am 7. märz wurde im horst mit verstärkung von word and sound, redshape und falko brocksieper eröffnung gefeiert. das echo war positiv, und nachdem gleich zwei wochen später so ein fein ausgesuchtes line-up ansteht, schaue ich eben rum.
tatsächlich im kreuzberger westen, direkt am u-bahnhof hallesches tor.
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der club an sich ist sehr überschaubar. ein altes postgebäude, leider mit etwas misslungenem grundriss, was die lage der toiletten angeht. dafür kann der horst allerdings nichts. zu den toiletten geht es gleich links, nachdem man den laden betreten hat, einen längeren – hinter der bar entlangführenden – gang entlang. die damen müssen nicht ganz so weit laufen wie die herren. für die garderobe muss man erstmal über die tanzfläche gehen, was dramaturgisch gar nicht mal so schlecht ist, weil man sich auf die art einen ganz guten überblick verschaffen kann, wie die aktuelle stimmungslage ist, und außerdem hat man dann bereits den gesamten club gesehen. ich frage mich nur, ob man zwischen dem gang zur garderobe und dem zu den toiletten nicht einen durchbruch schaffen kann. so käme sich das – auch sehr freundliche – garderobenpersonal nicht so abgeschoben vor.
sonst schöne aufteilung zwischen tanzfläche und vorraum – zwei drittel tanzen gegen ein drittel herumsitzen oder -stehen. getränkepreise absolut human. sitzgelegenheiten mittlerweile zahlreich vorhanden, das war bei der eröffnung wohl anders.
meine anfänglichen bedenken wichen jedoch schnell erstmal der ernüchterung. daniel bell (gewohnt gut) spielte vor vielleicht insgesamt 50 leuten und ich hatte schon die befürchtung, ob die vergangene woche (= erstes wochenende nach eröffnung) mit fremden türleuten, mnml-booking und nicht so optimalem publikum mehr geschadet als genutzt hätte. was schade wäre – zwar wird auf der tanzfläche nicht mit raffinierter illumination geglänzt (rote und blaue leds in stetiger abwechslung, dazu hin und wieder kurze strobo-einwürfe und projektionen), dennoch reicht das dicke aus, um seinen spaß zu haben.
der arbeitsplatz ebenerdig zum publikum, schon mal sehr sympathisch. anlage – so wurde mir berichtet – ist eine leihgabe von patentblau, da kommt noch was eigenes rein. klang aber dennoch gut.
anderthalb stunden später sah das schon viel besser aus. es strömten ab 3 uhr permanent leute in den club, so dass daniel bell wenigstens in der letzten halben stunde vor vollem haus spielen konnte.
aril brikha habe ich seit mehreren jahren nicht mehr gehört, bot aber wieder angehm melodische kost, auch wenn manche überblendungen etwas langatmiger hätten ausfallen können. interessant auch, dass nicht mehr „groove la chord“ das meiste publikumsecho bekam, sondern tatsächlich „berghain“, was im übrigen in kombination mit den extrem heruntergepitchten vocals von „keep me hangin‘ on“ von fräulein wilde echt für einen schönen überraschungsmoment sorgte.
tim xavier begann vielversprechend mit schön trockenem minimalen techno, fiel dann gegen 6 uhr aber sehr zügig in die mnml-variante ab, bei der ich mich frage, ob jemand die in berlin überhaupt noch hören will. das hat wohl auch ein großteil der anwesenden so gesehen und ist gegangen. inklusive mir.
fazit:
sucht man eine möglichkeit, einen schönen, zeitlich nicht allzu ausufernden abend mit guter musik und vor allem netten gästen zu verbringen, ist der horst eine goldrichtige adresse. ein grundsympathischer club mit nettem personal, in dem auffallend viel im publikum gelächelt wird (das steckt irgendwann an). lernfähig scheint man dort auch zu sein – nachdem der mangel an sitzgelegenheiten angeprangert wurde, findet man jetzt immer einen platz, und auch die tür / kasse wird fortan in eigener hand bleiben. da kann man nur hoffen, dass das berliner publikum es demnächst auch vor 1 uhr aus dem haus schafft.
mal schauen, was im sommer noch auf den besucher zukommt. bis dahin bleibt immer noch die erwartung auf ein ähnlich gutes programm wie in den ersten drei wochen. eine monatliche hardwax-nacht lässt schon mal hoffen.