ok, dieses ist nun wirklich das letzte mal in diesem jahr. zu meiner verteidigung kann ich nur vorbringen, dass dies einige tage nach dem gastspiel im saal9 zustande kam. freue mich aber sehr darauf, da das letzte gastspiel im horst schon 15 monate zurückliegt und mittlerweile die kirsch-audio-anlage aus dem rechenzentrum dort installiert ist. die klingt schon als gast sehr fein, nun also der test auf der anderen seite des pultes.
eintritt
10 euro
start
24 uhr
abfolge
anfang: stype ableton-set
peaktime-dj-set: boddika
live-act-slot: snuff crew
finale: king cannibal
review
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es konnte also nur auf zwei arten ausgehen: entweder die leute stehen kollektiv herum oder drängeln sich am rand, weil es einfach nicht passt mit der verbindung zwischen musikdarbieter und publikum, weil ersterer meint, seine experimente ohne rücksicht auf verluste mal laut hören zu wollen. im schlimmsten falle versagt der laptop seinen dienst und es sind keine cds als backup dabei. andererseits kann der darbieter sich auch auf den umstand einstellen, dass die leute nicht mehr und nicht weniger als spaß haben wollen.
hatte im vorfeld angenommen, vor der snuff crew zu spielen und das set so konzipiert, dass ich nicht über 127 bpm lande, was zumeist das tempo ist, bei dem ich anfange. beim pre-warm-up beim italiener am spreewaldplatz erfahren, dass a) mein slot auf zweieinhalb stunden verlängert wurde und b) boddika nach mir dran ist. hab mich über beides gleichermaßen gefreut, da sets doch erst ab zwei stunden spaß bereiten (wenn es denn läuft). kleiner wermutstropfen war, dass boddika gerne einen djm-800 statt des xone:92 haben wollte. auch wenn der besser als seine vorgänger klingt, schlägt allen&heath den klanglich immer noch um einiges.
trotz der änderungen blieb ich beim groben fahrplan, neueren, minimalen house mit alten acidhouse-sachen kombinieren zu wollen, die ersten 20 minuten wollte ich dennoch den experimenten vorbehalten und war erstmal angesichts der qualitäten der kirsch-audio-anlage sehr erstaunt. sicher ist man als dj irgendwann mal darauf vorbereitet, dass die bässe im club etwas anders zur geltung kommen, aber über die wärme und wucht, ohne gleich penetrant zu wirken, war ich sehr erfreut. so ließen sich im späten verlauf des sets ältere chicago-tracks, die nicht gerade für ihren ausgefeilten mixdown bekannt sind, mit einer von sweet exorcist (wenige jahre später entstandenen) geborgten bassdrum aufhübschen.
ausreißer gab es nach oben wie nach unten. zum beispiel hatte ich eigentlich gedacht, dass „s.t.f.u.“ von theo parrish die meute zumindest gut anfüttert (jedenfalls wollte ich den track in der ersten stunde genau deswegen einsetzen), jedoch nutzten einige die üppig bemessene spieldauer für einen gang zur bar, andere blieben interessiert stehen, aber als tanzflächenfüller eignete er sich zumindest an diesem abend nicht. kann in anderen clubs zu anderen gelegenheiten komplett anders sein – wird zu gegebener zeit getestet.
auf der anderen seite entpuppte sich „vertigo“ von kaay alexi als joker: zunächst ist die platte für damalige verhältnisse schon so dick produziert, dass die bassdrum keine anderweitige unterstützung braucht und die schönen analogen, dreckigen sounds der 303 alleine ausreichen, um beim publikum einzuschlagen. gab darauf jedenfalls die lautstärksten reaktionen, da war es auch schon recht spät.
lange rede, kurzer sinn: es trat der idealfall ein. die hardware arbeitete problemlos mit sowie dj und publikum so gut zusammen, dass es für mich am ende extrem kurzweilige 150 minuten waren und boddika eine schöne arbeitsgrundlage hatte. wenn man es als qualitätsmerkmal heranziehen möchte: es kam niemand ans dj-pult, um nach paul kalkbrenner zu fragen, sondern nur jemand fremdes, der sich per handschlag bedankte. insofern: herausforderung gemeistert und bei boddika noch den eindruck eines geradlinigen, kompromisslos partytauglichen sets gewonnen, ehe es für mich zwangsweise um kurz vor 4 uhr hieß, den heimweg anzutreten, da die nicht-dj-arbeit am silvestertage auch zu ihrem recht kommen wollte.
als neuerung führe ich, sofern es sich um für meine begriffe so gelungene sets handelt, dass die nachwelt auch etwas davon mitbekommen sollte, unter den reviews noch den punkt „mitschnitte“ ein. der größere plan dahinter ist, auf einer page alle hier hochgeladenen mixe zu bündeln, sind ja mittlerweile doch so einige.
mitschnitt
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