[berlin / 08.03.2014] berghain: klubnacht

jawohl, das wird mein märz-termin. auch wenn die innervisions-nacht in zwei wochen mit shackleton und surgeon wieder mal zwei leckerbissen bereit hält, wird das mit ansage zu voll, somit zu stressig und überhaupt bin ich da gar nicht in der stadt. dann doch lieber dieses aufgebot mit gern gesehenen gästen und residents, wovon ich unbedingt kobosil mitbekommen möchte, der noch recht frisch in den reihen ist.

klubnacht

berghain: blueprint vs mdr
00:00 marcel dettmann
04:00 regis
06:30 dvs1
10:00 james ruskin
14:00 kobosil
17:00 anthony parasole
20:30 marcel dettmann
01:30 answer code request

panorama bar
00:00 mr beatnick
04:00 paranoid london live
05:00 rolando
08:00 trevino
11:00 endian & dolan
14:00 fold
17:00 dvs1
21:00 steffi
24:00 nd_baumecker
03:00 steffi / nd_baumecker

eintritt
15 euro

nachbetrachtung

der hintergedanke war überaus strategisch, das abbummeln üppig vorhandener überstunden auf den montag zu legen, aber mit dem abstand von fast einer woche betrachtet, wäre es sogar cleverer gewesen, die gesamte arbeitswoche zu nehmen.
zwei schichten: 1:15 bis 6:30 uhr und 14:30 bis 9:45 uhr am montag, an dem answer code request die letzte platte im berghain spielte. kopfrechnen könnt ihr ja.

wie immer wollte ich schon früher dort sein, um mehr von marcel dettmanns warm up mitzubekommen, die eitelkeit verzögerte den ablauf jedoch etwas nach hinten. vor ort angekommen, schien es angesichts der sich hin und herwiegenden körper auf der tanzfläche so, dass er gerade angefangen hatte, die ersten tracks mit kickdrum zu spielen. bis 4 uhr folgte (und ich weiß, dass ich mich wiederhole) eine eröffnung nach maß mit wieder einmal subtilem und behutsamen aufbau, wogegen mr beatnick (zumindest bei meinem rundgang durch die panorama bar gegen 2:30 uhr) den kürzeren zog. lag nicht zwingend an ihm, „7 ways“ von hercules, vertreten auf der kürzlich bei strut erschienenen dance-mania-compilation, ist nicht die schlechteste wahl, um den abend dort oben einzuläuten. aber es scheint echt so, dass die residents auf die besucher mittlerweile eine ähnliche, oder in dem fall sogar eine größere anziehungskraft ausüben. ich konnte jedenfalls bequem über die tanzfläche gehen, ohne jemanden anzurempeln. wird hoffentlich in den anderthalb stunden darauf besser geworden sein.
marcel schloss dann mit etwas verspätung mit seinem remix zu moderats „bad kingdom“ ab. regis begann erstmal mit zurückgenommenen tracks, die auch auf sandwell district hätten erscheinen können. da ich jedoch auf paranoid london neugierig war (und bis zum ende des sets vergessen hatte, dass der hit „paris dub 1“ von ihnen stammt), ging ich für den rest bis 5:00 uhr nach oben und wurde vor auch oben mittlerweile vollem haus nicht enttäuscht. originale 303, gepaart mit drums und samples aus ableton live und vocals mit effekten. alten relief-käufern könnte noch das trackhead steve-sample aus „crazy wild track“ aufgefallen sein – die drei verschufen dem sound somit live eine art frischzellenkur. lediglich die „release“-rufe fand ich gegen ende etwas anstrengend.
regis hatte es dann nach 5:00 uhr auch geschafft, sich ausgehend von „house of vetti“ von g-man zu fordernden tracks vorzuarbeiten. fehlen konnte auch nicht der surgeon-remix von nitzer ebbs „join in the chant“ (der doch bitte mal als bootleg erscheinen könnte) oder auch alte jeff mills-tracks. somit ein zufriedenstellendes set – jedenfalls in der zeit, in der ich unten war. nicht mehr, nicht weniger.
es war schon vorher mein plan, die pause auf den beginn des dvs1-sets zu legen, ehe ich mich hier über mangelnde abwechslung beklage. ein von tools geprägtes set deutete sich auch in den ersten minuten an, daher wollte ich mich lieber schonen und ihm später oben in der panorama bar eine chance geben.

nachmittags auf dem fußweg zurück beschlich mich bei sonnenschein und milden temperaturen schon meter für meter ein schlechteres gewissen, den sonntagnachmittag ausgerechnet feiernderweise zu verbringen. andererseits kenne ich mich: ohne gemeinsame sportliche aktivität (nun ja, wenn man tischtennis oder frisbee als „sport“ bezeichnen will) wäre es auch ein sonntag geworden, an dem ich die balkontüren vielleicht etwas länger geöffnet hätte. um wirklich dauerhaft draußen bleiben zu wollen, braucht es temperaturtechnisch dann doch etwas mehr.
liest sich jetzt so als nachträgliches schönreden oder als rechtfertigung, dabei lieferte kobosil mit seinem set die beste begründung dafür. im voraus hatte ich schon mitbekommen, dass er ein passionierter sammler von alten techno-vinyls ist und sie auch neben aktuellen tracks gerne in seinen sets einbaut. und nach den drei stunden weiß ich es auch: ja, macht er, und das ausgezeichnet. zwei beltram-tracks sind mir noch in erinnerung („believer“ und „drome“) und ansonsten ein set, das zwischendrin auch mal raum zum durchatmen ließ anstatt die ganze zeit über auf vollgas zu setzen. mich macht nur neidisch, dass der junge herr mit anfang 20 bereits so eine stilsicherheit und so ein gespür für einen echt guten aufbau mitbringt. wird im auge behalten, ob er die form auch so konstant beibehalten kann.
der vergleich zwischen dvs1 und anthony parasole fiel tatsächlich (und irgendwie freut’s mich) zugunsten von dvs1 aus. das soll nicht heißen, dass ich anthonys set schlecht fand – im gegenteil: er machte es nach dem abwechslungs-, aber auch energiereichen kobosil-set und vor dem zu erwartenden dettmann-donnergrollen genau richtig, indem er eher hypnotische, introvertierte tracks spielte. mich freute jedoch, dass dvs1 oben zumindest für mich zeigte, weshalb es doch die eine oder andere lobeshymne über ihn gibt. vielseitig und funky, konnte über disco-artige tracks zu techhousigen tracks eine ganz schöne palette bedienen und war damit interessanter als in den sets, die ich im berghain von ihm gehört habe.
steffi spielte im anschluss acid house mit disco gemischt („you make me feel (mighty real)“ von sylvester bspw. – also auch stellenweise hittig) und marcel dettmann wiederholte in seinem zweiten set des abends weite teile der zweiten hälfte seines ersten sets, inklusive der abschlussplatte. zu dem zeitpunkt war es auch am vollsten – überhaupt war ich überrascht, dass es im durchschnitt eine zwar gut besuchte klubnacht war, aber auch in den vollsten momenten war es immer noch möglich, seinen platz zu bekommen. man könnte schon fast von „normalzustand“ sprechen, aber irgendwie weigere ich mich, parties mit einer dauer von insgesamt 34 stunden als „normal“ zu betrachten.
nd_baumecker oben, kann ich kurz machen: gewohnte klasse, etwas härter und fordernder als beim letzten mal. packte zusammen mit steffi dann das beste der 1980er aus, jedenfalls zum finale oben gegen 6:00 montag früh. auswahl: liza minelli („losing my mind“), kate bush („running up that hill“ in der maxi-version), freeez („i.o.u.“), cybotron („clear“) und als letzte platte „what have i done to deserve this“ von den pet shop boys. ich hatte in der dreiviertelstunde bei geöffneten jalousien bei morgendämmerung schon sehr meine freude daran.
trifft auch auf answer code request zu, der – nachdem herr dettmann mal eben anderthalb stunden länger spielte als geplant (daher steht oben auch die tatsächliche zeit) – mit „amazon“ von world2world auf ur begann, danach jedoch erstmal recht stereotypen „big room“-techno spielte. nach zwei, drei stunden war aber auch das gegessen und es kamen tracks mit wiedererkennungswert wie „electric vision“ von terence fixmer oder (richtig grund zur freude) „cyclone“ von technasia. überhaupt verstand er es ganz gut, das set mit dem einen oder anderen hit so zu gestalten, dass die leute auch bis zum schluss bei laune gehalten wurden. gutes ende, auch wenn ich in den letzten drei stunden (also eigentlich, nachdem es für alle von der panorama bar aus nach unten ging) nur noch in ausnahmefällen tanzen konnte und mich stattdessen lieber auf’s unterhalten oder beobachten (beides sitzenderweise) konzentrierte.

alles in allem: bin montag vormittag mit dem gefühl nach hause, das für mich richtige märz-datum ausgesucht zu haben. klar wäre der hormonhaushalt mit etwas mehr tageslicht über den sonntag und montag auch auf seine kosten gekommen, aber etwas exzess hier und da sollte auch noch sein, solange ich noch lust darauf habe. dennoch: bis auf weiteres (sprich: bis zur erneuten herbst-/wintersaison oder verregneten sonntagen) war das erstmal der letzte dieser art.
kobosil, das erste dettmann-set, nd_baumecker und das finale zwischen ihm und steffi oben stachen für mich schon heraus, der rest gab sich jedoch auch keine blöße, so dass es in musikalischer und auch stimmungstechnischer hinsicht echt nichts zu meckern gibt.

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