für einige liegt der schwerpunkt darauf, das (ganz passable, aber nicht weltbewegende) debüt-album von steffi in der panorama bar zu zelebrieren, wobei solche anlässe auch immer grund genug dafür sind, ein programm zusammenzustellen, was das konditionstraining beim fitnessstudio der individuellen wahl locker ergänzt.
glücklicherweise gilt das aber auch für das angebot eine etage tiefer, man wird sich nur früh auf den weg machen müssen (und nicht vergessen: am 13. februar noch zwischendurch über die offenlegung der berliner wasserverträge abstimmen).
war zwei (streng genommen: drei) male dort, daher auch das zweigeteilte resümee.
erste schicht
ankunft:
kurz nach 0 uhr, tür noch nicht geöffnet, dafür schon eine schlange bis zu ungefähr einem drittel des weges. entweder sprechen sich album-veröffentlichungen der residents schnell herum oder es ist der hype um den club – wahrscheinlich eine mischung aus beidem. um die schlange zügig abzuarbeiten, wurden beide eingänge bemüht, nur pech für die herren, dass sie erst an der linken tür abblitzten, sich dann verzweifelt nach rechts orientierten, um direkt vor mir nochmal weggeschickt zu werden.
also kurz vor 0h30 drinnen, oliver deutschmann begrüßte mit plastikman („headcase“ von der „closer“-lp), prosumer mit langsamerem house, hatten aber das glück, dass sich der club schnell füllte, so dass – als ich gegen 0h40 richtung suicide aufbrach – unten im berghain schon um die zehn leute am tanzen waren. warm-ups, bei denen man wohl nicht lange fackeln muss – da freut sich der dj.
zurück dann gegen 4h30, dank stempel nicht nochmal warten müssen. zu der zeit jedenfalls im berghain volles haus.
acts:
petar dundov: mir waren die melodien und die eingesetzten synthesizer-klänge zu opulent, passte andererseits wiederum zum ort. len faki frönt schließlich auch gerne dem hang zur theatralik, dagegen war herr dundov vom tempo und der wucht der bassdrums allerdings gemäßigter.
surgeon: „atol“ als dritter track – schöner anfang, ließ auf einiges hoffen, am ende jedoch ein lediglich „gutes“ set (disclaimer: bei ihm unterscheide ich mittlerweile lediglich in „hervorragend“ und „gut“). hatte natürlich einige perlen parat: nachdem er frühere sets mit edits von nitzer ebb und soft cell garnierte, war nun depeche mode mit „world in my eyes“ dran, also etwas pop-appeal, aber das passt sowohl zu ihm als auch zum club. sonst der neue skudge-remix von rolando, ein paar addison-groove-sachen, die noch einer veröffentlichung harren, dankenswerterweise auch die „journey of the dragons“ von galaxy 2 galaxy, aber mir hat’s etwas an den provozierten brüchen und der härte gefehlt, wie er es noch im august bei der release-party zum shed-album praktiziert hat. könnte er sich durchaus erlauben, aber vielleicht stand ihm einfach nicht der sinn danach.
pete: fackelte nicht lange, gleich von beginn an bretternd, technisch ausdrücklich zu loben – schön passgenau, das alles. vom aufbau her so arrangiert, dass der schluss eher aus chord-tracks bestand (auch die legendäre convextion ward wieder zu hören), so dass ben klock eine nicht allzu ausgelaugte menge übernehmen konnte.
nd_baumecker: house mit disco-einschlag um zackige 130 bpm herum. nahm das publikum auch dankend an. find’s ja immer gut, wenn man das publikum fordert und nicht mit angezogener handbremse auf den haupt-act (und steffi kam ja erst mittags) warten lässt.
dexter: leider nur kurz gehört, weil dann doch mal eine schlafpause fällig war, aber bei dem acid-house-update hätte sich längere anwesenheit definitiv gelohnt. naja, nächstes mal.
zweite schicht
ankunft:
gegen 17h30, nachdem ich meiner demokratischen pflicht nachgekommen war. vom füllgrad her hatte sich nicht viel geändert, oben wie unten so voll wie zur primetime.
acts:
ben klock: hatte gegen mittag ziemlich bretternd begonnen, war gegen schluss mit hypnotischen loops (mit der dvs1 auf klockworks bspw.) wieder in seinem element.
virginia: house alter schule, mit dem gimmick, dass ein mikrofon neben den decks aufgebaut war, in das steffi und elif biçer munter ansagen machten („nd_baumecker in the house“) oder im falle von elif gesangseinlagen zum besten gaben. trug ungemein zur stimmung bei, wirkte keinesfalls aufgesetzt oder peinlich, da hatten alle drei ihren spaß.
john daly: nur kurz und dann am rande mitbekommen, gehört aber zu der sorte djs, denen man grundlegende prinzipien des einpegelns beibringen sollte.
rødhåd: nachdem ich ihn letztes jahr im januar verpasst habe, nun endlich nachgeholt und mit einem exquisiten set verwöhnt worden. hielt die meute ab 18 uhr mit gemäßigter härte, tribal-tools (einige alte samuel l. session auf cycle bspw.) bestens bei laune, gegen 0h30 dann auch noch die gute alte „eat my house“ von dj hell. machte seine sache beneidenswert souverän, ähnlich taktsicher wie sein vorgänger, ideale besetzung für den schluss.
âme / dixon: die haben sich die arbeit zu dritt aufgeteilt, so schien es mir jedenfalls. da auf der tanzfläche in der panorama bar ungefähr ein drittel-quadratmeter pro gast zur verfügung stand, kam vom kondenswasser wahrscheinlich kein tropfen zur erde. hatte einen abschnitt erwischt, in dem âme live gespielt haben, das war bemerkenswert verschroben von den sounds her. wegen der fülle und der fortgeschrittenen zeit habe ich’s aber nicht länger als zehn minuten ausgehalten. gegangen bin ich gegen 1 uhr, ohne in die anschließende polizeikontrolle in der marchlewskistraße zu geraten.
fazit:
müsste ich favoriten benennen, wären das rødhåd und pete. aber generell war das ein abend / mittag / wieder abend, der einem (wieder) bewusst machen konnte, dass das berghain schon ein sehr besonderer laden ist. sicher, eine abgedroschene phrase, aber im vergleich zu anderen terminen des letzten halben jahres stach der samstag / sonntag definitiv heraus. nicht, weil musikalisch das rad neu erfunden worden wäre, sondern vielmehr, weil einer der hauptkritikpunkte widerlegt worden ist: nämlich der, dass bei der größe des ladens und der hohen touristenquote keine stimmung aufkommt. gerade bei der zweiten schicht hatte ich den eindruck, dass den anwesenden der sinn nach gemeinsamem anstelle des isolierten feierns stand. insbesondere die fülle der panorama bar gegen 23 uhr mag bei aggressiv disponierten leuten schnell zu unschönen szenarien ausarten, nach denen man die blauen flecken in der rippengegend oder die brandflecken zählen kann. stattdessen schwitzende gesichter, mindestens die hälfte davon lächelnd, jeder neue track euphorisch begrüßt. unten ein ähnliches bild, überdurchschnittlich viel frohsinn.
da kam also das zusammen, was eine gute party ausmacht: positive grundstimmung der leute und musik mit niveau – beides in schöner wechselwirkung verstärkt. bin jedenfalls locker-beschwingt trotz blei an den füßen (wohl verständlich, wenn man quasi 12 plus 7 stunden unterwegs war) nach hause gelaufen.
Hehe, yeah dann sehen wir uns wohl am Sonntag 🙂