„die allianz“: ein neues projekt – ins leben gerufen von modeselektor, labland, grimetime, revolution no 5 und scape, womit neben dem musikalischen auch der visuelle anspruch bedient wird. dahinter steckt das hehre ziel, der vielfach nur vordergründig spannenden clublandschaft, in der man zumeist das gleiche serviert bekommt, etwas alternativen atem einzuhauchen. da stört es nur geringfügig, dass mit beatport ein mir unsympathischer monopolist als co-sponsor dient.
zugleich lassen sich dadurch neue spielplätze und -arten erkunden. an dem entschluss, wegen der eben erwähnten verkostung von der stange in hiesigen lokalitäten eine partypause einzulegen, ändert das nichts (wobei man hier gut mitverfolgen konnte, dass ich zu weiten teilen aufgrund meiner auf wenige clubs beschränkten abendgestaltung auch selbst schuld daran habe). bin gespannt, wie schwer die party den abschied in die selbst auferlegte hedonistische enthaltsamkeit machen wird. in drei wochen geht es dann weiter, dann auch an gewohnten orten. bis dahin komme ich hoffentlich dazu, ein paar platten schriftlich abzuarbeiten.
p.s.: an die clash-of-the-titans-macher: kommt in die gänge!
review
zeigen
15 euro gezahlt, was angesichts der zahlungskräftigen sponsoren zwar erstmal recht happig erscheint, aber schlussendlich irgendwie gerechtfertigt war. drinnen ging dann für mich die erkundungstour los, bzw. eher das schieben und durchschlängeln. erstmal in den kleineren floor, der den dubstep-protagonisten vorbehalten war und der auch sonst der „eigentliche“ tape club ist. positiv: holzfußboden, gute platzierung der bar, zahlreiche sitzgelegenheiten, und vor allem: eine (erst kurz zuvor eingebaute) funktion-one-anlage inkl. -mixer, was zu einem eigentlich schon perfekt zu nennenden klang führte. negativ: das licht, womit sich viel mehr dinge anstellen ließen, wie ich ab dem frühen morgen mitbekommen habe. raffiniert: der durchgang nach oben, wo sonst ein sehr kleiner chillout-floor beheimatet ist, der vielleicht für 30 leute platz bietet und wo man irgendwie besser durchkam als unten.
die halle hingegen riesig, die kapazität würde ich mit der columbiahalle vergleichen. wirkte wesentlich steriler und zu hell. mir ist zwar schon klar, dass die barleute auch irgendwie arbeiten müssen, aber warum man die im vorderen drittel des raumes ausgerechnet in der mitte platzieren und dann mit weißen lampen beleuchten muss, begreife ich einfach nicht. an der wand würde vollkommen genügen. die pfadfinderei-visuals gab’s dann auf fünf leinwänden (eine links und rechts, drei auf der bühne), dafür hätte man sich das opulente licht an der decke sparen können, aber wenigstens gab’s da auch strobos.
garderobe: unten im keller, bei normalem andrang gibt’s da sicher auch keine probleme. aber wenn 100 leute auf einmal ihre jacken holen wollen, wird es problematisch, weil eine recht schmale kellertreppe hinunter führt und man somit am besten einen bekannten vorschickt, der die sachen holt und sich damit durchkämpft. ach so, ehe ich es vergesse: das freundliche personal (tür, garderobe) verdient wirklich ein lob. zum publikum: eher szenig-mittig, was man so im 103 oder watergate erwartet, aber größtenteils freundlich (ausnahme: siehe schluss).
soweit erstmal zur ortsbegehung, nun zum inhaltlichen:
kode9 & spaceape gab es in der großen halle als live-act. klang für mich zwar besser als die veröffentlichungen, aber auch nach klassischem anheizer-programm. scheinbar endlose spaceape-monologe zu kode9-soundscapes sind zwischendrin ja ganz nett, hatte aber den eindruck, dass mindestens die hälfte des sets daraus bestand. habe es diverse male bei den beiden versucht, aber sie schienen lieber auf dieser art spannungsaufbau zu beharren als das endlich mal aufzulösen. es gab später noch kode9 als dj mit spaceape als mc, und wenn ich ehrlich sein soll: ein mixmeister ist mit dem hyperdub-betreiber echt nicht vom himmel gefallen. stellenweise disharmonisch, und legte er tatsächlich mal einen track auf, der mit einem tollen, mitreißenden beat schwung in die glieder bringen könnte, kam vielleicht zwanzig sekunden später ein „rewind!“, und schon war der aufbau wieder zunichte.
auf gut deutsch: ich bin recht häufig hin und her gewandert und dann doch auf dem kleinen floor geblieben, auf dem 2562 und pinch im 2-platten-rotations-modus demonstrierten, wie man es richtig macht. die anlage trug wahrscheinlich mindestens die halbe miete dazu bei, aber selbst die ruhigeren tracks hatten dadurch eine echt schöne tiefe. da pole und modeselektor sich zeitlich weitestgehend überschnitten, kann ich höchstens nur zu seinem anfang etwas sagen: der klang ziemlich melancholisch und auch noch eher nach 4/4-takt. ein anderes mal dann.
modeselektor also mit heimspiel, dazu noch szarys geburtstag, haben sich ihre fans über die jahre hinweg verdient, entsprechend voll und warm wurde es, begannen mit ihren hiphop-sachen und steigerten sich zu den rave-eskapaden, für die sie berühmt-berüchtigt sind. höhepunkt mal wieder „the first rebirth“, die sequenz zunächst von einem gitarristen im affen-kostüm gespielt. klasse gimmick, wobei an das erste mal damals in der maria, als sie noch eine 4/4-takt-version abfeuerten, nichts herankommt. schade nur, dass ihre mac-laptops entweder mit der hitze oder der erschütterung durch den bassdruck nicht klar kamen und insgesamt vier mal abgestürzt sind. ließ sich anfangs noch auffangen, als nur einer dran glauben musste, aber zum schluss (als die fettes-brot-zugabe kommen sollte) wollten sowohl rechner als auch gernot und szary nicht mehr. ist ihnen nicht anzulasten, gegeben hatten sie alles, verlernt haben sie nichts, und grundsympathisch sind sie immer noch.
danach die sick girls: arbeitsteilung laptop / dj-ing. dachte immer, die beiden wären grime-verfechterinnen, aber entweder klingt das jetzt so oder ich bin hoffnungslos unterinformiert. war für meine begriffe recht dick aufgetragener bassline-techhouse mit ebensolchen hiphop-vocals. nicht mein ding.
also wieder rüber, weiterhin 2562 mit pinch im gewohnten modus, 2562 mit den eher melodischeren sachen, technisch der sicherere von beiden, pinch dafür darker, aber beileibe nicht katastrophal. bis auf kurzzeit-exkursionen nach drüben, um zu schauen, ob sich bei den sick girls was zum (für mich) positiven wendet, blieb ich nur auf dem floor, und versuchte mich auch tanzenderweise an den dubstep-tracks, was erstaunlich gut von den leuten angenommen wurde. natürlich hatte es sich nach mdslktr merklich geleert, aber es waren immer noch genügend leute, um eine gute stimmung erzeugen zu können. musikalisch interessant war es für mich eh, da vollkommen neues terrain, keine sekunde langweilig, weil sich der klang der anlage einfach genießen ließ, weshalb ich schon beinahe so ein setup für jede dubstep-party fordern würde. interessant auch, dass sich die dubplate-tradition in dem bereich fortsetzt, auch wenn ich das im cd-r- oder serato-zeitalter nur noch schwer nachvollziehen kann. pinch griff fast ausnahmslos darauf zurück, wohingegen 2562 die pioneer-cd-player bevorzugte.
äh, ja, wer keine lust hat, das alles zu lesen: tolle erste dubstep-erfahrung, zwei unverbrauchte jungs, die sich freuten, ihren sound hierzulande auch mal vernünftig zu präsentieren. gerne wieder, auch gerne dort!
als überraschungsgast gab es zum finale ab 6 uhr auf dem kleinen floor noch barbara preisinger, die ganz schön zackigen house spielte, aber sie ist ja dafür bekannt, als dj den dancefloor bestens zu bedienen. zeigte sich auch dieses mal wieder.
bin zwischendrin noch rüber zu housemeister, der den anfang mit oldschool bestritt, dann aber auch den ich-will-kein-minimal-sein-techhouse spielte. als ich kurz nach 7 uhr ging, war in der großen halle schon das putzlicht an und im kleinen floor hatte madame preisinger immer noch ihren spaß.
hinausgezögert wurde mein aufbruch, deshalb die ausnahme vom freundlichen publikum, durch eine prügelei am ausgang, bei der eine frau und zwei herren involviert waren. einer der herren glänzte mit galanten rhetorischen wendungen à la „komm her, du schl***e!“ und hätte auch mit weiteren streicheleinheiten nicht gegeizt, wenn die – sehr souveräne – security nicht eingegriffen hätte. ende vom lied: die dame ging unbeschadet wieder rein und die herren werden die party wohl vorzeitig beendet haben. keine ahnung, was die hintergründe waren, ich konnte nur froh sein, den typen den gesamten abend über sonst nicht begegnet zu sein.
fazit: hat sich durchaus gelohnt, kann man so an ort und stelle wiederholen. dann bitte burial und scuba buchen und weniger licht in der großen halle auffahren.