entstehungsgeschichte
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vor jahren fand ich vor unserem haus stehend einen minidisc-recorder: einen sony mds-je 510. ich hatte bereits den 500er als geschenk zu meinem 18. geburtstag sowie einen portablen sharp-recorder (den vom bild), dachte mir aber, dass es schon nicht schaden könne, den als sicherheit mitzunehmen. die 5er-packung leerer minidiscs daneben nahm ich gerne als bonus.
es stellte sich beim testen jedoch heraus, dass der 510er zwar wiedergeben, jedoch nicht mehr gescheit aufnehmen konnte. beim aufnahmevorgang an sich sah alles normal aus, aber das finalisieren der minidiscs klappte nie – im gegensatz zu dem 500er und dem sharp. die kamen jedoch wegen des siegeszugs des harddisc-recordings daheim und dem wechsel auf das digitale auflegen in clubs (wodurch die notwendigkeit entfiel, aufnahmegeräte mitnehmen zu müssen) immer seltener zum einsatz. der 510er verbrachte die folgejahre (es mögen mehr als sieben gewesen sein) in einer ecke meines zimmers mit dem stetigen vorhaben, ihn irgendwann mal auf ebay für bastler anzubieten.
kapitel 1:
ein sprung ins jahr 2017, das im frühjahr / sommer nicht nur von der entmaterialisierung meinerseits, sondern auch von einigen einsätzen bei umzügen anderer geprägt war. bei einem dieser umzüge kam das thema auf die minidisc-sammlung, die aber nicht angehört oder überspielt werden könne, weil das abspielgerät fehle. eine steilvorlage also, um diese besagte ecke um ein gerät zu erleichtern. chance ergriffen, mund aufgemacht, die fehlende aufnahmefunktion war kein hindernis, abspielen reichte völlig, es war also jemand gefunden, der das gerät so wollte wie es war.
kapitel 2:
mittlerweile schreiben wir den sonntag nach der staub im august. die übergabe des 510ers hatte noch nicht geklappt. eilig hatte es damit von uns beiden niemand, aber ich mir in den kopf gesetzt, als bonus zum ex-recorder-nun-player noch eine minidisc mit einem set von mir beizulegen. es sollte exklusiv sein, das heißt: einmal ableton live bemühen, es analog aufnehmen, anschließend nicht in live sichern, sondern nur auf der minidisc, so dass es nur darauf verbleibt.
der besagte sonntag passte deswegen ganz gut, als dass ich an dem tag rufbereitschaft hatte. an den meisten dieser tage passiert nichts, es ist halt nur notwendig, in reichweite des arbeits-pcs zu bleiben. clubbesuche oder aktivitäten unter freiem himmel sind damit nur mit halbem kopf bei der hoffnung möglich, dass die paging-app nicht anspringt. genuss bzw. entspannung ist etwas anderes, party hatte ich am vortag/abend ja bereits. wenn der kopf sich also eh zur hälfte auf arbeit befindet, kann dies auch anders geschehen als im sinne meines arbeitgebers: heißt also, schon länger auf der festplatte herumliegende digital-einkäufe sowie rips vernünftig zu taggen und in live zu warpen. letzteres liest sich wie bereits vom zwischenstopp bekannt, wobei das problem mit dem kurzzeitgedächtnis und damit einhergehend schwindender konzentrationsfähigkeit seitdem auch aufgrund des arbeitspensums nicht gerade besser geworden war – im gegenteil: es begann, sich im august und september zu verschlimmern. die konzeption eines längeren sets war damit immer noch aufgeschoben, aber 80 minuten einer spazierfahrt der neuerwerbungen ließen sich immer noch zusammenbringen.
den sonntag über warpte ich also fleißig weiter und hatte dann zum abend zusammen mit den ähnlich gelagerten aktionen der vorangegangenen wochenenden (in denen ich meine auf flac basierende sammlung mit der konvertierung der für das auflegen relevanten tracks in aiff sowohl für itunes als auch ableton live kompatibel gemacht hatte, was nebenbei den vorteil mit sich bringt, dass live keine wav-auslagerungsdateien mehr erstellen muss) etwas mehr als 20 tracks zusammen, die auch ein für mich schlüssiges gesamtbild abgaben.
nächster schritt also: aufnahme. ging mit dem 510er ja nicht, also wollte ich mich auf den 500er verlassen. der zeigte aber erstaunlicherweise nun die gleichen symptome. also musste die portable lösung mit dem sharp-recorder her, der nach wie vor zuverlässig arbeitete. disc benannt, in den 510er geschoben, getestet, lief, daher gleich im laufwerk gelassen.
kapitel 3:
die übergabe hatten wir im september absolviert. wie so jeder sich mehr oder weniger wichtig nehmende künstler hoffte ich insgeheim auf etwas zuspruch, kam aber nicht. stattdessen ein umzugsdankeschön-essen im januar, bei dem ich die disc mit den worten „die hast du vergessen, geht leider nicht.“ in die hand gedrückt bekam.
und tatsächlich: irgendwie muss zwischen dem finalisieren im sharp-recorder und dem anschließenden schattendasein im 510er (ich glaube, ich hatte den löschschutz nicht aktiviert) etwas passiert sein, das ich mir technisch nicht erklären kann. mein 500er spuckte die minidisc gleich wieder aus, der sharp-recorder zeigte einen „utoc error“ an.
kapitel 4:
da ich mit dem set im august schon durchaus zufrieden war, gab es mehrere möglichkeiten:
1. das set nochmal auf minidisc nachmixen und als zweiten anlauf in die hand drücken – weiterhin exklusiv.
2. das set als grundlage nehmen und ausbauen, wodurch es nicht mehr auf eine minidisc gepasst hätte (es gibt zwar einen longplay-modus, aber den können sämtliche der endgeräte nicht). damit fällt der exklusivitätscharakter weg, aber es greift der übliche versuch einer verwertungskette: für die allgemeinheit hochladen und mit hoffnung auf multiplikationseffekt posten.
3. mit trial&error versuchen, die minidisc wiederherzustellen.
ich habe mich offensichtlich für variante numero 2 entschieden. dies alleine aus dem grund, dass ich nur noch den beginn (bis zum akkord-track) sowie die schlusskombination der letzten zwei tracks wusste, aber für alles zwischendrin gab es schon erinnerungslücken und ohnehin ein paar neue einkäufe mehr. diese und das set auf besagter minidisc (es ist tatsächlich die vom bild) als grundgerüst führen zu dem, was sich jetzt auf beinahe zwei stunden erstreckt. der titel war naheliegenderweise schnell gefunden.
epilog:
ab mai werde ich hoffentlich mehr zeit haben, mich um die instandsetzung meiner aufnahme-hardware zu kümmern. neben dem 500er muss beispielsweise auch mein tapedeck nochmal zur reparatur, damit sich die bänder nicht aufwickeln.
gerade bei dem set habe ich gemerkt, dass es immens hilfreich ist, tracks in diesem rahmen zu kontextualisieren und somit auch erinnerungsbrücken zu bauen. es sollte mir zwar zu denken geben, dass ich die tracks von yak, akkord und ploy beim nochmaligen probedurchlauf über kopfhörer am tag danach nicht zuordnen konnte. aber ich setze meine hoffnung darauf, dass die ab mai greifende teilzeit, die mir einen freien tag mehr pro woche beschert, mental wieder mehr raum für musik und damit auch für weitere überraschungs-sets zur weitergabe via tape oder minidisc geben wird.
tracklist
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01. Kowton – Pea Soup – Livity Sound
02. Simo Cell – Crystal – BFDM
03. Alva Noto – Uni Mic B – Noton
04. Joy Orbison & Boddika – More Moan – SunkLo
05. Akkord – XMTR – Houndstooth
06. Alva Noto – Uniclip – Noton
07. Vatican Shadow – Rubbish of the Floodwaters – Ostgut Ton
08. Prince Of Denmark – Tool 517 – Forum
09. Yak – Mido – Version
10. Peverelist – Wireframes – Livity Sound
11. Sector Y – Male Whisper Past Life Reader Consultant – Inta
12. Beneath – Special Offer – Mistry
13. Cassius Select – Essence – Accidental Jnr
14. Pinch – Water Bomb – Cold Recordings
15. Ploy – Unruly – Hemlock Recordings
16. Pinch – AHH FFF SSS – 81
17. Matrixxman – Procedure – Delft
18. Stenny – Corrupt 506 – Ilian Tape
19. Emmanuel – Come Closer – Arts
20. Marco Zenker – Isolated – Ilian Tape
21. Ausgang – Acetat – Fiedeltwo
22. Truncate – Tribal Tool – Blueprint
23. Pessimist – Peter Hitchens – Blackest Ever Black
24. Anthony Linell – (We) Wash Ashore – Northern Electronics
25. Ryan James Ford – Samenko Wardrobe – Marcel Dettmann Records
26. J Tijn – Decimated #30 – WNCL Recordings
27. LA-4A – Panic – Delft
28. Orphx – Blood in the Streets – Sonic Groove
29. Bandhagens Musikfoerening – Prokotoll A – Northern Electronics
30. Answer Code Request – Meta – Ostgut Ton
31. Rising Sun – A Path – Fauxpas Music