klar, man kann sich fragen, ob mir nicht langsam die themen ausgehen, oder ob ich nichts besseres zu tun hätte, allerdings rege ich mich seit fast einer woche darüber auf, da der weg zur maria unterhalb der woche demnächst mit nicht unerheblichen hürden versehen sein wird. die mail ging eben an info (bei) bvg (punkt) de raus, eine tatsächlich von einem menschen verfasste antwort erwarte ich nicht, aber zumindest habe ich es damit versucht. wer aus seiner umgebung ein ähnliches beispiel für realitätsfremde verkehrsplanung vorbringen kann, ist herzlich eingeladen, dies in den kommentaren zu tun, oder sich mit der bvg unter obiger adresse in verbindung zu setzen. mitleser aus dem kiez, die sich über diese fahrplanänderung ebenfalls schwarz ärgern, können die mail gerne als „vordruck“ nehmen – aber nicht vergessen, den namen bei der unterschrift zu ändern 😉
über die weitere entwicklung (sofern sich da überhaupt was tut) halte ich euch auf dem laufenden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst möchte ich Ihnen zu dem Entschluss gratulieren, das 24-Stunden-Netz mit dem Nachtverkehr der Metro-Linien und der Anpassung der Nachtbusse an den Verlauf der meisten U-Bahn-Linien auszubauen. Damit haben Sie sich zumindest vordergründig einem der künftigen Metropole angemessenen Personennahverkehr angenähert, allerdings wirkt dieses Konzept leider nur auf den ersten Blick kundenfreundlich und offenbart bei näherer Betrachtung eklatante Schwächen.
Hier sei nur mein Beispiel als Bewohner des südlichen Friedrichshains repräsentativ:
Konnte man bisher sowohl unterhalb der Woche als auch am Wochenende mit dem N44 zügig von der Gegend rund um den Boxhagener Platz in Richtung Ostbahnhof gelangen, wird dies ab dem kommenden Sonntag nicht mehr möglich sein, da diese Linie durch die M44, U8/N8, M29 und N40 zwar substituiert wird, die Gegend östlich des Ostbahnhofes allerdings nicht mal ansatzweise angebunden wird. Konkret heißt dies, am Wochenende (wo sich ein guter Teil des Nachtlebens in eben dieser Gegend abspielt) weitere Wege zum S-Bahnhof Warschauer Straße oder Ostkreuz auf sich nehmen zu müssen, um schließlich zum Ostbahnhof zu gelangen. In den Sommermonaten ist gegen dieses von Ihnen geförderte Laufprogramm auch nichts einzuwenden – in den Wintermonaten hingegen hält sich meine Begeisterung, statt wie bisher 200 Meter nun gut einen Kilometer laufen zu dürfen, sehr in Grenzen.
Dies betrifft nur das Wochenende, unterhalb der Woche sind die Schwächen noch offensichtlicher: Durch den außerhalb der Fußball-Weltmeisterschaft nicht stattfindenden Nachtverkehr der S-Bahnen (die als einzige eine Direktverbindung zum Ostbahnhof herstellen) sollte man zwischen 0:30 Uhr und 4:00 Uhr am besten den Fußweg beschreiten, um Anschluss an einen Nachtbus bekommen zu können. Das wäre nämlich der kürzeste Weg, ehe man die M10 oder M13 bis zur Warschauer Straße bemüht, um über den N1 bis zum Görlitzer Bahnhof und nach dem Umsteigen in den N40 nach geschätzten 30 Minuten Gesamtfahrzeit endlich am Ostbahnhof anzukommen. Schichtarbeitern tun Sie damit bestimmt einen genauso großen Gefallen wie den Besuchern des Fritz-Clubs am Ostbahnhof oder den Restaurantbesuchern, bzw. -betreibern an der Simon-Dach-Straße.
Die Tatsache, dass Sie das Nachtliniennetz am Wochenende und vor Feiertagen bis 6:30 Uhr ausdehnen, um damit die Kosten für die im dichteren Takt fahrenden Tages-Linien einzusparen, lässt Ihr Konzept ebenfalls nicht in einem besseren Licht erscheinen.De facto ist der Ostbahnhof nach ihrem Fahrplanwechsel unterhalb der Woche lediglich durch den N40-Bus an das Nachtliniennetz angebunden, und dies auch nur in Richtung Westen. Eine kundenorientierte Netzplanung hätte eine bei Ihren Kunden überaus akzeptierte Linie N44 (Selbst zu Nachtzeiten um 2:00 befand ich mich mit mindestens fünf weiteren Fahrgästen im Bus, und das nur zwischen der Anfangshaltestelle „Wühlischplatz“ bis zum Ostbahnhof.) berücksichtigen müssen, anstatt an den Bedürfnissen der Fahrgäste vorbei zu agieren. Diese werden jetzt wahrscheinlich das Taxi mit der Kurzstrecke als Alternative entdecken, obwohl man die Linie 240 durchaus zu einer Metro-Linie hätte umwidmen können.
Daher bleibt mir zum Schluss lediglich zu sagen, dass die für diesen Innenstadtbereich umgesetzte Planung an Kurzsichtigkeit nicht zu überbieten ist und lege Ihnen eine Überarbeitung Ihres Konzeptes dringend nahe.
Hochachtungsvoll
Andreas Greger