da will ich seit ewigkeiten mal hin, und dann fällt das gleich hiermit zusammen. eine partyreihe, die viele stile vereinbaren möchte und auf der ich mich daran versuchen darf, techno und drum & bass miteinander zu verweben. mal schauen, ob das was wird.
humboldthain club
hochstraße 46
s-bhf humboldthain
eintritt
10 euro, davon wird ein teil an das kinder- und jugendheim „heinrich zille“ in ludwigsfelde gespendet.
nachbetrachtung
(gut ein und ein viertel jahr später am 26. september 2019.)
um mit aller nötigen bescheidenheit einzusteigen: das set war für mich eine art wendepunkt. aber der reihe nach.
da ich mich schon bei der anfrage rückversichert hatte, ob es auch klar ginge, wenn ich techno und drum&bass spiele und mir daraufhin nur ein „deshalb wollen wir dich dabei haben.“ entgegnet wurde, wollte ich vorab noch testen, ob die anlage das überhaupt hergibt. es gibt dafür im humboldthain praktischerweise (jeder/m empfohlen, um die ersten schritte mit vinyl im club zu versuchen) den dienstag mit tischtennisplatten auf der tanzfläche und einer liste, in der man sich für einen 30-minuten-slot eintragen kann. habe also einige no-u-turn-sachen aus der sammlung mitgenommen und bin anderthalb wochen vor der party nach der arbeit hin. zwar ist die anlage etwas schwächer als die im blank auf dem mdf, aber es ließ sich dennoch damit arbeiten. punkt 1 ließ sich auf der liste also schon mal abhaken.
punkt 2 war schwieriger und ich tüftelte auch bis freitag vor der party daran herum: den übergang von minimalerem techno zu drum&bass in ableton live ohne überblendung zu ambient oder white noise, sondern stattdessen über den rhythmus hinzubekommen. und das dann auch wieder zurück, falls drum&bass so gar nicht ankommt. die lösung: polyrhythmie. damit war ich zumindest theoretisch auf alle eventualitäten vorbereitet. letztlich waren es auch nur zwei stunden und etwas mehr als die hälfte der in live geladenen tracks spielten sich im techno-bereich ab. selbst wenn drum&bass die tanzfläche leergefegt hätte, wäre immer noch genügend material zum erneuten aufbau vorhanden gewesen.
punkt 3 (auch selbstverschuldet) trat direkt auf der party auf. es hätte geholfen, früher aufzubrechen und eine s-bahn früher zu nehmen. so war ich zehn minuten vor set-beginn im club, musste dann relativ hastig aufbauen und dabei feststellen, dass es eine ordentliche brummschleife gibt, wenn ich das magsafe-netzteil anschließe. ein glück war der akku noch aufgeladen und leistungsfähig genug für die nächsten beiden stunden. der laptop stand am ende links von allem, mein controller am rechten cdj. also war spazierengehen angesagt. zu allem überfluss bekam ich das mit dem vorhören nicht hin (typischer anwenderfehler: an der traktor audio 2 beim entsprechenden regler einfach in die falsche richtung gedreht).
zusammengefasst: kein vorhören, das setup irgendwie über das pult verteilt, dann noch ein durchaus ambitioniertes musikalisches vorhaben – an sich recht gute parameter dafür, dass das gründlich schiefläuft.
es trat jedoch das gegenteil ein. einstieg mit pan sonic und monolake, alva noto, und den tempowechsel über polyrhythmie habe ich bereits nach 27 minuten absolviert (mit der seitdem ziemlich strapazierten „passage 2“ von theme auf samurai music, wenn das jemand ebenso versuchen möchte). dann über halftime von etch und „trench cadence“ von gila (auch so eine perle unter den 2018er veröffentlichungen) zu hidden hawaii, pessimist und auch der seinerzeit frisch erschienenen krust auf 31 vorgearbeitet – und das klappte. mal abgesehen vom mitgebrachten fanclub waren auch einige gäste abseits davon auf der tanzfläche und nahmen das dankbar auf.
nach insgesamt anderthalb stunden und einer climax mit ruffhouse bin ich dann wieder über den gleichen track zurück auf techno-tempo, stieg dort wieder mit „translocated“ von szare ein, um dann eine halbe stunde später mit shed („a100“) zu enden. auch wenn manche kombinationen mangels vorhören nicht so 100%ig passten: das publikum schien zufrieden, die (echt ganz herzliche) syntop-crew war’s definitiv und ich nahm für mich mit, dass drum&bass in berlin alles andere als abgeschrieben werden sollte.
„wendepunkt“ deshalb, weil ich den trick mit der polyrhythmie seitdem öfters angewendet habe und das set mir auch den mut gab, es einfach mal darauf ankommen zu lassen, das publikum anderen tempi auszusetzen. ich höre seitdem bei den neuerwerbungen etwas mehr auf tracks, die rhythmisch mehrfach gelesen werden können. drum&bass macht dank samurai music oder uvb-76 ohnehin seit ein paar jahren wieder viel freude. und wenn techno-neuigkeiten weitestgehend langweilen, warum dann nur in nostalgie schwelgen oder (schlimmer) sachen kaufen oder spielen, weil sie funktionieren, ohne wirklich dahinterzustehen? wäre nicht ehrlich, vor allem sich selbst gegenüber. also trage ich lieber der tatsache rechnung, dass mich seit jeher mehrere stile interessieren und versuche, das möglichst kohärent zu verpacken.
auf der party bekam ich dann nur oben haumy mit, der ziemlich liquid-angehauchten drum&bass spielte, was auf der kleineren tanzfläche aber auch schön funktionierte. spule und rill bretterten derweil munter-fröhlich auf dem mainfloor und hatten damit mehr leute auf ihrer seite als ich zuvor. das lag zum einen am stil, zum anderen aber auch an der simplen tatsache, dass sich der club ab 2 uhr nochmal gefüllt hatte. gegangen bin ich aber zum sonnenaufgang gegen 5 uhr und seitdem nicht mehr in den humboldthain zurückgekehrt. auch die syntop-crew ist auf der suche nach einer neuen location, nachdem die konditionen vom humboldthain sich für sie nicht mehr rentiert haben.
perfektionist, der ich nun mal bin, habe ich das set nochmal daheim nachbereitet und nachgemixt, das sei hiermit verlinkt. die gesamte tracklist ist im tag enthalten.