anderweitige verpflichtungen haben sich in wohlgefallen aufgelöst, kann also doch hier hin.
hintergrund ist, dass die herren craig und von oswald ravels „bolero“ und mussorgskys „bilder einer ausstellung“ für die deutsche grammophon im rahmen der „recomposed“-serie nachbearbeitet haben. erscheint am 10. oktober, zwei tracks kann man hier vorab anhören. morgen live im berghain, anwesenheit ist daher ehrensache.
yellow lounge
rené pape (bassbariton) live
carl craig & moritz von oswald live
djs: canisius & clé
ab 21 uhr
review
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vorab: rené pape war erkrankt, stattdessen rutschte catrin finch ins programm. wurde an der tür auch angekündigt, ein begriff war mir die dame nicht.
ein ganz anderes musikalisches konzept als das, was man sonst von dem ort gewöhnt ist. war manuel göttsching anno 2006 noch locker im elektronischen kontext unterzubringen, wird manch einer bei der yellow lounge wahrscheinlich vor den kopf gestoßen. es gab den gesamten abend über tatsächlich klassische musik zu hören (ja, auch von clé), ein drittel des dancefloors war für die bühne reserviert, die beiden vorderen boxentürme daher in richtung publikum gedreht. für die beleuchtung sorgten die pfadfinderei und satis&fy, unter anderem mit einer led-wand hinter den musikern, bzw. an auf streifen über dem treppenaufgang montierten lichtreihen. ganze arbeit, gerade im zusammenspiel mit den lampen, die durch die wandbeleuchtung die architektur richtig zur geltung brachten.
zur musik: catrin finch ist eine harfenspielerin, die kurzfristig als ersatz verpflichtet wurde. erwähne ich deshalb, weil der klang an der einen oder anderen stelle übersteuerte. wirklich zeit wird man für einen soundcheck nicht gehabt haben, glaube ich. abgesehen davon bestach die dame neben ihrem können durch britisch-trockenen humor.
carl craig und moritz von oswald gab es tatsächlich mit einem kleinen ensemble (u.a. trompete, saxophon, querflöte, harfe, kontrabass, percussion, klavier), den rest erledigte die arbeitsteilung: craig am synthesizer, der das macbook pro via midi fütterte, von oswald sorgte am mischpult für delays auf dem einen oder anderen instrument. erstens merkte man, dass vorab viel zeit für proben aller art investiert wurde – der klang ließ also dieses mal absolut nichts zu wünschen übrig. zweitens, von ein paar feedbacks abgesehen, harmonierte das alles wunderbar miteinander. eine bassdrum gab es nicht, für das rhythmische grundgerüst sorgte die dezente percussion. wer eine simple überführung des bolero-motives in einen techno-track erwartet hat, wird sich gewundert haben. wer die cd schon ansatzweise gehört hat, wird es wissen: lediglich fragmente kommen zum einsatz. so war das auch bei der aufführung, wo ich als einziges bemängeln muss, dass nach knapp 45 minuten schon alles vorbei war.
nichtsdestoweniger war ihnen minutenlanger applaus und den musikanten eine (gelbe) rose sicher, besonders sympathisch war noch carl craig, der sich artig vorne am bühnenrand für den (zahlreich vertretenen) besuch bedankte. das berghain hat sich – im doppelten sinne – in einem anderen licht präsentiert und dabei dennoch gehörig etwas für das profil als veranstaltungsort getan, zumal der eintrittspreis von 8 euro mehr als fair war.