schon die zweite todesmeldung innerhalb von sieben tagen, über die ich nur mit dem kopf schütteln kann, wobei herr radszuhn für einige mitleser, die nicht aus berlin und umgebung stammen, ein unbeschriebenes blatt sein dürfte.
es dürfte so 12, 13 jahre her gewesen sein, als ich das erste mal ausflüge von fritz zu radio eins machte. zur erklärung: beides sind programme des rundfunks berlin brandenburg, jedoch mit unterschiedlichen zielgruppen. fritz betreut die jugendlichen (teenager bis anfang/mitte zwanzig), radio eins wurde als „radio für erwachsene“ ins leben gerufen. der unterschied war deutlich: während es bei fritz dezidierten raum für gespräche gab (an den blue moon ab 22 uhr dürften sich noch einige erinnern), deckte zwischen 20 und 22 uhr der soundgarden verschiedene sparten ab und machte meistens kein großes federlesen, bis es musik zu hören gab. das war auch beim restlichen programm so.
die ersten erfahrungen mit radio eins dürfte ich bei abendlichen autofahrten oder beim duschen gemacht haben. und meistens hörte ich eine nicht allzu hohe, aber dennoch rauchige stimme. die empfand ich als irgendwie komisch und hab mich gefragt, wie lange derjenige noch monologisieren wird, bis denn mal wieder musik zu hören sei. restjugendlicher überschwang halt, wobei auch zu bemerken ist, dass ich bei marusha (die den samstags-soundgarden auf fritz gestaltete) auch gerne darauf wartete, dass sie fertig ist.
man kann es auf die formel bringen: mir war der gesprächsanteil bei radio eins zuviel des guten und ich wahrscheinlich nicht „erwachsen“ genug.
vorspulen ins jahr 2009/10. fritz konnte und wollte ich schon länger nicht mehr hören, was blieb dann also noch? motor fm, klar, gut, aber noch mehr nachrichten zur politischen willensbildung wären schon ganz nett.
so fand ich also wieder zur 95,8-frequenz zurück. da war auch diese komische stimme wieder, aber sei es das musikalisch gewachsene und erweiterte interesse in den jahren dazwischen oder eine gewisse altersreife – in jedem fall wurde mir schnell bewusst, den herrn radszuhn jahre vorher eindeutig zu oberflächlich und obendrein noch vorschnell beurteilt zu haben. der soundcheck am freitag abend ab 21 uhr entwickelte sich zu einer art stammsendung, in der er als musikchef mit einem fundamentalen wissen, breitgefächertem interesse und leidenschaft dermaßen glänzen konnte, dass es eindeutig an mir war, meine damalige haltung hinterfragen zu müssen.
in den letzten jahren geriet radio eins für mich wieder etwas ins hintertreffen – allerdings ist dies generell meinem medienkonsumverhalten geschuldet. außerhalb des frühstücks nehme ich mir selten die zeit, bzw. die bleibt dann nur für eigenständige entdeckungsreisen in den virtuellen plattenläden oder einfach nur den feierabend, der durch manche mediatheken garniert wird.
so ist es leider auch länger her, dass ich peter radszuhns stimme aus dem äther vernommen habe, und wie so häufig kann ich mich erneut ärgern, mir nicht gezielt die zeit für den soundcheck oder den mittwochabend mit seinen „prime cuts“ genommen zu haben.
peter radszuhn ist mit gerade mal 60 jahren in der nacht vom freitag auf samstag verstorben. ein anderer, der viel zu früh gehen musste.
radio eins ändert am mittwoch abend, den 22. oktober 2014, ab 21 uhr sein programm und sendet auf dem „prime cuts“-sendeplatz eine tributsendung. und auch wenn ich mir die frage nach einem gewissen opportunismus gefallen lassen müsste, erst jetzt wieder einzuschalten: ich bin dabei.
r.i.p.