das wird ein teurer monat. bandcamp gibt seinen anteil am freitag wieder einmal 1:1 an künstler*innen und labels weiter. das ganze wird aus leider tagesaktuellen gründen am 19. juni wiederholt – dann wird dieser dem naacp legal defense fund zugute kommen. die liste mit den geplanten aktionen lässt sich hier nachlesen. ich lege noch die diskographie von lower parts ans herz, die bis ende der woche für weniger als 11 euro zu haben ist.
p.s.: mir ist sehr bewusst, dass ich die einkäufe vom mai noch abarbeiten muss. es sind aktuell nur einige baustellen offen, bei denen sich die motivation zum schreiben hinten anstellt. und ehe ich etwas halbgares abliefere, bleibe ich lieber still.
am 27. februar 2021 nehme ich mir mal die zeit und vollende dies am 24. märz 2025. startet mit einkäufen vom 8. mai, die ich dazwischengeschoben habe, beim nächsten horizontalen strich dann der 5. juni 2020. ich mach das mal eher stichpunktartig.
v/a
world wide window
[enisslab]
von neel für das italienische rote kreuz kuratierte zusammenstellung. 56 tracks, womit klar ist, dass nicht alles davon begeistert.
20 tracks haben es dann aber in die auswahl der kandidaten für künftige dj-sets geschafft. darunter sind auch einige techno-tools (anthony linell, dj nobu). konzentriere ich mich mal lieber auf das, was heraussticht: forest drive west macht einfach nichts verkehrt und ist hier erneut vertrackt-breakig-meditativ unterwegs. bei marco shuttle ist der tracktitel programm für das herunterschrauben auf 100 bpm und die richtung leicht psychedelisch. von den techno-sachen am besten: retina.it (schöner kompromiss zwischen geradlinig und nicht zu trippig), sciahri (breakig-melodisch, wie das auch auf ilian tape passen würde) sowie tobias. (normalerweise habe ich mit zu verkopft-trippigen tracks meine probleme, er hat den dreh für mich aber irgendwie raus).
voices from the lake haben das vorweggenommen, was donato dozzy (der hier für mich das beste ambient-stück abgegeben hat) ein paar monate später mit seiner ep auf samurai music verfeinert hat. umso (positiv) überraschender ist vrils beitrag: drum&bass-tempo, längst nicht so zurückgenommen wie sonst mit ordentlich glitches und crunch.
deadbeat
walls & dimensions instrumentals [blkrtz blkrtz015]
drawn and quartered [blkrtz blkrtz001]
primordia [blkrtz blkrtz006]
roots and wire [blkrtz blkrtz017]
the infinity dubs vol. 1 [blkrtz blkrtz005]
the infinity dubs vol. 2 [blkrtz blkrtz007]
the infinity dubs vol. 3 [blkrtz blkrtz009]
the echocord sessions [blkrtz blkrtz021]
lps 2002-2005 [blkrtz blkrtz011]
ich kann mich noch ziemlich gut an den augenblick im mai 2020 erinnern, als ich mit den „lps“ auf den ohren über das tempelhofer feld gelaufen bin. mit dem fahrrad hingefahren, abgestellt und dann per pedes konform nach den regeln des social distancing die start- und landebahnen hoch und runter. die musik passt perfekt zu dieser weite.
v/a
in order to care
[r&s records rsnhs01]
gab’s nur für eine bestimmte zeit, sollte spenden für den gebeutelten nhs sammeln, was auch beeindruckend gut funktioniert hat: aufgerundete 44.000 britische pfund kamen zusammen.
die favorit*innen sind irgendwie erwartbar: barker, forest drive west (wie source direct in guter form), yak trocken-perkussiv. es gibt aber auch überraschungen: bftt (fetter breakbeat mit genau der richtigen dosis an flächen), client_03 würde sich problemlos in einem set von dj stingray einfügen, auch nite fleit wildert in electro-gefilden, snøw x dismantle mit der art von rauhem house mit uk-bass-einschlag, der bei mir immer geht, t. wiltshire mit acid-breakbeat.
sam kdc
omen rising
[horo horoex28]
einer der ersten kandidaten, wenn ich nach polyrhythmie schaue. atmosphärisch passend zum label obskur, was für mich nichts ist, das ich mir bei aller anfälligkeit zur melancholie auf dauer anhören kann.
brachialität geht da schon eher. „trial by fire“ ist dafür gut geeignet, „eye for an eye“ hat auch schön rauhe basslines. alles interessanterweise eher technoid anstelle in drum&bass-gewässern. aber eben mit tricksereien beim beatmatchen auch damit kompatibel. „grey area-techno“ würde der hardwax wohl sagen.
regis
blood witness (simon shreeve version)
[osiris music uk]
bleibt nah am original, aber die stabs sowie der hintergrund wirken hier rauher. sehr gute ergänzung.
kryptic minds
badman (cocktail party effect remix)
[osiris music uk]
die beats erinnern an photek, während die für kryptic minds typischen basslines beibehalten werden. die mischung, mit der bei mir nichts schiefgeht. mittlerweile leider nicht mehr erhältlich.
roly porter
kistvaen
[subtext sub035]
ich hatte mir nach „third law“ gesagt, alles von ihm kaufen zu wollen. mit dem stand von 2025 hätte ich „kistvaen“ jedoch stehengelassen. hier ist das etwas sakraler mit gesängen und flächen, die weit ins mittlere frequenzspektrum reichen, was mich meistens eher abschreckt.
das sounddesign ist weiterhin über jeden zweifel erhaben, aber als konzept fällt’s gegenüber den vorgängeralben für mich leicht ab. als soundtrack, gar für ein computerspiel, kann ich es mir super vorstellen.
the master musicians of jajouka feat. bachir attar
apocalypse across the sky
[zehra zehra002]
neuauflage eines albums von 1992. gesehen hatte ich sie sogar bereits vor der pandemie im vorprogramm der ndagga rhythm force.
„berber sufi trance musicians“, so sagt es discogs. aus dem nördlichen marokko, sowohl von harmonisch als auch rhythmisch herausfordernd, die gesangsstücke zwischendurch bieten raum zum durchatmen. hervorragend.
v/a
scope
[samurai horo horo010d]
die bandcamp-freitage waren wirklich gold wert, um sich mit dem samurai-kosmos zu beschäftigen und ggf. die lücken im backkatalog zu schließen. „scope“ zählt dazu. hier positiv zu vermelden: keine durchgängige finsternis, bei kiyoko oder klute sogar richtiggehend verträumt. asc mit einem seiner für mich besten tracks – freut mich ziemlich, weil er mich bei aller finesse bei der schlagzahl seiner veröffentlichungen nur sehr selten kriegt.
wirkt trotz compilation bei den 17 tracks ziemlich homogen. und bei samurai höre ich auch anno 2025 immer noch hin.
pinch
reality tunnels
[tectonic teccd025]
stilistisch breiter als „underwater dancehall“, wobei zwischen beiden alben auch mal eben 13 jahre und ein paar kollaborationen (mit shackleton sowie adrian sherwood) lagen.
das kann dann auch mal technokompatibel um die 150 bpm werden (passenderweise „accelerated culture“, was eher den begriff hätte prägen sollen als „tiktok-techno“), dubstep wird’s am ehesten, wenn gäste dabei sind (trim, killa p, inezi).
im direkten vergleich finde ich das reduzierte von „underwater dancehall“ besser, aber es wäre auch selbstverrat gewesen, wenn pinch nur einen lauen neuaufguss dessen produziert hätte. die größere stilistische breite dient dem album jedenfalls.
loefah
bombay squad
[loefahproductions.bandcamp.com]
kam bereits 2004 als teil der „grime 2“-compilation auf rephlex und wurde von ihm als teil der neuauflagen als einzeltrack wieder unter’s volk gebracht. typisch loefah: minimale instrumentierung, maximaler effekt, hier dem titel entsprechend mit gesampelten indischen vocals.
vladislav delay
multila (2020 remaster)
[vladislavdelay.bandcamp.com]
vereinte anno 2000 die tracks von „huone“ und „ranta“, die auf chain reaction erschienen waren. tracks für die ewigkeit. mehr muss dazu nicht gesagt werden.
v/a
the unrush tapes – requiems for refuge part 2
[unrush tut02]
mareenas ambient-fokussiertes label mit der zweiten compilation. „night mist“ von tomi chair ist hier mein absoluter favorit, aber auch der rest des aufgebots kann sich nicht nur sehen lassen (stojche sowie dez williams).
vivian koch
the owleon
[a.r.t.less a.r.t.less2177]
nicht nur eine der djs, die meiner meinung nach mehr aufmerksamkeit verdient hätten, sondern auch noch eine produzentin, die mensch auf dem zettel haben sollte. ist jedenfalls genau die sorte electro mit den klassischen zutaten, die jedoch schön in richtung electronica blinkt und es mit dem retro-faktor daher nicht übertreibt.
lady lykez
muhammad ali ep
[hyperdub hdb121]
fusion 2019 am luftschloss vorbeigehen, von dort schallte etwas grime nach draußen, reinschauen, lady lykez als powerfrau, die den ganzen raum im bann hat. es lief das titelstück. das album musste daher einfach.
rafael anton irisarri
el ferrocarril desvaneciente [umor rex ur114]
lutetia [irisarri.bandcamp.com]
unsaid [room40]
erinnert im weitesten sinne an gas, nur völlig ohne kickdrums und mit wahrscheinlich weniger wagner-samples. stattdessen mit mehr verzerrung, was dem ganzen etwas sehr nebulöses verleiht. sehr gute herbstmusik.
ōtone
performance for the month of contemporary music
[ygam ygm09]
hier paraphrasiere ich einfach die bandcamp-beschreibung: live-aufnahme vom september 2019 aus dem acud macht neu mit feldaufnahmen sowie zwei metallischen instrumenten der „tetsu“-serie. deren geräusche sorgen mit ordentlich reverb für unruhe, während der hintergrund angenehme drones bietet.
rude 66
sadistic tendencies
[crème organization crème lp-08]
seitdem er auf der nachtdigital samstagnacht zur prime-time „massenmörder“ live spielte, musste ich das haben. „blood is blood“ hat objekt auch irgendwann mal in einem set gespielt, das hat’s dann endgültig besiegelt.
v/a
shangaan electro (new wave dance music from south africa)
[honest jon’s records hjrlp52]
der trend war leider kurzweilig, dabei lässt sich das ziemlich gut mit footwork oder drum&bass kombinieren. ein weiterer blick in das afrikanische musikuniversum, das zumeist unbemerkt seinen ganz eigenen gesetzen folgt. in diesem fall hyperschnelle sequenzen, die auf vermeintlich sehr billigem equipment produziert worden sind, aber tracks mit einer ungemeinen lebensfreude zutage fördern.