy msto
05h00 magna pia
07h00 ed davenport

zelt
14h00 ady toledano
16h30 kuprion
19h00 tink

nachbetrachtung
fazit vorab: toll war’s! menschlich, musikalisch, familiär sowieso.

kam erst ab dem frühen abend (17 uhr) hinzu und an sich wollte ich nach svt heim. dank verquasseln und luftschlösser bauen wurde es dann doch anderthalb stunden später. also das übliche blank-phänomen.

musikalisch gab’s nichts, was mich gelangweilt hätte. im zelt bekam ich nur etwas aus der letzten halben stunde mit, aber das war gut selektierte disco-musik, die auch etwas hang zur opulenz hatte. nicht mein steckenpferd, aber für die kurze zeit hat’s mich gut unterhalten.
zu strathy auf dem mdf fand ich keinen zugang – war halt das set, das für den aktuellen tempowahn steht, wo 145 bpm zum guten ton gehören. nicht sein problem, der mdf war ja gut gefüllt. mir war zu wenig dynamik im set bzw. sabine / herr von thülen für meinen geschmack / meine stimmung klar besser.
wie das ganze auf dem mdf treibend, groovig und mit weniger tempo funktioniert, haben zuvor sebastian bayne sowie das duo espen lauritzen / montero gezeigt. bei letzteren gelernt: richtig versaute dance mania-sachen kann mensch in der autonomendisko spielen.

für mich gewinnt dieses mal die lobby – das war mindestens gutes bis ziemlich großes tennis von 17 bis 1 uhr. obwohl melodisch-harmonischer techno (vulgo: „trance“) bekanntermaßen nicht zu meinen stärksten feldern gehört: dj eternal kann das so vermitteln, dass es nicht übertrieben episch oder gar kitschig wirkt. gut und gerne auch im dubtechno verortet ist das eine mischung, mit der er mich ködern kann. passte zu ort und zeit. hoffe, seiner premiere folgen neuauflagen.
sabine hoffmann entweder mit rauhem house, auch gerne dubbig, garniert mit ein paar klassikern. hab während ihres sets dennoch ein stündchen an der mdf-bar verbracht, weil das dort im doppelten sinne sehr unterhaltsam war.

zu svt einfach nur „wow!“. auch nicht weiter verwunderlich, weil detroit und chicago jedes mal feste bestandteile seiner sets waren, wenn ich ihn hörte. und das sind eben auch die grundpfeiler, auf denen mein techno-fundament steht. er rennt also offene türen ein. und das noch ergänzt mit rave-sachen aus der naiven anfangsphase anfang der 1990er ist eine mischung, der ich nicht müde werde.

formella ließ sich danach breakig an, aber die luftschlösser wurden an anderer stelle abseits der akustischen einflugschneisen gebaut. insofern kann ich zum rest ihres sets nichts sagen.

war (wieder mal) wie nach hause kommen. bis dezember!

trackauswahl (*: shazam bzw. vom plattenlabel abgelesen. also so wie früher)

dj eternal
heiko laux – walkout*
humano – death*

sabine hoffmann
gesloten cirkel – chasing away the night*
pvnv – rollin dust*
senh – be true*
wk7 – do it yourself
laurent garnier – crispy bacon

espen lauritzen / montero
truncate – work this track* (und damit ähnliches fahrwasser wie besagte nicht jugendfreie dance mania, die da wäre…)
traxmen – f____n suckin

svt
love inc – trance atlantic xs* (erste platte im set)
robert armani – exit only, in kombination mit „up“
dj t-1000 – pump it!*
eqd – equalized 001 (b1)
e-dancer – velocity funk
subliminal cuts – le voie le soleil*
time of the mumph – blowout (george & lynn’s electric landlady)*

fornella
pseudopolis – high for life* (erster track)

[berlin / 05.11.2022] rso: xform

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

xform

robus
00h00 medea
03h00 parrish smith
04h30 clouds
07h00 the brvtalist
10h00 aida arko
14h00 yanling
18h00 marcel fengler
22h00 kr!z

summe
00h00 soela
03h00 carl finlow live
04h00 lena willikens
07h00 gabrielle kwarteng
09h00 younger than me

nachbetrachtung

der nachfolger der griessmühle (zur transparenz: ich habe die griessmühle als schlagwort durch rso ausgetauscht) hatte aufgrund der diskriminierung einer männlich gelesenen queer-person im letzten sommer seitens der tür sehr früh einen dämpfer bekommen und die neueröffnung konsequenterweise so lange auf eis gelegt, bis interne awareness-strukturen aufgebaut worden waren. nun ist der club bereits seit fast einem jahr geöffnet und es wurde langsam mal zeit.

fazit vorab, weil der text länger ist: ich war nicht zum letzten mal da, bei gutem booking gerne wieder.

die summe war zu hochzeiten vielleicht bestenfalls zur hälfte gefüllt. kam mir aber ganz entgegen. der sound im robus war eh nicht meins (ordentlich über 140 bpm mit billo-rave-signalen und ohne groove, wie es gerade mode ist – einzig the brvtalist fand ich nicht so, wie es sein name vermuten lässt) und so konnte mensch in der summe an jedem ort ungestört tanzen oder rumfläzen.

erstmal zum eindruck der örtlichkeiten: „berghain, nächster level“ war mein enthusiastischer ersteindruck, nachdem ich einmal alles gesehen hatte. beim verlassen habe ich’s etwas revidiert. hat aber schon potential, den platzhirsch am wriezener karree mal hinschauen zu lassen, wie dinge in nuancen verbessert werden könnten. zu erwähnen sind da beispielsweise die bars neben dem robus, derer es gleich zwei gibt. beide durch eine mauer getrennt, so dass mensch sich nicht wegen der musik ins ohr schreien muss, aber doch recht schnell wieder auf der tanzfläche ist.
apropos tanzfläche: die wird durch die treppen in die katakomben unter dem robus (durch die auch klar wird, weshalb sex-positive partyreihen wie die gegen mittlerweile regelmäßig dort stattfinden – von den örtlichkeiten könnte sich bspw. die säule im normalbetrieb am sonntag inspirieren lassen) etwas an ihrem rechten rand unterbrochen, bzw. die tänzer*innen am rande der treppe. stört weniger, wenn es halbvoll ist, aber vor 7 uhr musste mensch sich da schon gut durchschlängeln.
noch ein paar dinge, die im robus imho besser laufen könnten (nein, der sound gehört nicht dazu):
– die nach hinten offenen käfige am rande des pults bzw. der bühne laden besucher*innen zur selbstdarstellung ein, so dass es aussieht, als ob sie zur animation des publikums engagiert worden wären. man versicherte mir: war so nicht gedacht, dazu müssen besucher*innen auch klar durch die absperrung an den seiten der bühne. insofern muss da immer interveniert werden. wenn dort entweder größere skulpturen hineingestellt oder gitter angeschweißt werden könnten, wäre das vielleicht eine hilfe.
– bühne zum zweiten: das licht war in den kurzen momenten, in denen ich mir das angeschaut habe, viel zu sehr darauf ausgerichtet, anstelle die tanzfläche zu akzentuieren. lief in der summe wesentlich besser.

toilettensituation im vergleich zur griessmühle deutlich verbessert (was auch nicht wirklich eine kunst war). die wege dorthin sind vom robus aus etwas weiter und durchaus verwinkelt. von der summe aus ist das leichter.
generell ist das rso schon eine herausforderung für den orientierungssinn und für erkältungsanfällige in den wintermonaten höchstwahrscheinlich auch. die wege zwischen den floors und toiletten verlaufen durch schiffscontainer, weil beide in verschiedenen gebäuden liegen. noch dazu gibt es hier und da türen richtung garten, den mensch gerne zum abkürzen verwenden kann. es kann also hier und da etwas ziehen.
in der summe war es (auch wegen bestenfalls halbfülle) ebenfalls recht frisch, so dass ich doch froh war, meine jacke nicht abgegeben zu haben. da werden die nächsten acht bis 12 wochen zeigen, ob es für besucher*innen noch angenehm ist. da das rso als recht neuer club wirtschaftlich sehen muss, wo er bleibt, und es aufgrund der verwinkelten gänge und großen räume quasi unmöglich ist, den club konstant warm zu halten, kann ich es vor dem hintergrund der gesamtsituation zwar nachvollziehen, die heizkosten nicht unnötig hoch halten zu wollen. aber wenn die temperaturen in der summe ein paar leute davon abgehalten haben, dort zu bleiben, ist das auch schade.
nichtsdestotrotz hat die summe als floor bei mir einen sympathischeren eindruck hinterlassen. klar war das ambiente im silo der griessmühle schön rauh und kompakt. das ist jetzt schon einige nummern größer, aber auch weniger nervig, wenn ich an die eiserne treppe als nadelöhr zur silo-tanzfläche denke. pult / bühne schön diskret, nicht zu hoch, nur mit so viel licht wie nötig. stattdessen fokussieren sich die lichteffekte eher auf die tanzfläche. noch dazu genügend sitzgelegenheiten am rand und in richtung bar – passt.

womit ich endlich mal bei der musik wäre, die sich aber auf das geschehen in der summe konzentriert:
housiges warm-up von soela, ca. drittelvolle tanzfläche zur übergabe an carl finlow, der sie nach fünf minuten leergespielt hatte. und das lag nicht daran, dass er sein live-set zur selbstentfaltung mit ambient oder völlig abstrakte dinge nutzte, wogegen autechre tanzbar wirken. es war einfach nur electro, der imho die gleiche aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. glücklicherweise ließ er sich davon nicht beirren und hatte zum schluss auch wieder einige leute vor sich. aber der weg dahin…
lena willikens habe ich bislang so kennengelernt, dass sie den anfang ihres sets mit einem gnadenlosen reset gestaltet und sich von 100 bpm langsam richtung techno-wohlfühltempo hocharbeitet. das fiel dieses mal aus. stattdessen uk-breakbeats, post-dubstep um die 130 (geschätzt, nicht getappt), in der letzten stunde techno-abfahrt mit ordentlich acid-einschlag und hier und da tracks mit synkopiertem rhythmus, so dass es auch beim mixen nicht langweilig wird. nach wie vor: absolute qualitätsgarantin.
gabrielle kwarteng nahm danach etwas an tempo und abstraktion heraus, da schien chicago durch.

revidiertes fazit nach meiner anfänglichen euphorie: im vergleich zur griessmühle wurden ein paar level übersprungen, nichtsdestotrotz wird sich das berghain auf lange sicht warm anziehen müssen, wenn manche keine lust haben, sich für mehr als vier stunden in die schlange zu stellen (aber dafür halt raus nach schöneweide zu fahren).
klangtechnisch habe ich bei beiden floors nichts zu meckern. durch den trend mit flachem brettertechno müssen wir halt mal durch – ist ja nicht das erste mal. und ich bin mir schon fast sicher, dass das ab marcel fengler besser wurde.

ich werde in den wintermonaten also definitiv nach deren line-ups schauen, alternativen schaden ja nie. und vielleicht ergibt es sich dadurch auch mal, den laden sonntag tagsüber zu erleben.

kurz zur awareness: es gibt aushänge, die dem wortlaut auf der website entsprechen und die tür macht gänge durch den laden. an der tür steht wiederum durchaus junges personal, was auch auf den rest des clubs zutrifft. hab keine stresssituation miterlebt, kann also nichts dazu sagen, ob brenzlige situationen mit der nötigen ruhe gehandhabt werden können. allerdings fand ich den türsteher schon sehr geduldig, der einem vordrängler die gründe darlegte, warum es nicht ok ist, einfach an der normalen schlange mit den ticketinhaber*innen vorbeizugehen.

trackauswahl (*: shazam)

lena willikens
x-men – psykedelik*
hodge – sub 100*
dj plead – rb c*
public energy – three o‘ three
rhyw – honey badger* (um mal eine ordentlich subjektive wertung mit hineinzunehmen: sticht als einer der techno-tracks für mich in diesem jahr hervor, der durchkonjugierte formeln mit relativ simplen mitteln bricht. auch seine sachen auf fever am sind durchaus empfehlenswert.)
air max ’97 – eat the rich*

gabrielle kwarteng
argy – the rhythm*

[berlin / 04.11.2022] berghain: reef

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

reef

berghain
00h00 esposito
03h00 sicaria sound
04h30 shackleton live
05h30 darwin

panorama bar
22h00 ghost phone
02h00 manuka honey
04h00 simo cell
07h00 ccl

nachbetrachtung
war wie im august bereits eine inspirierende und gleichzeitig entspannte angelegenheit. dieses mal ohne nennenswerte schlange vor der tür, wobei dennoch ein paar abgewiesen worden sind. drinnen ca. dreiviertelvoll, jedenfalls im berghain.

die panorama bar hat mich bis einschließlich simo cell nicht so wirklich abgeholt. ghost phone mit dancehall-tempo, manuka honey stellenweise ähnlich und mit einem „better off alone“-verschnitt (synthline aus dem alice deejay-clubhit mit distortion-kicks darunter) zum finale. ccl dafür ziemlich gut – jedenfalls von 8-9, dann bin ich gegangen. legte eine temposteigerung von ca. 130 bis 160 hin, keine einzige gerade kickdrum dabei.

das mit der panorama bar ist halb so wild, für mich war’s unten durchgängig super. esposito in seinen ersten zwei stunden mit dubstep der sorte, wie ich sie am liebsten mag (reduziert), in der dritten drum&bass. schön auch, dass er bereits um 0:30 uhr eine gut gefüllte tanzfläche hatte, was ein bisschen auf kosten der panorama bar ging.
sicaria sound konsequent wieder mit dubstep, stellenweise wobbly, aber auch das von der angenehmen sorte. shackleton bleibt in seiner „süßer die glocken nie klingen“-phase, was im vergleich zu seinen mystischeren skull-disco-sachen manchmal etwas überladen oder verspielt wirken könnte. nach 20 minuten hypnose kam jedoch das tanzflächenkompatible durch und das publikum folgte ihm willig. er hat jedenfalls nichts verlernt, was gute dramaturgie in einem live-set angeht.
darwin mit im vergleich zu ccl umgekehrter tempoentwicklung, fing mit drum&bass an, landete zwischendrin bei ghettotech und ließ alle sanft bei sphärischen (geschätzten) 135 bpm landen.

wie auch die bisherigen ausgaben, die ich so mitbekam: eine sehr runde sache, sieht wohl nach dauerkartenabo meinerseits aus. bis zum nächsten mal im april.

tracks (*: shazam)

esposito
11th hour – orbital*
substrada – shade’s form*
yoofee – medusa
compa – mind control (shazamed, obwohl ich die habe. beginnende altersdemenz.)
j:kenzo – cross polarity*
breakage – elmhurst dub*
dunk & teej – body boogie*

sicaria sound
head space – f_ck the beat up*
nicki nair & dj adhd – whaa (feat. logan)*

darwin
skeptical – charge*
dj godfather – get down*
pessimist – danger (siehe compa weiter oben.)

ccl
mala x commodo x tlc – silly (dis fig bootie)
dj technics – party people

[berlin / 22.10.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 shcuro
04h00 steffi live
05h00 ben sims
09h00 blasha & allatt
13h00 vil
17h00 tasha
21h00 regis
01h00 don williams b2b xdb

panorama bar
00h00 mala ika
04h00 init live
05h00 peach
09h00 curses
13h00 fort romeau
17h00 vale budino
21h00 massimiliano pagliara
01h00 benjamin fröhlich b2b coloray

nachbetrachtung

das fazit vorweg: hat mich in mehrerlei hinsicht besser abgeholt als die klubnacht vor vier wochen.

ben sims habe ich leider völlig verpasst, da ich erst mittags am start war.

blasha & allatt ließen sich unten im positiven sinne ravig an, war aber zu kurz dort, als dass ich mir ein wirkliches urteil anmaßen könnte. curses hat mich oben erstaunt. hatte 80s-pop-anleihen (u.a. mit einem edit von „send me an angel“, also dem von real life, nicht den scorpions, die streng genommen damit erst 1990 dran waren) und genau die richtige dosis an synth-melodien, die zu dem setting passten.

bei fort romeau vs vil läuft’s für mich auf ein unentschieden hinaus. waren beide für mich keine ausreißer nach oben, aber: genervt hat das auch nicht. solide gute unterhaltung, wobei fort romeau mal eben das tempo auf 130 anzog und damit für den rest des tages / abends in der panorama bar ein ausreißer war (wobei ich ab 17 uhr nur noch sporadisch oben war, aber dazu gleich mehr). darüber hinaus in der set-mitte ziemlich technoid und auch hittig.
vil so ungefähr um die 145, aber nicht mit den billo-rave-signalen, stattdessen perkussiv mit chords.

richtig gut (und mit einer der gründe, warum ich ab 17 uhr fast nur noch unten war): tasha. spielt wenigstens zur hälfte mit vinyl, und das technisch auf eine art, wovor ich bspw. im club zurückscheue. sie korrigiert auseinanderlaufende tracks im mix mit dem pitch anstatt am teller anzuschieben oder zu bremsen. braucht ziemlich viel feingefühl und ein gutes gehör.
ähnliches tempo wie bei vil, aber dafür mit sachen aus den späten 1990ern, die zu meiner tresor-sozialisation gehören und bei denen das tempo die tracks nicht entstellt bzw. eh näherungsweise den damals gängigen geschwindigkeiten entspricht. zumal die meisten der tracks mit einem gewissen groove im hinterkopf bzw. hintergrund gemacht worden sind.
und offensichtlich funktioniert sowas nach wie vor. vom sonntagsüblichen füllgrad war bei ihr jedenfalls viel zu merken. hat mich jedoch erstaunt, dass ab mittags eine allerhöchstens überschaubare schlange bis höchstens kurz hinter den gittern stand (meistens sogar gar keine), die aber scheinbar einen kontinuierlichen zustrom an leuten sicherte. in der mitte der tanzfläche brauchte ich’s jedoch zu dem zeitpunkt nicht mehr zu probieren, war mir auf dauer zu stressig.

tatsächlich überraschend gut: regis. fing passenderweise mit „falling the same way“ (in keiner ahnung was für einem der kursierenden sandwell-edits) als erstem track an und blieb tatsächlich ziemlich konsequent so um die 137/138. und damit bin ich bei dem hauptaspekt, warum ich mit einem besseren eindruck als im september heimwärts bin: das set war mit der beste beweis für den irrglauben, dem djs anheim zu fallen scheinen und somit zur vermeintlichen sonntagabend-peaktime (wobei… zählt im berghain nicht mittlerweile der gesamte sonntag dazu?) dem trend hinterherhecheln und sich einen tempo-wettstreit mit den vermeintlich bösesten sounds liefern müssen. ist nämlich nicht nötig. sicher, nach 2010er-standards sind selbst 137 bpm sportlich. aber das mal außen vor lassend verschreckt es das publikum (ja, auch die jüngeren) nicht, wenn ein set in wellenbewegungen kommt, auch mal ruhepausen und sogar hier und da den einen oder anderen gebrochenen beat einbaut. und selbst wenn, ist es gar nicht mal so verkehrt, den leuten zu vermitteln, dass mensch sich nicht von drop zu drop hangeln bzw. immer noch irgendwie einen draufsetzen muss. klappt auch anders, hat das set wunderbar gezeigt.

don / xdb wie zu erwarten zwischen gestandenen trockenen techno-brettern und melodischen chords, so dass ich bei convextions „miranda“ (zu dem mensch schon fast „don-williams-signature-track“ sagen könnte) gegen 2 mit dem gefühl nach hause bin, mir den richtigen oktober-termin herausgepickt zu haben. auch wenn klo- und tanzflächensituation ab sonntagnachmittag/frühabend mir auch dieses mal vermittelten, dass 100-200 leute weniger im laden eher nach meinem gusto wären, war zumindest der vibe allgemeinhin entspannt.

mensch sieht sich denn bei der reef.

p.s.: was ich von vale budino und massimiliano pagliara mitbekam, war wieder langsamer als bei fort romeau und darüber hinaus sehr melodisch geprägt, bzw. bei massimiliano auch gerne in alter chicago-tradition mit 303 angereichert. fiel beides auf fruchtbaren boden.

trackauswahl (*: shazam)

fort romeau
spencer parker – size: yes*
rush plus – sh, boom*
emmanuel top – turkish bazar
direkt drauf: nitzer ebb – murderous (müsste der remix von phil kieran gewesen sein)
josh wink – meditation will manifest
direkt drauf: choice – acid eiffel

vil
sedvs & peel – close enough*
dj savage – long time*

tasha
the advent – sketch 3
head high – rave (dirt mix)
stef mendesidis – gendarme classe a*
direkt danach: surgeon – patience 2
stenny – consumer’s tool
dhs – the house of god (surgeon remix)

regis
sandwell district – falling the same way
aphex twin – heliosphan (allerdings nur die melodie als loop mit etwas anderem unterlegt, was nach regis selbst klang)
damon wild – avion
nitzer ebb – join in the chant (surgeon remix): könnte novamute bitte mal dran arbeiten, den zu lizenzieren? den hätte der*die ein oder andere normalsterbliche ganz gerne in der sammlung – also zumindest ich 😉
rhythim is rhythim – the beginning: hier ist’s jedem*r überlassen, sich zu derrick may zu verhalten wie mensch möchte. mir fällt’s schwer, den künstler vom werk zu trennen.
basic channel – phylyps trak, lief aber auch wie bei aphex twin neben einem loop mit.
peter van hoesen – kelly criterion*

don williams / xdb
jb3 – believer
makaton – 2 jags*
convextion – miranda

[berlin / 24.09.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 polygonia
04h00 philipp gorbachev live
06h00 fiedel
10h00 quelza
14h00 ki/ki
18h00 gaetano parisio
22h00 freddy k
02h00 adiel

panorama bar
00h00 dasco
04h00 nick höppner
08h00 oracy
12h00 partok
16h00 hiroko yamamura
20h00 k’alexi shelby
23h00 virginia

nachbetrachtung

mr shelby war als hauptgrund meines besuchs für mich (wie freddy k im übrigen auch, aber mehr dazu gleich) ziemlich ernüchternd bzw. hatte mir mehr erhofft. fing zwar mit „no way back“ von adonis ganz vielversprechend an, auch „bostich“ von yello lasse ich mir gerne gefallen. mag sein, dass das set als reminiszenz an warehouse-zeiten gedacht war – so viel an acid-house lief den rest über leider nicht mehr. vielmehr war’s vocaldisco- und auch sehr hitlastig.
also bspw.: „you don’t know me“ (armand van helden), „i feel love“ (kennt hoffentlich jede*r) und „around the world“ (nicht von east 17, vielmehr daft punk). in meinen ohren alles tolle nummern, kamen nacheinander. später noch „horny“ von mousse t. dazu noch exzessive nutzung der pioneer-djm-filter – also überzeugt hat’s mich nicht. mag aber auch mit meiner erwartung über kreuz gelegen haben, wonach ich angesichts seines hintergrunds dachte, dass er in der chicagoer mottenkiste kramt, die über trax records und dj international hinausgeht.
im direkten vergleich fand ich marshall jefferson (vor jahren im about blank) oder paul johnson an ort und stelle (r.i.p.) um einiges besser. aber so weiß ich das jetzt und kann einen haken dahinter machen. hiroko yamamura war zwar im vergleich trockener unterwegs, aber ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das als grundlage bis mitternacht weitergelaufen wäre.
sei’s wie es sei: virginia hat’s im anschluss souverän-reduziert gemeistert.

generell hat mich meine zweite schicht (also gegen 18:45 uhr bis kurz vor 1) gar nicht abgeholt. gaetano parisio toolig-perkussiv, mit mehr melodien als vor gut 20 jahren, aber das hat mich nicht zum längeren dableiben animieren können.
vor freddy k (so gegen 20:30 uhr) stellte ich noch mit einer mischung aus erleichterung und erstaunen fest, dass es draußen keine schlange mehr gab. angesichts des platzes in der panorama bar und unten an der garderobe freute es mich sogar, dass es sowas wie einlassstopp gegeben haben könnte. aber als ich dann mal im berghain vorbeischaute, wurde ich eines besseren belehrt: da waren selbst die hinteren flügel rund um das treppenhaus (wo es zur brücke geht) ordentlichst gefüllt. in die mitte der tanzfläche wollte ich’s schon nicht mehr wagen, da hat das durchschlängeln an der bar schon gereicht.

freddy k zwar immer noch mit vinyl, aber leider hat auch er dem trend nachgegeben, schnell (um die 150? geschätzt, nicht getappt.) zu spielen. das setzt zwar viel adrenalin frei, aber war mir halt auch zu überdreht bzw. steril (um nicht zu sagen: unsexy). es gab gegen 0:30 uhr eine schöne phase, in der er sowas wie ghettotech / breakbeats gespielt hat, wonach der subbass zur kick wenigstens einen takt zum nachhall hatte und auf einmal sowas wie ein groove vorhanden war.
mag sein, dass er sonst anders spielt und das set mal etwas spezielles war. der füllgrad gibt ihm (und auch ki/ki) ja recht. hatte aber auch was vom rennen an die spitze: wer kann schneller? der dj? das publikum? wer kann und will härter, nachdem ihr in den vergangenen zehn stunden schon ordentlich breitseite bekommen habt?
ehe ich als gerne mal hart spielender dj missverstanden werde: ist als phase im set toll. wenn das aber das einzige ist, worauf nicht nur ein set, sondern eine ganze reihe davon aufbaut, wird’s halt etwas statisch.
freddy k für mich also unter seinen möglichkeiten, und damit genug gemeckert.

positiv: es wurde in der panorama bar investiert. es gibt neue polster auf den sitzgelegenheiten und der gang bei den kabinen hinter der tanzfläche richtung bar ist endlich durchgängig beleuchtet.

außerdem (wichtiger): oracy und quelza. fiedel habe ich leider nur beim durchgehen nach oben gehört, nächstes mal länger.

oben lief bei ankunft jedenfalls „world of deep“ vom e-dancer, später noch „party boy“ von presence und relativ zum schluss der original def mix von „i’ll be your friend“ (von robert owens). das alles zwar vor einer vielleicht zweidrittelgefüllten panorama bar, aber das war einfach schön unaufgeregt.
gilt auch für quelza unten. also (erstmal) nicht für den jungen herrn hinter dem dj-pult, der in seiner ersten stunde noch sichtlich nervös war*. aber wer wäre das nicht? zumal: das publikum war geduldig und bei der angenehmen fülle noch so entspannt, dass es keiner großen signale bedurfte, um sie ködern oder die große abfahrt liefern zu müssen.
gerade deswegen war’s schön, ihm dabei zuzusehen, wie er nach einer stunde aufgetaut war, als er sah, dass es gut lief, und wie er bis zum schluss in den status kam, das genießen zu können. auch er um den einen oder anderen hit nicht verlegen („plastic dreams“ und „never grow old“, beide aufeinanderfolgend, ca. mitte des sets, finale mit „blue monday“ nach dem acapella von underground resistance – „transition“ mit noch irgendwas darunter.), aber auch sowas wie „windtunnel“ (alte synewave von norman) lag im mix. shazam hat mich ziemlich häufig im stich gelassen, daher diese eine trockene granate aus meinem langzeitgedächtnis.
wie oben erwähnt und gerade im vergleich zu dem, was danach kam: schön zurückhaltend mit fokus auf set-dynamik, gespür für das, was um die uhrzeit geht und das anziehen der zügel zu den passenden momenten (bzw. diese einfach selbst erschaffen). kann für meine begriffe gerne wiederkommen.

war aber bereits gegen 13:00/13:30 uhr so, dass sich der baldige start von ki/ki bei der fülle ankündigte. das hat sich unten auch bis nach mitternacht nicht wirklich gebessert, jedoch war platz die gesamte zeit über in der panorama bar eher wenig bis gar kein problem. wenn’s also wieder ans taktische geht, scheint’s im berghain sonntagfrüh bis frühen vormittag momentan am angenehmsten, wohingegen mensch den djs eine etage höher gerade am sonntagmorgen ein bis zwei dutzend tanzende mehr wünschen würde.
andererseits zielte auch der timetable darauf ab, unten ab 14 uhr keine atempause aufkommen zu lassen. aus betriebswirtschaftlicher sicht nachvollziehbar. zum „höher, schneller, weiter“ habe ich mich für den august bereits ausgelassen.

*: kurzer ausflug zum instagram-feed von efdemin: er stand eigentlich auf dem line-up, hat aber wegen eines trauerfalls abgesagt und stattdessen quelza zu seinem berghain-debüt verholfen.

[berlin / 19.08.2022] berghain: reef

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

reef

berghain
00h00 shannen sp
02h00 badsista
04h00 skee mask
06h00 esposito

panorama bar
22h00 darwin
02h00 dj voices
04h00 invt live
05h30 yung singh
07h30 elissa suckdog b2b enchanted rhythms b2b dan beaven

nachbetrachtung

war aus gründen (famoses deichkind-konzert in der wuhlheide vorher plus nachbesprechung) recht spät dran. randfrage: wenn mensch als mitglied einer bank der cash group im umfeld des ostbahnhofes gegen 2 uhr nachts geld abheben möchte, sieht’s ziemlich mau aus, oder? die tür zu den automaten der commerzbank in der koppenstraße blieb jedenfalls so konsequent zu wie die vom berghain bei der gästeauswahl.
und damit zurück zum thema: beim anblick beider schlangen staunte ich nicht schlecht bzw. befürchtete eine neuauflage des sonntags zuvor mit allgemeiner überforderung durch dichte an menschen allerorten. die normale schlange bis zum kiosk, die für bändchen / gästeliste / stammpublikum bis zum garten, beides nicht locker stehend.

drinnen dann jedoch das, was ich mir irgendwie erhofft hatte, an die samstage der anfangsjahre erinnerte und dankenswerterweise auch die gesamte zeit über so blieb: eine angenehme fülle. jederzeit war’s ohne probleme (also ohne durchschlängeln bis an den rand der tanzfläche) möglich, zwischen beiden etagen zu wechseln. und die klosituation dürfte auch für die damen angenehm genug gewesen sein. schlangen gab’s auch dort keine nennenswerten.

also um 3 uhr drinnen, shannen sp und darwin damit verpasst. dj voices viel eher mein fall als badsista. letztere spielte dann doch recht gefällig-geradlinig, während sich dj voices mehr traute (als einziges beispiel: phillip jondo feat. dj plead – whowhuwho im moa pillar remix).
skee mask für seine verhältnisse auch erstaunlich technoid. ohne krasse temposprünge und irgendwo zwischen 130 und 140 verortet (nicht getappt). mag manche erwartungen nicht ganz erfüllt haben, ist aber bei einer setlänge von zwei stunden ziemlich verständlich – zumal er in den zwei stunden eine vielseitigkeit untergebracht hat, wie ich sie mir von den sonntagen erhoffe. also die gerade kickdrum als grundlage, von der mit electro oder grime gerne mal abgewichen werden kann. geschmackssicher so oder so. bitte mal wieder die ilian-crew für einen sonntag einladen und ihn sich über vier stunden austoben lassen.
esposito gehört die krone für das beste intro und outro. er hat jedenfalls mit kendrick lamar zum schluss für mich einen dieser momente geschaffen, die den club nach all den jahren immer noch für mich attraktiv wirken lässt. es war auch gegen 7 uhr soweit, dass sowohl unten als auch oben zeitgleich drum&bass lief. von yung singh hätte ich sowieso gerne noch mehr mitgenommen. aber da die funktion one unten schon mal mit den basslines gefordert wurde, wollte ich das nicht versäumen.
das dreier-b2b war zumindest bis 9 (ab dann konnte ich nicht mehr) astreiner house, der auch dem sonntags-stammpublikum gefallen hätte bzw. diejenigen mit dem abend versöhnt haben könnte, die sich bis dahin was anderes erhofft und bis zum schluss durchgehalten haben.

die nächste und letzte ausgabe der reef für 2022 ist am 4. november, den ich mir jetzt schon mal freihalte (bei mir läuft’s ja jetzt schon auf ein zur sub:stance vergleichbares abo hinaus). der andrang gibt dem konzept ohnehin bereits recht. nachdem ich am sonntag zuvor noch meine allgemeine überforderung mit den menschenmassen zum abend selbstdiagnostiziert und den entspannteren vergangenen zeiten hinterhergetrauert hatte, spielte der freitag die liebgewonnenen qualitäten des ladens wieder aus: mut zur experimentierfreude mit dankbarem publikum, bei dem es weniger die masse, sondern vielmehr das interesse an abseitigem macht. einzige nebenwirkung: es bringt den biorhythmus durcheinander. aber das geht alle paar monate schon gut klar – und erst recht, wenn ich dabei erschöpft durch die kondition, aber mit einer menge musikalischem erkenntniszuwachs den club verlasse.

trackauswahl (*: shazam)

dj voices
phillip jondo feat. dj plead – whowhuwho (moa pillar remix)*

skee mask
x-101 – sonic destroyer
scion – emerge
dj pete – latifah (keine ahnung, welche der drei versionen)
313 bass mechanics – dress to sweat*
fonzo & riko dan – bushmaster (east man remix)*
game boy – playground*

esposito
das intro: source direct – call & response
loxy & resound – psyche*
breakage – tape bubbler spesh*
fixate – n2o*
fracture & sam binga – gripping grain*
coco bryce – cloud busting*
und bereits besagtes outro: kendrick lamar – count me out