das fokus festival ist zugegebenermaßen bisher völlig an mir vorbeigegangen, aber seit der anfrage letzte woche ist meine neugierde doch ziemlich groß.
dabei handelt es sich um eine plattform, die von verschiedenen jugendkulturinitiativen aus deutschland und polen (daher auch görlitz als veranstaltungsort) getragen und organisiert wird. das eigentliche festival findet am 8. september auf dem alten schlachthofgelände in görlitz statt, bereits am 7. september gibt es das warm-up im basta. um den abend musikalisch abzurunden, darf ich zum schluss dubstep spielen.
programm
ab 20 uhr: filmprogramm – zwei dokumentationen. zum einen über das boomfest, ein deutsch-polnisches jugendprojekt, zum anderen interviews des jugendrings oberlausitz mit jugendinitiativen in und um görlitz.
ab 22 uhr: jabbadub
ab 0:30 uhr: stype ableton-set
ort
jugendkulturzentrum basta
hotherstraße 25
görlitz
review
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meine festival-premiere (von krake mal abgesehen), und auch wenn es „nur“ die warm-up-party war, war die betreuung und organisation derartig professionell, dass ich unterwegs im auto hoffte, dass ich wenigstens ein ähnliches niveau bieten könnte, was pünktlichkeit und vor allem das set angeht. wieder einmal war ich vor die herausforderung gestellt, abseits bekannten terrains überzeugen zu müssen und ich hatte daher versucht, möglichst viele musikalische facetten des genres abzudecken.
um es gleich vorwegzunehmen: ich glaube, so wirklich überzeugt habe ich nur wenige. ursachen kann es viele dafür geben: der abend war von der quantität der besucher schon schwierig, wobei ich mich im basta wirklich gut aufgehoben gefühlt habe (sehr leckeres veganes catering bspw.) und die leute noch nicht so übersättigt sind wie hier zuweilen. allerdings schienen manche sehr auf die wobble-dubstep-formel abonniert zu sein, was ich zwischendrin auch gespielt habe, aber so groß ist mein fundus und der spaß daran nicht, als dass ich ein set ausschließlich damit bestreiten könnte und wollte.
es mag auch sein, dass ich die tatsachen auch komplett verkenne: diejenige, die den kontakt hergestellt hatte, meinte im nachhinein, dass bei mir die größte anzahl an leuten auf der tanzfläche war, was ich sogar glauben kann. jabbadub hatten zwar ihren fanclub dabei und mit ihrer mixtur aus dancehall, reggae und auch dubstep gerade beim dj-set schöne musik zu bieten, aber eine wirkliche party wollte sich daraus nicht entwickeln – dafür waren zu viele leute im hof oder oben beim kickern.
ein aha-erlebnis gab es dennoch, als der techniker gegen ende meines sets zu mir kam und fragte, ob er sein mikrofon anstöpseln und etwas mcing betreiben könne. normalerweise schrillen bei mir in solchen situationen die alarmglocken (ja, ich weiß, nicht von den eigenen nicht vorhandenen skills auf die anderer schließen), aber er hatte sich den ganzen abend kompetent um die technik gekümmert und ich hatte es eh wieder erfolgreich geschafft, die tanzfläche so gut wie leerzuspielen – da war mir das risiko auch egal. umso schöner, dass er über recht minimalistischen dubstep (glaube, ich habe zu dem zeitpunkt kryptic minds gespielt) mit richtig gutem timing und flow improvisierte. war für mich ein schöner abschluss des abends.
mit der unterkunft war im privaten rahmen alles geregelt, und auch hier der nächste überraschungsmoment: unweit der görlitzer innenstadt lässt es sich äußerst preiswert wohnen, sofern man bereit ist, beim komfort einige abstriche zu machen und den handwerklichen aufwand auf sich zu nehmen. ich kam jedenfalls in einer sehr geräumigen wohnung unter, deren bewohner am nächsten tag das catering mitgestaltete. auch dort habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt.
das festival an sich kann ich in seiner breite gar nicht genügend darstellen, weil ich recht früh den heimweg nach berlin angetreten und so leider nichts vom abendprogramm mitbekommen habe. festzuhalten ist jedoch, dass an diesem einen nachmittag auf dem schlachthofgelände eine vielfalt geboten wird, die für einige jugendliche aus der region wie gerufen gekommen sein dürfte. zu nennen wäre sprayen, breakdancing, bmx tricks auf einem entsprechenden parcours, apropos: parcour gab es auch von einer polnischen gruppe, die mal eben eine drei meter breite lücke zwischen zwei gebäuden in ungefähr drei meter höhe übersprang. außerdem jede menge kunstinstallationen, wozu die brachliegenden hallen förmlich einluden – und musik natürlich. hatte beim essen jedenfalls eine coverband von 1960er-gassenhauern der beatles und beach boys im ohr.
kurzum: eine tolle sache, die dort auf die beine gestellt worden ist – in einer stadt mit charmant vielen altbauten, die aufgrund des nicht wie in dresden oder auch leipzig stattfindenden strukturwandels viel leerstand aufweisen. dem gedanken des festivals steht die tatsache entgegen, dass viele pensionäre sich görlitz aufgrund der (noch) niedrigen lebenshaltungskosten als alterssitz aussuchen. dem spricht aufgrund der vom krieg verschonten bauwerke auch nichts entgegen. ich hoffe jedoch, dass auch die alternativkultur als attraktion nicht ganz aus dem blick gerät. vielleicht sollte ich mir darüber auch keine sorgen machen – die organisation des festivals ist mit der verwaltung von görlitz und zgorzelec schon sehr gut vernetzt, so dass das fokus hoffentlich auch nachhaltige spuren hinterlässt. vielleicht ergibt sich noch einmal die gelegenheit, dass ich mir die stadt etwas länger anschauen kann – dafür war der zeitplan dieses mal leider zu knapp.