vor ein paar tagen machte diese gofundme-kampagne zur finanzierung seiner beerdigung die runde. da war er noch am leben, jedoch mit krebs in stadium 4. gestern abend wurde bestätigt, dass er daran mit 54 jahren verstorben ist.
für mich ist er essentieller bestandteil des chicago-kanons. auch wenn die dortigen protagonisten ihre musik konsequent als house verstanden wissen wollen: er hat maßgeblich dazu beigetragen, den sound noch weiter auf essentielle bestandteile zu reduzieren und durch ziemlich explizite sexiness zu ergänzen. alles zutaten, mit denen seine tracks sehr anschlussfähig an techno bleiben und die grundlage für booty, ghettotech sowie footwork bilden – oder wie auch immer mensch das jetzt alles nennen möchte.
nicht weniger als ein wegbereiter und eine säule der legende, die dance mania ausmacht. auch wenn das nur ein schwacher trost ist: sowas bleibt.
r.i.p.
Kategorie: musik
032c: berlin’s sonic mecca
der artikel ist bereits anno 2022 in der juni-ausgabe des print-magazins erschienen. nichtsdestotrotz ein gefundenes fressen für leute wie mich, die sich der entstehung von legenden am liebsten über anekdoten von leuten nähert, die direkt dabei oder gar initiatoren waren. das passiert hier nach dem prinzip, welches mit „klang der familie“ angestoßen worden ist, was es umso besser macht.
das hard wax hat dort bereits erwähnung gefunden, hier geht das nochmal mit amtierendem und ehemaligem personal in die tiefe. bzw. macht lust darauf, dass sie zum 40-jährigen bestehen (ist verrückterweise bereits in vier jahren) eine eigene chronik an den start bringen. von ihrer philosophie werden sie hoffentlich nie abweichen.
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r.i.p. roberta flack
„killing me softly“ war mir als kind durchaus regelmäßig unter anderem durch rias2 im ohr. in jedem fall ein gutes jahrzehnt vor der fugees-version, die das „original“ (das selbst eine coverversion war) in meiner alterskohorte etwas in den schatten stellte.
wesentlich mehr habe ich mich mit roberta flack nicht beschäftigt. rückzug nach einem schlaganfall, zusätzlich an als erkrankt, nun mit 88 jahren verstorben.
r.i.p.
r.i.p. horst weidenmüller
um ganz ehrlich zu sein: er zählt zu den köpfen im hintergrund, von deren existenz ich erst bei ihrem ableben erfahre. dabei hat er entscheidendes zu meiner musikalischen sozialisierung beigetragen.
ich rede von der x-mix-reihe, später auch die dj-kicks. das alles wäre ohne die visualisierung des studio !k7 und ohne die dazugehörigen mix-cds nicht denkbar. er hat das label anno 1985 begründet und in den folgenden fast vier jahrzehnten so breit aufgestellt, dass es in der indie-landschaft eine nicht wegzudenkende größe ist.
laut angaben mit 60 nach schwerer krankheit verstorben. was viel zu früh ist. da ist es nur ein schwacher trost, dass er was bleibendes hinterlässt.
r.i.p.
r.i.p. marianne faithfull
zurückdatiert auf den 30. januar 2025, eigentlich am 10. februar 2025 verfasst. wollte das jedoch nicht unter den tisch fallen lassen.
das klischee mit dem bewegten leben im rock&roll-zirkus trifft auf sie in jedem fall zu. von großen höhen tief hinab wieder ans tageslicht gekämpft, noch dazu brustkrebs besiegt – der stoff, aus dem gute biographien sowie filme sind.
sie ist mit 78 jahren in london verstorben.
r.i.p.
r.i.p. david lynch
als teenager habe ich lediglich den film zu „twin peaks“ geschaut (und nicht verstanden). die serie muss ich nach wie vor nachholen. „wild at heart“ dürfte der erste film sein, den ich bewusst gesehen habe, aber auch dort war ich noch jünger als 15.
im nachhinein faszinierend, wie jemand mit so viel surrealismus und verstörenden bildern sich so eine reputation in hollywood aufbauen konnte. er hat sich nie dem mainstream-kino angedient, sondern ist stattdessen konsequent neben der spur gefahren. selbst das zugänglichste „the straight story“ hatte seine momente, in denen der film in den lynch-eigenen wahnsinn hätte kippen können. er ist eines der leuchtenden beispiele des künstler*innenklischees, wonach eine eigene handschrift zum a und o gehört.
er litt seit jahren unter einem lungenemphysem und ist gestern im alter von 78 jahren verstorben. da seine filme noch lange nach dem abspann nachwirken und gerade bei „lost highway“ nie ganz erschlossen werden können, wird er für sehr lange zeit im cineastischen langzeitgedächtnis bleiben. und das ist wenigstens ein kleiner trost.
r.i.p.
r.i.p. j saul kane
verfasst am 20.11.2024, obwohl die nachricht bereits gestern die runde machte. ist jetzt jedoch bestätigt und daher zurückdatiert.
dank !k7 bin ich auf depth charge aufmerksam gemacht worden, da er dort eine ausgabe der „electro boogie“-reihe übernehmen durfte. deren rauhe klangästhetik tanzte aus der reihe und bleibt damit auch heute noch im besten sinne unbequem. es geht auf sein konto, dass ich mir die suburban hell auf djax-up zugelegt habe und ziemlich zeitnah seine dreifach-lp auf electron industries als octagon man. auftakt dafür, einen guten teil seiner veröffentlichungen auf eben diesem label nachzukaufen. electro, wie ich ihn am meisten mag: rotzig, dabei mit melodischen lichtblicken kontrastiert und für offene ohren bedingungslos tanzbar. was er als depth charge sonst gemacht hat, bleibt eine hausaufgabe, die ich noch zu erledigen habe.
er ist mit 55 jahren viel zu früh verstorben.
r.i.p.
r.i.p. jackmaster
ein dj, der mit den dämonen des star-daseins zu kämpfen hatte, jedoch den weg der selbstreflexion eingeschlagen hatte.
plötzlich nach kopfverletzungen nach einem unfall verstorben. mit lediglich 38.
r.i.p.
r.i.p. achim szepanski
gründer von force inc., mille plateaux, force tracks etc., aus dem label-kanon elektronischer musik der 1990er- und der 2000er-jahre nicht wegzudenken. stets eng mit philosophie verzahnt, leistete er durch seine kompromisslosigkeit grundlagenarbeit, um die grenzen des hörbaren auszuloten und ggf. zu verschieben. brachialer rave, acid, schleppend langsame oder galoppierend schnelle tempi, minimalismus mit eingebauten fehlern – er erweiterte den rahmen dessen, was unter einem dach veröffentlicht werden kann. stets im sinne der pionierarbeit, weniger in dem, was sich am besten verkauft. wie idealisten nun mal sind.
er ist am vergangenen sonntag mit 67 jahren verstorben.
r.i.p.
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taz
r.i.p. dj randall
hat neben fabio und grooverider dazu beigetragen, jungle und drum & bass auf die landkarte zu setzen, leider nie leibhaftig erlebt. nun mit 54 jahren verstorben.
r.i.p.