letztes jahr hatte ich mit der master-arbeit andere sorgen und mich nicht um eine karte gekümmert. diejenigen, die dann hingefahren sind, wurden zeuge, wie das festival in regen und schlamm versank. so wirklich umwerfend sehen die prognosen für das kommende wochenende zwar auch nicht aus, aber eintreffen muss davon auch nicht alles.
war verwundert, wie einfach es in diesem jahr mit der karte klappte. der verkauf wurde im losverfahren entschieden, und das hat gleich im ersten anlauf ohne ticketbörse geklappt. sogar die postbotin müsste anfang mai darüber im bilde gewesen sein, was sie da gerade per einschreiben verteilt. die hat mir jedenfalls nach meiner unterschrift in typischer berliner mundart mitgeteilt, dass sich da jetzt einer freuen dürfte.
und damit hat sie recht. was auf last.fm vom line-up zu lesen ist, reicht für den eindruck, dass wieder viel mühe darauf verwendet worden ist, den kulturell undogmatischen unter uns ein kurzweiliges, verlängertes wochenende zu bescheren. welche horizonte oder augenringe erweitert worden sind, ist danach hier nachzulesen.
nachbetrachtung
das hat man nun davon, es etwas schleifen zu lassen. ein jahr und fast drei monate später (verfasst wurden diese zeilen am 22. september 2013) erinnere ich mich längst nicht an alle details, insofern gibt es kein minutiöses tagebuch wie für 2013. stattdessen beschränke ich mich auf das, was ich toll oder nicht so toll fand.
generell hat es nach dem einen jahr auszeit (wobei ich 2011 eher glück hatte, da die fusion in dem jahr gut untergegangen ist, was regenmassen angeht) aber locker dafür gereicht, dass ich 2013 unbedingt wieder hin wollte. soviel schon mal vorab.
toll war:
- charon: erst auf dem burning man, dann auf der fusion. ob es jetzt etwas über den stand der fusion als festival aussagt, mag jeder selber beurteilen. habe dort einige minuten zugebracht, aktiv und passiv.
- die deko, überall. darauf kann und konnte man sich bei der fusion immer verlassen. hervorzuheben die in den boden gerammte, qualmende fusion-rakete vor den essensständen. die lichtspiele auf der turmbühne, die tanzwiese mit holzhütten-charme oder der wald mit den strobos in den bäumen.
- das robofield mit dem riesigen bassline circus, der für mich eine musikalische bereicherung war. jedenfalls ging es donnerstag bei jazzsteppa schon amtlich zur sache. eines der vielen surrealen erlebnisse, aus dem bassline-circus-zelt nach draußen zu kommen und die lords of lightning unter strom zu sehen. direkt gegenüber die roboter-band inklusive headbangendem „gitarristen“, pyronale-orchester und einigen tagsüber umherstreunenden robo-tieren.
- fil und sharkey freitag mittag auf der hangarbühne. vor ihm sitzend ca. 1000 leute und er in der mittagshitze in unterhose und mit hut stehend. mit seinem üblichen hang zur (selbst)ironie und ein paar spitzen in richtung der techno-fraktion, was als ex-punk aber eh zum guten ton gehört und zudem ohnehin gut ankam. habe niemanden gesehen, der kopfschüttelnd den platz verlassen hätte. stattdessen hatte er mit seinem humor die versammelten herrschaften im nu gewonnen und dass kollektives lachen für die stimmung einer großveranstaltung nichts schlechtes bedeuten kann, wurde schnell deutlich.
- raoul petite, donnerstag abend auf dem roten platz. ein abgefahrenes ensemble aus einem craquer mit frappierender ähnlichkeit zu louie austen, zwei damen in fellkostümen und lässigem französischen pop mit sprechgesang, drumsoli mit allem möglichen, was man so als schlaginstrument gebrauchen kann (blechpfannen, schalen, glocke, und das alles von einem typen gehalten, der als menschliches schlagzeug diente). auch nett war die ins publikum geworfene torte aus rasierschaum.
- steve rachmad und marc schneider auf der turmbühne, africa hitech als abschluss sonntag abend in der tubebox. das ist jedenfalls in elektronischer hinsicht bei mir positiv hängengeblieben.
- campen auf dem familyspace inklusive tollen bezugspersonen.
- personal an essensständen und einlass dem vibe der fusion entsprechend herzlich.
- die professionalität, mit der den zwei unwettern begegnet worden ist. musik auf allen floors ausgeschaltet, eine ruhige, aber bestimmte ansage, dass sich jetzt bitte jeder zum zeltplatz begeben solle und wir erfahren, wann es weitergeht. klar, sollte versicherungstechnisch auch besser so gemacht werden, ehe jemand von einer zeltplane begraben wird. trotzdem fand ich die art und weise goldrichtig.
nicht so toll war:
- im großen und ganzen fand ich das, was an elektronischer musik geboten worden ist, nicht so berauschend oder ich war nur zur falschen zeit an den falschen orten. ohnehin habe ich nur ganz wenig von dem gesehen, was ich mir vorgenommen hatte. das hing mit der falschen einteilung der kondition zusammen, die auf nacht- und tagbetrieb wegen der nicht in frage kommenden künstlichen verlängerungsoption einfach nicht ausgelegt ist. so blieb ich deswegen schon freitag weite teile im camp sitzen und ein (in der tat lohnenswerter) ausflug vom familyspace zu den bachstelzen kostete samstag auch etwas zeit.
wohin das führte, könnt ihr in der nachbetrachtung für 2013 nachlesen: die absicht, in keinem fall etwas planen zu wollen, und wenn, dann nur grob. endete dann in ganz penibler ablaufplanung, die aber eher auf den tag ausgerichtet war. das ist aktuell auch für mich der modus, in dem ich ein festival wie die fusion auch mehr genießen kann, auch wenn die lichtspiele samstag abend schon etwas sind, das man gesehen haben sollte.
wieder mal gekonnt den faden verloren. symptomatisch für die schwäche in elektronischer hinsicht war beispielsweise der brostep samstag abend auf der seebühne (unter anderem borgore lief dort) oder leider auch wolle xdp, auf den ich mich eigentlich gefreut hatte. ich komme mit diesen plakativen ravesignalen neuerer gangart einfach nicht klar, ist vielleicht aber auch mein problem. ansonsten gab es nur die oben erwähnten positiven beispiele, aber auch eine menge mittelmaß. magda war als abschluss auf der turmbühne beispielsweise ok. nicht mehr, nicht weniger. - stehpisser, manchmal höchstens zehn meter von der rinne entfernt. keine ahnung, ob die ihr hirn abgeben, sobald sie ihr bändchen am handgelenk tragen, ist aber auch eine ewige geschichte.
- die beiden unwetter. das erste riss uns aus der hamletmaschine, die an sich famos präsentiert war (projektionen auf kleine wasserstrahle) und der regen kam auch direkt auf der hälfte des weges richtung familyspace aus vollen kübeln. das alleine war noch nicht so dramatisch, klamotten lassen sich wechseln. unschön wurde es in dem augenblick, als ich nur noch das unterzelt sah, zumal das zelt selbst auch nur geliehen war. ein glück hatte der wind nicht alle heringe geschafft, so dass es nur unweit daneben lag, und es muss zu einem zeitpunkt gewesen sein, an dem der regen nachgelassen hatte. so war es drinnen nur etwas feucht, aber für eine nacht auszuhalten.
beim zweiten hatten wir etwas mehr glück. da gingen sturm und regen erst 50 meter vor unserem camp los. dann aber auch gleich so heftig, dass wir die sonnenplane zu viert festgehalten haben. mir als campingunerprobten und erneut um mein zelt besorgten muss die nervosität anzumerken gewesen sein. aber mit holländern im camp ging das super vorüber, um nicht zu sagen: sie gaben mir sofort das gefühl, dass das ohne weiteres ausgesessen werden kann. war auch so, das zelt stand danach immer noch da wie eine eins. dennoch zog ich für diese und die darauf folgende letzte nacht ins auto eines treuen begleiters, was zu der entscheidung führte, dass ich 2013 zum mietwagen griff, was ich jederzeit wieder so machen würde. wie auch die fusion an sich übrigens.