den tricky tunes in der mainzer straße gibt es als instanz für drum&bass, dancehall, dub und artverwandtes ja schon länger. christoph fringeli hat sich mit praxis dort eingemietet, was dazu führt, dass man eine erlesene auswahl an breakcore vorfindet, wie sie in berlin selten zu finden ist. also die goldrichtige adresse für einige pflichtkäufe.
electric kettle
camels to cannibals
[peace off poff ltd 16]
setzt seine veröffentlichungen immer noch wohldosiert, und umso schöner ist es, gleich ein doppelpack von ihm zu bekommen. das rezept bleibt mit hiphop-, comic- und film-samples gleich, die beats suchen immer noch ihresgleichen, auch wenn ein knaller wie auf der „drunk & disorderly“ fehlt. von den remixen auf der d-seite gewinnt natürlich electromeca, aber auch el gusano rojo kann mit seiner noise-gabba-attacke punkten.
itty minchesta
evergreens from the walkman sect
[sozialistischer plattenbau spb12.006]
habe ich das erste mal noch im winter letzten jahres bei stamm-mitleser frank gehört, der die platte in den himmel lobte. ich gebe zu, dass ich erstmal aus dem kopfschütteln wegen der trashigen beats, sequenzen und des atonalen gesanges nicht heraus kam, für das label fand ich es eh erstmal ungewöhnlich. war aber dennoch irgendwie faszinierend, den zustand zurückzuverfolgen, in dem die tracks entstanden sein müssen, weshalb ich mir das ganze auch noch diverse male in diversen webstores als clips angehört habe. so reifte das alles in meinem hirn so lange, bis das mir einschärfte, dass ich eine menge verpasse, wenn ich die platte an mir vorüberziehen lasse.
so sollte man die ep auch lieber als hörspiel begreifen, sämtliche funktionalitätsprinzipien bis auf den zweck der verstörung außen vor und einfach mal den kopf kino spielen lassen – erst dann wird einem klar, dass man es mit einer der wichtigsten und mutigsten veröffentlichungen der letzten jahre zu tun hat. alleine die schauer, die einem beim „hamburg is nich schuld daran“-monolog über den rücken laufen, sind das geld für die platte wert. generell liegt man nicht verkehrt, wenn man das ganze als technoide punk-variante bezeichnet. dazu kann man sozialistischer plattenbau nur gratulieren!
toecutter
we topia
[system corrupt toecutter lp]
zwei zwölfzoller und eine 7-inch, woran man erstmal gewaltig zu knabbern hat, wenn man sich die mühe macht, die verbratenen samples zu zählen und danach noch zuzuordnen.
das verspricht eine menge spaß, und den macht es auch meistens – nur wenn man mich fragt, wären weniger versatzstücke stellenweise mehr gewesen, weil der flow einiger tracks ganz schön darunter leidet, wenn mal wieder nach acht takten alles zuvor aufgebaute umgeworfen wird, wo man gerade dabei ist, schön gas zu geben (auf den partygast und den schallplattenalleinunterhalter gleichermaßen bezogen). zieht man das mal aus dem clubkontext heraus, kann man sich an der flut an pop-verballhornung herrlich abgreagieren oder sich über manche ideen freuen. und es gibt immer noch stücke, die über ihre gesamte länge eine linearität bewahren, an die man sich als techno-konsument gewöhnt hat und die man damit auf eine tanzfläche loslassen könnte, sofern die überhaupt damit zurechtkommt.
einzig die „system corrupt“-samples werden – inkl. diversen zusammenhängen – etwas überstrapaziert.
p.s.: das ist damit der letzte eintrag vor weihnachten, nun endlich auch mit besser lesbarer spaltenbreite. wünsche allen lesern angenehme und ruhige feiertage mit allem, was man sich selbst so wünscht, bzw. dass sie so verlaufen, wie man es selbst am liebsten hätte.