tresor: new faces
headquarter-dj: marcel heese
dominik muller (furanum records / polen) live-pa
stype (dissonanzstudien / berlin)
batterieraum: bonito house club
suzi wong (bonito house club / berlin)
irie electric (unkul / berlin)
ab 24 uhr (neuerung, gilt ab anfang juli!)
5 euro
review
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gegen 0:45 uhr im tresor, techniker sascha besorgte dankenswerterweise noch einen cd-player, da ich sonst beim mit marcel im voraus abgemachten dubstep-warm-up schnell in einen engpass gekommen wäre. wir beide hatten tatsächlich das erste mal mit einem xone:92 das vergnügen, wobei ich nicht ganz verstehe, warum man dem mixer nicht einen zweiten kopfhörerausgang an der vorderseite spendiert hat. auch der umgang mit den filtern muss gelernt sein, aber die kann man eh ausschalten. zwei mittenregler wollen beim mixing auch berücksichtigt werden, zumal die vorhörfunktion den eq übergeht. der pioneer-cdj-1000-mk3 überzeugt auf anhieb durch die einem technics nachempfundene handhabung und einer kleinen waveform-darstellung auf dem display. mir ist klar, dass das gerät noch mehr zu bieten hat, aber intensiver wollte ich mich im clubbetrieb damit nicht befassen.
also die erste stunde: wechsel zwischen uns nach allen zwei platten, wobei schon nach der dritten jemand fragte, ob es noch härter wird. nach einer dreiviertelstunde vor einem recht leeren floor und einem barkeeper, der sich mit herunterzeigendem daumen vor dem dj-pult postierte, reifte die erkenntnis schnell, das experiment abzubrechen und marcel sein techno-set beginnen zu lassen. den versuch war es wert, aber es wird noch lange brauchen, bis man (wenn überhaupt) mit dubstep-sets dort etwas anzufangen weiß.
da marcel seine sache gewohnt routiniert machte, war ein ausflug nach oben angesagt: habe dort nur irie electric gehört, aber die hat sich vom trockenen minimal auch größtenteils verabschiedet und spielt vermehrt sachen mit groove. tat sie schon vorher, aber nun mit etwas satteren bässen.
neu ist der garten links neben dem club, bzw. am linken ende des batterieraums. er sieht zwar noch etwas kahl aus und würde sicher noch ein bis zwei sitzgelegenheiten verdienen, außerdem wäre eine lärmschutzwand sicher nicht verkehrt, damit auch draußen ein wenig musik gehört werden kann. aber: die grundlage ist da. auch die neuen liegeflächen im garderobenbereich sind ein schritt in die richtige richtung, wobei dort zu bedenken ist, dass bierflaschen locker in den lücken durchfallen können. aber vielleicht wird das auch gar nicht zum problem.
gegen 3:40 uhr wieder runter, wo dominik muller vor gut gefülltem haus sehr industriell geprägten techno spielte, was ihm auch gut gelang. blieb also noch genug zeit, das eigene set zurechtzulegen, auch wenn ich lediglich die ersten fünf platten wusste. um ca. viertel nach 4 wird es auch soweit gewesen sein, und auch wenn man mir abkupferei vorwerfen will: der „prolog“ aus „haus der lüge“ von den einstürzenden neubauten sollte als aussage gegen die rein auf rendite zielende politik des clubs und als – ich will es nicht verhehlen – persönliche enttäuschung über die an mir vorübergegangene entscheidung bzgl. headquarter-nachfolge am anfang stehen (als randnotiz mag es vielleicht jemanden interessieren, dass analog zu tanith anno 1995 mit fabian lenz einer aus dem gleichen stall die zügel in der hand hält – so schließt sich der kreis). danach sollte die schraube einfach mehr oder minder erbarmungslos angezogen werden. gelang mit x-102 und jeff mills 1991 a.d., und auch der rest ging dank eingangs erwähnter zwangslosigkeit gut von der hand.
nach einer stunde beschloss ich, der vielfach vorab kommunizierten idee auch taten folgen zu lassen und begann mit dem härteren teil, der sich breakcore, drum&bass und leichten hardcore-anleihen widmen sollte. ich hätte aber nie gedacht, dass einige der gäste damit etwas anfangen können. daher machte es noch mehr laune, weil manchen die steigerung nichts ausmachte – eher im gegenteil. da war auch egal, dass einige der vorherigen übergänge mit heißer nadel gestrickt wurden, weil wegen der monitore und dem leisen kopfhörerausgang wenig zu hören war.
als dann um 6:15 uhr schluss war, konnte ich die nadel mit dem gefühl von der letzten platte („in loving memory“ von modeselektor – und ja, der titel ist nicht zufällig gewählt) nehmen, so gut wie alles verwirklicht zu haben, was ich mir vorab vorgenommen hatte. da mein abschied von dem laden innerlich eh vollzogen war, perlte die schlussbemerkung des bereits beim dubstep-intro in erscheinung getretenen barkeepers in meine richtung, dass ich hier nicht nochmal spielen würde, an mir ab. er konnte allerdings auch nicht wissen, dass genau das beabsichtigt war. ich weiß zwar, dass wenige dieser entscheidung nachkrähen werden, da auch im new-faces-kontext einige gäste bereits in ihrer region mehr erreicht haben als ich es mir jemals vornehmen könnte. andererseits bleibt angesichts ausbleibender spritgeld-zahlungen an auswärtige gäste der schale beigeschmack, dass man den ruf der marke „tresor“ langsam etwas überreizt, indem man sich darauf verlässt, dass gebuchte acts vor ehrfurcht den mund halten. das tun leider auch die meisten, unterstützen muss ich das allerdings nicht.
marcel möchte ich hiermit nochmal für das engagement im vorfeld und während der party danken, weil der schwarze peter bzgl. des dubstep-sets ohne seine intervention komplett bei mir gelandet wäre. außerdem danke, mich bis zum schluss an den decks und somit die party ausklingen zu lassen. ich wünsche dir einen längeren atem mit tresor als mir und bewahre dir vor allem den umgang mit deinen mittwochs-gästen.
mein set gibt es übrigens hier.
schade, wir kommen erst einen tag später. trotzdem viel spaß beim wände einreißen 😉
THE MESSAGE IS GUUDE LAUNE ALDER!
Aeh.
Moin! Ist das nicht auch in .DE mitten unter der Woche? Hau‘ rein 😉
so, bevor ich zum lange aufgeschobenen verwandschaftsbesuch fahre, an dieser stelle noch ein fettes dankeschön an dich für die großartige erste stunde deines sets (um missverständnissen der leser vorzubeugen: für mehr war ich zu müde und erschöpft), das set zum nachhören (ich bin auf die zweite stunde gespannt) und schließlich dein ausführliches review. und natürlich den gl-platz 😉
von meiner seite, der ich diese ganze geschichte ja nur am rande mitbekommen habe, vielleicht noch ein paar worte dazu. ich finde es schade, dass es gelaufen ist, wie es gelaufen ist, denn vom technischen können und insebesondere deinem musikgeschmack sowie deinem gefühl für die „passenden“ platten (zum publikum wie auch im setaufbau) her hättest du einen posten als hq mehr als verdient. nicht zu vergessen deine verbundenheit mit und dein engagement für den club. da sich der tresor aber offensichtlich nicht besonders dj- und vor allem community-freundlich verhält, halte ich deine kritik für berechtigt (ohne jedoch eine zweite meinung dazu eingeholt zu haben). dass daran das profitstreben einen nicht unerheblichen anteil hat, glaube ich nur zu gerne, insbesondere wenn ich so fragwürdige bookings wie timo maas sowie die bisweilen scheinbar sehr laxe türpolitik (jeder zahlende kunde zählt…) in betracht ziehe.
du hast allen respekt von mir für dein klares statement im club wie auch an dieser stelle, insbesondere da du (anders als tanith damals) noch nicht so bekannt bist und ein entsprechendes ruhiges verhalten in der hoffnung, doch noch ab und zu gebucht zu werden, nur allzu verständlich wäre. dennoch finde ich persönlich es schade, dass damit wohl ein faden durchtrennt wurde, denn ich hätte dich nur zu gerne noch öfter im tresor gehört. vielleicht klappt es ja doch noch einmal und ansonsten hoffe ich, in zukunft an anderer stelle einem deiner sets beiwohnen zu können 🙂
ich sollte klarstellen, dass tresor mit der entscheidung über die headquarter-djs als gesamtunternehmen nichts zu tun hat. die liegt in den händen einer person, was auch ok ist. die ganzen hintergründe kann ich dir unter vier augen mal erklären, öffentlich breittreten muss nicht sein. letztendlich hat’s mit marcel jemanden „erwischt“, der die (auch menschlichen) qualitäten mitbringt. meine enttäuschung rührt vielmehr daher, welches potential in der köpenicker straße einfach verschenkt wird. am verhalten gegenüber dem personal, was sich letztendlich auf die gäste überträgt, sollte sich etwas grundlegendes ändern, ehe man den rest des stammpublikums, bzw. den „true spirit“, vergrault.