[amsterdam / 29.03.2014] trouw: imprint

drittes und vorübergehend letztes kapitel auswärtiger eskapaden, bevor es montag wieder in die vertraute heimat geht. da gehört ein besuch in dem club, der als aushängeschild amsterdams international bekannt und zudem nur noch bis ende des jahres geöffnet ist, schon zum pflichtprogramm.

imprint
sandrien

start
23 uhr

eintritt
15 euro
vor mitternacht: 8 euro

nachbetrachtung

einstieg mit (schlechtem) wortwitz, der das fazit vorwegnimmt: zum trouw sag ich „wow“!

das bild unten zeigt die frontaufnahme des eingangs um 23 uhr, und der schein trügt nicht: die schlange war um diese zeit bereits ansehnlich. wo man die clubgänger in berlin mit günstigerem eintritt vor einer gewissen uhrzeit nicht hinter dem ofen vorlocken kann, scheint das in amsterdam zu funktionieren.
an die gitter vor dem berghain fühlt man sich sofort erinnert. schlangenlinien führen zu den türstehern, es gibt sogar noch eine zweite, kleinere für die gästeliste. 40 minuten habe ich gewartet, und das geht bei zusammengerechneten 100m schon klar. sie haben auch eine türpolitik, längst nicht so hart wie die beim berghain, aber es wurde bspw. eine fünf- (oder war’s eine sechs-)köpfige gruppe junger männer mit stilaccessoires wie umgedrehtes basecap und ordentlich gel in den haaren weggeschickt. auch hier wieder parallelen zu bekannten bildern (überhaupt gibt es derer recht viele): der verzweifelte versuch, mit dem türsteher zu verhandeln. zwei male. ein augenblick, in dem ich mir wünschte, dass meine holländischkenntnisse doch etwas über „hallo / wiedersehen / bitte / danke“ hinausgegangen wären.
den bodycheck (nächste parallele) gibt es unmittelbar hinter der tür. fast wie am flughafen: alle taschen entleeren, danach abtasten, geht aber auch zügig. dann die treppe runter und den eintritt bezahlen, und an der stelle fange ich mit den kritikpunkten an:

  • man bezahlt den eintritt, bekommt aber keinen stempel. heißt im umkehrschluss, dass man den club nicht zwischendurch verlassen kann, um später wiederzukommen. da das trouw der erste club amsterdams ist, der eine 24-stunden-lizenz bekommen hat, könnte das einige schmerzen, andererseits nehmen die parties da bei weitem noch nicht die zeitlichen ausmaße des berghains an. gegen 8 uhr war an dem sonntag schluss.
  • an der wand hinter der kasse hängt ein plakat mit der bitte, keine fotos zu machen. dies ging vor kurzem durch die clubaffine medienwelt und grundsätzlich finde ich solche entscheidungen mittlerweile grundsympathisch. leider kontrolliert das nur niemand vom personal, so dass dann doch einige ungeniert ihren freundeskreis mit dem smartphone-blitz fotografieren – egal wo: mitten auf der tanzfläche, vor der bar. wünschenswert wäre hier zweierlei: die entscheidung hätte bereits bei der eröffnung getroffen werden können, so dass die leute sich nicht an das muntere knipsen gewohnt hätten und die leute beim bodycheck könnten / sollten eine klare ansage machen, dass fotos / videos nicht erwünscht sind.
  • die projektionen auf vier verschiedene durchsichtige leinwände, nebel, ordentliche stroboskope, scanner und nicht zuletzt die neonröhren in der mitte: alles klasse, aber gerade der strobo und die bunten neonröhren wurden an dem abend irgendwie zu wenig genutzt. grundsätzlich ist das licht jedoch vollkommen dem club angemessen. ebenso wie die…
  • funktion-one-anlage. klingt im vorderen bereich klasse. sobald man jedoch im bereich des lichtmanns (also quasi an der bar) ist, dreht man sich unweigerlich in richtung dj, weil ausschließlich von vorne beschallt wird. an der rückseite der tanzfläche sind keine boxen montiert, das würde (eher spekulatives denn fachliches wissen von raumakustik) noch mehr dazu beitragen, dass man sich im klang verliert.

all das ist jedoch klagen auf verdammt hohem niveau. nach dem ersten rundgang (also nach den ersten zehn minuten) hatte ich das gefühl, hier richtig zu sein. im unteren „verdieping“ (heißt „stockwerk“) wird bezahlt, die garderobe abgegeben, auf den couches geplaudert, am essensstand backwaren gekauft und wenn einen ein allzu menschliches bedürfnis plagt, sind auch gleich die toiletten da.
an manchen wochenenden ist „de verdieping“ als zweiter floor auch noch geöffnet, war an diesem samstag leider nicht der fall. sonst finden dort auch ausstellungen statt. hat damit einen eher temporären charakter, zumal das setup für die parties im untergeschoss immer wieder neu aufgebaut wird.
der „club lebowski“ setzt dem untergeschoss noch die krone auf: dort gibt’s tatsächlich drei bowlingbahnen, für die man sich bowlingschuhe anziehen kann, und ein kicker steht auch da. war gegen 2 uhr aber auch leider schon geschlossen.
das eigentliche trouw liegt ein stockwerk höher im erdgeschoss, wo seinerzeit drei niederländische tageszeitungen (u.a. eben die namensgebende „trouw“) gedruckt worden sind. und da kommt man erstmal ins staunen: an sich ist es ein riesiger langgezogener und gar nicht mal so breiter raum mit hohen decken. das restaurant mit hängenden gärten im hinterteil, und von dort aus kommt man direkt auch in richtung club – entweder von oben über die treppen oder ebenerdig.
die tanzfläche befindet sich direkt am hinteren, dunkleren ende. zunächst fand ich den aufbau seltsam: tanzfläche, bassboxen über fast die gesamte breite, dahinter das nicht erhöhte dj-pult, nochmal dahinter eine bühne. nahm zunächst an, dass die nur den freunden des hauses vorbehalten wäre, aber das stellte sich schnell als irrglaube heraus – jeder, der wollte, konnte da hoch. machten auch so einige, inklusive mir, da das der beste platz zum decksharken ist.

damit zu sandrien, die – kann man nicht anders sagen – einen tadellosen job machte und ihre acht stunden sichtlich auskostete. hatte ich zum anfang der woche im rush hour noch am rande aufgeschnappt, dass amsterdam eine house-stadt sei, war das eine option unter vielen. wenn es zur sache gehen konnte, dann mit richtig schön treibendem techno (kaum etwas erkannt, „control“ von truncate war darunter, aber das lief bereits vor zwei uhr). sonst mit der wichtigsten zutat, die ein set mit überlänge so haben sollte: spannungsbögen. wenn ich dabei dachte, dass die gemüter nun genügend abgekühlt wären, so dass sie wieder einen gang höher schalten könnte, ging es auch wieder fordernder voran. hat vor einigen monaten im berghain gespielt, wunderte mich nach der leistung auch nicht.

einzig und allein meine kondition ließ an dem abend nicht viel zu. nachdem eine klassische touristen-woche mit exkursionen nach den haag (dienstag) sowie rotterdam (mittwoch / donnerstag) hinter mir lag, an denen ich täglich (von montag bis inklusive samstag) im schnitt zehn kilometer zu fuß absolvierte, führte das in kombination mit kumuliertem schlafmangel dazu, dass ich entweder auf den treppen im hinteren bereich bei der bar saß und mir das große ganze von dort aus anschaute oder eben neben der bühne beim dj-pult, wo ich erstaunt war, dass ein tontechniker permanent daneben saß und die anlage gegebenenfalls feinjustierte. ein stück heimat gab es mit fritz-kola und club mate („nur“ die kleinen flaschen, aber immerhin) obendrauf, so dass wenigstens der kopf halbwegs bei der sache war.

was bleibt? der eindruck von einem club, der für meine begriffe endlich in einer liga mit dem berghain spielt, dadurch natürlich eine gewisse hipster-quote mit sich bringt, aber dennoch gibt das publikum gas. all das hat mich insgesamt (so wie amsterdam an sich) schwer beeindruckt, so dass ich vor der schließung ende des jahres unbedingt noch einmal ins trouw möchte – wenigstens ein mal, wenn nicht sogar öfter.

trouwqueue20140329

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